„Name nicht mehr zeitgemäß“ Traditionsbetrieb auf dem Oktoberfest wurde umbenannt
Traditionen pflegen bedeutet nicht die Asche aufzubewahren, sondern die Flamme weiterzugeben.
Als sich nach 525 Jahren das Augsburger Traditionshaus „Hotel drei M*“ in „Hotel Maximilian’s“ umbenannte, sagte der Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch:
„Das Wort stammt aus einer Zeit, als Leute, die als M-Wort bezeichnet wurden, in Deutschland nicht als vollwertige Menschen anerkannt wurden. Spätestens da war der Begriff verbrannt und hätte nicht so lange weiterverwendet werden dürfen.“
Diese Aussage des Professors war zwar auf das Augsburger Hotel bezogen, gilt aber für jegliche Verwendung des M-Wortes, beispielsweise auch für Produkt- und Apothekennamen. Auch aus diesem Grunde ächtete die Kasseler Stadtverordnetenversammlung im letzten Jahr mit großer Mehrheit jegliche Verwendungen des M-Wortes.
Rassistischer Name auf dem Oktoberfest verschwindet
Steht nun solch ein „verbrannter“ Begriff, um es mit den Worten von Professor Stefanowitsch zu formulieren, in Verbindung mit einer erhaltenswerten Tradition, so lässt sich beides gut voneinander trennen. Die Chefin vom Oktoberfestzelt „Café Theres“ zeigt wie sie die „Asche entsorgt“ und die Tradition ihres Betriebes weiterführt.
Seit 1950 ist das kleine Festzelt eine feste Institution auf der Wiesn. Der Betreiberin Katharina Wiemes erging es wohl so wie dem Apotheker Christian Neumeier: Seine Apotheke trug über 200 Jahre diesen rassistischen Begriff im Namen. Mit den Worten: „Wir haben uns mit dem Namen nicht mehr wohlgefühlt“, begründete er 2020 die Entscheidung das M-Wort aus dem Namen seiner Apotheke zu verbannen.
Namensänderung nach über 70 Jahren mit großer Freude und aus Überzeugung
„Eine Tradition stirbt, wenn man sich nicht weiterentwickelt. Wir wollen Festhalten an Altbewährtem und gleichzeitig neue Herausforderungen annehmen. Mit großer Freude und Überzeugung stellen wir uns nun dem Neuen. Unser Cafe M*kopf, das auf dem Münchner Oktoberfest eine feste Institution ist, hat einen neuen Namen: CAFE THERES“, heißt es auf der Webseite des Cafés – und weiter:
„Am 12. Februar 1810 fand die Verlobung zwischen Ludwig von Bayern und Therese von Bayern statt. Offiziell fanden die Festlichkeiten zur Hochzeit im Oktober des Jahres auf einem Areal statt, das später nach der Kronprinzessin Therese benannt wurde – heute kennen wir dieses Areal alle als Theresienwiese. Genau diese Kronprinzessin verhalf nun auch unserem Traditionsbewehrtem Zelt zu seinem neuen Namen.“
Katharina Wiemes macht vor wie Tradition erhalten wird ohne Rassismus zu reproduzieren.
15.08.2022
Ein Artikel der Projektinitiative SIDE BY SIDE