In der Err-Tee-Vier
Mit dem neusten Komm-uff unn anneren Marlästen auf du und du…
Ein gepflegter Fattertachsausflug mit dem Radl
Um sich am Fattertach nicht hemmungslos dem Alkohol hinzugeben, schlägt dem Schreiberschorsch sinne bessere Hälfte vor, mit und ohne E die Räder zu bewegen.
E fährt die komplette Strecke, ohne E mit der Err-Tee-Vier raus aus der Stadt und dann rein ins Vergnügen. Guter Plan soweit.
Das Objekt der Begierde läuft akkurat pünktlich an der Haltestelle ein. Rad in der Gottseidank nicht übermäßig befüllten Bahn an die richtige Stelle gewuchtet und dann den Fahrkartenautomat suchen, so die Mission.
Die hat auch eine andere Fahrgästin, die noch vorm Schreiberschorsch dran ist.
Im Zeitluptentempo fängt die Mitboomerin an, ihr Geld rauszukramen und den Automaten zu bedienen. Jeden Tag macht sie das jedenfalls nicht, auch wenn sie natürlich alles richtig macht, was zu machen ist.
Der ganze Vorgang wird von einem in der Bahn anwesenden Kontrolleur begleitet, der darauf wartet, das die Fahrgästin ihr Ticket endlich hat, damit er wiederum seiner Mission nachkommen kann.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schiebt die Fahrgästin ihren Zwanziger in den Slot, den das Gerät begierig aufsaugt.
Wo sich normalerweise nach dem Einzug der Drucker in Bewegung setzt, einen Fahrschein produziert und Wechselgeld anbietet, passiert jetzt erstmal rein gar nichts.
Das Gerät überlegt.
Nach einer Weile stellt es offenbar auf Umwegen fest, weil es ja dauert, dass es keine Karten mehr drucken kann und teilt dieses Wissen auf dem Bildschirm mit den wartenden Fahrgästen.
Der Schreiberschorsch wird schon ungeduldig, ob dieses Ungemachs und fragt den anwesenden Kontrolleur, ob er denn keine Fahrkarten verkaufen könne. Der wiederum verweist darauf, dass dafür sein automatisierter Kollege zuständig sei.
Wer jetzt denkt, der Automat gibt ob seiner temporären Druckunwilligkeit einfach den Zwanni zurück und gut ist, der hat seine Rechnung aber ohne den Automat gemacht.
Fahrkarten kann er keine drucken, aber offenbar mit letzter Kraft schiebt er einen Gutschein über 20 Euronen raus.
Die mittlerweile leicht genervte Fahrgästin fragt den immer noch anwesenden Kontrolleur, was sie denn jetzt damit machen soll. Den könne sie im Kundenzentrum in der Mauerstraße einlösen, so der der freundliche Mitarbeiter zum Procedere. Die Fahrgästin begeistert das äußerst mäßig, weil sie dafür extra in die Stadt rammeln müsste. Aber es ist so, wie es ist.
Jedenfalls macht sie nach einer gefühlten Ewigkeit den Platz vorm Automaten frei und bittet den Schreiberschorsch sein Glück zu versuchen, weil der den Automaten mit Münzgeld zu beglücken denkt.
Da er ausnahmsweise mal einen Plan hat, wo er hin will, gelingt die Bedienung des automatischen Kollegen mit flotten Fingern. Alles wird gut. Denkste!
Der Automat hat jetzt den Slot für die verdammten Münzen gesperrt.
Immer noch anwesend: der Kontrolleur, der ja immer noch seinen Job machen und die Karten kontrollieren möchte, die einfach nicht aus dem Ding rauskommen wollen.
Er gibt sich geschlagen und bescheidet die Anfrage von ganz am Anfang, ob er denn die Karten verkaufen könne, nun positiv.
Situative Wendigkeit, der Mann. Respekt.
Er nestelt an diesem Gerät rum, was Schaffner heutzutage so mit sich rumtragen und macht das Ticket für die Mitboomerin fertig.
Die holt das nächste Geld aus der Tasche, um ihr Multiticket auch bezahlen zu können.
Wer jetzt denkt, dass der zum Schaffner mutierte Kontrolleur den Gutschein nimmt, ihr noch einen Euro zusammen mit dem Fahrschein in die Hand drückt und “Passt so!” sagt, hat die Rechnung ohne den Schaffner gemacht.
“Nur Bares ist Wahres”, ist in dieser Err-Tee-Vier an diesem Tag die Devise.
Auch der Schreiberschorsch bekommt sein Ticket nun über das mobile Endgerät ausgedruckt und bewundert dabei das schöne große lederne Portemonnaie, das der Schaffner mitführt. Wie früher. Toll.
Der Schaffner wiederum beklagt sich während des Ausstellvorgangs, dass die automatischen Kollegen ihm viel Stress machen täten.
Nach dieser kleinen Episode, die sich über mehrere Haltestellen hinzieht, imaginiert sich der Schreiberschorsche eine Welt, in der echte Schaffner, also solche vor denen man quasi noch salutiert, wie es mal jemand in einem Lied besang, noch echte Tickets verkaufen und diese dann gleich mit so einer tollen Zange entwerten.
Oder eine, die sich dazu entschlösse, den ÖPNV endlich kostenfrei anzubieten…
18.5.2023
Text: Georg Schreiber
Lob und Widerspruch:
georg.schreiber61(at)web.de