Lange Schatten: Nolde und documenta
Wo diskutiert wird, lass dich nieder!
Dies ist ein dringlicher Appell zum Besuch der Podiumsdiskussion „Expressionismus und Kolonialismus, Emil Nolde“ am 09. Februar 2023 um 19.00 Uhr in der Rotunde des Fridericianums mit der Referentin Prof. Dr. Rebecca Habermas (Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Uni Göttingen).
„Im Mittelpunkt der (…) Gesprächsrunde stehen Fragen zur Aneignung indigener Kulturen um 1900 im Kontext des Expressionismus. In ihrem Vortrag beleuchtet Prof. Dr. Rebecca Habermas am Beispiel Emil Noldes und seiner Reise in die deutschen Südsee-Kolonien die Verflechtungen von Expressionismus und Kolonialismus.“, heißt es in der Ankündigung.
Anschließend diskutieren Dr. Astrid Becker, Stellvertretende Direktorin der Nolde Stiftung Seebüll, Dr. Birgitta Coers, Direktorin des documenta archivs sowie der Künstler Mischa Kuball und hoffentlich auch die Zuhörer:innen über diese Thematik.
Außerdem sollten Sie die Ausstellung „nolde/kritik/documenta“ nicht versäumen, die Basis für die Gespräche ist und bis zum 19.02.2023 dauert.
Warum dieser Aufruf?
Am 19. Januar fand die erste Gesprächsrunde zur Ausstellung statt, die vom documenta archiv folgendermaßen angekündigt war:
„Im (…) Gespräch geht es um die ambivalente Biografie Emil Noldes, die exemplarisch für das problematische Verhältnis von Werk und Autor steht. Die euphorische Rezeption seiner Malerei soll vor dem Hintergrund der frühen documenta Ausstellungen und der Kunstgeschichtsschreibung diskutiert werden.“
Etwa 40 Personen waren anwesend, wovon aber nur einer mit dem Veranstaltungsteam diskutieren wollte. Das geht gar nicht!
Zum Mythos Nolde und damit zum Mythos documenta I-III darf man nicht schweigen!
Wir alle haben das, was mit der verunglückten documenta 15 passiert ist, in frischer Erinnerung. Ist das schon aus und vorbei? Nein, es kann nur der Anfang sein, um nachzufragen, was mit der documenta 15 schiefgelaufen ist und welche Lehren daraus für die Vorbereitung der documenta 16 zu ziehen sind.
Wo öffentliche Angelegenheiten, in und um Kassel herum, verhandelt werden, darf die öffentliche Meinung der Stadtgesellschaft nicht schweigen!
Vielleicht kann sich hier bei „MITTENDRIN-KASSEL“, nomen est omen, ein Resonanzraum öffnen, in dem die unterschiedlichen Lesarten der Ausstellung und des Podiumsgesprächs sicht- und diskutierbar werden.
Anstoßen will ich die Diskussion mit einem provokativen Statement, das in einigen Tagen auf mittendrin-kassel.de erscheinen wird.
04.02.2023
Autor:
Georg Martin
Wer Kontakt mit dem Autor des Aufrufs aufnehmen möchte, ist eingeladen, das per E-Mail zu tun.