Mindestens 5000 Menschen gegen Rechtsextremismus
„Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land“ tönt es im Nieselregen über den Friedrichsplatz in Kassel. Nachdem zwei Wochen zuvor circa 15 000 Menschen in Kassel gegen Rechtsextremismus demonstrierten, fanden sich am 3. Februar erneut mindestens 5000 Personen auf dem Friedrichsplatz für eine Kundgebung und Menschenkette zusammen. Unter dem Motto „Hand in Hand für Demokratie und Vielfalt“ wollen sie auf die Gefahren des Rechtsextremismus aufmerksam machen.
Bundesweite Brandmauer
Die Demonstration in Kassel reiht sich neben 100 anderen Veranstaltungen in Städten in ganz Deutschland ein. Das Netzwerk „Hand in Hand – Wir sind die Brandmauer“ hatte am Samstag den 3. Februar zum bundesweiten Aktionstag aufgerufen. Verschiedene Initiativen, Organisationen und Personen aus der Zivilgesellschaft, gründeten das Bündnis als Antwort auf die Aufdeckung eines Geheimtreffens durch das Medienhaus “Correctiv”. Hier geht es zum Artikel von “Correctiv”.
Eigene Forderungen aus der Nordstadt
Schon eine Stunde vor Beginn der Kundgebung sammelten sich eine Gruppe Menschen am Halitplatz in der Kasseler Nordstadt, um gemeinsam in einem Demozug zum Friedrichsplatz zu ziehen. Sie wollen besonders auf die Geschichte rechter Gewalt, die sich mit den Mord an Halit Yozgat, auch in der Nordstadt verorten lässt, aufmerksam machen. Scharfe Kritik übte das Bündnis von jungen Menschen aus der Nordstadt an der sich zuspitzenden Asyldebatte und der verschärften Abschiebepolitik, beispielsweise dem neue Rückführungsverbesserungsgesetz der Bundesregierung. Auch dagegen wollen sie mit ihrem Demozug ihre Stimmen erheben. Am Friedrichsplatz schließen sie sich der Kundgebung von Hand in Hand an.
Organisieren, um die Demokratie zu schützen
Eine Gruppe von fünf Studierenden organisierte die Demonstration in Kassel. „Wir haben die Correctiv-Recherche gelesen und gemerkt, dass das gegen uns und viele unserer Mitmenschen mit Migrationshintergrund gerichtet ist. Da haben wir uns gesagt, wir müssen aktiv werden, wir müssen etwas tun, um unsere Demokratie zu verteidigen und zu schützen.“, so Thevagar Mohanadhasan, einer der Organisatoren. „Wir haben keine Struktur, wir haben uns zusammengesetzt und einfach eine Graswurzelbewegung gestartet. Wir waren sehr stark auf die Unterstützung von Vereinen und Unternehmen angewiesen und wir haben diese Unterstützung aus der Stadtgesellschaft auch bekommen.“
Verschiedenste Gruppen und Verbände unterstützten die Kundgebung. Dabei unter anderem viele Parteien, Gewerkschaften oder auch die „Omas gegen Rechts“. Die Seebrücke Kassel ist ebenfalls vor Ort: „Wir stellen uns ganz klar gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Wir sind heute hier im einzustehen für den Schutz von Geflüchteten und gegen die Kriminalisierung von Seenotrettung.“
Chronik rechter Gewalt in Kassel
Bei ihrem Redebeitrag auf dem Friedrichsplatz geht ein Mitglied der Soligruppe „B. Efe 09“ auf die Geschichte der rechten Gewalt in Kassel ein. Neben dem Mord an Halit Yozgat durch den NSU und dem Mord am Politiker Walter Lübcke, spricht sie auch über den rassistisch motivierten Mordversuch an B. Efe, im Jahr 2020. „Die Gewalt die Efe erfahren hat ist kein Einzelfall. Nicht in Deutschland, nicht in Kassel. Im Kampf gegen den Faschismus heißt es an der Seite derjenigen zu stehen, die rechte Gewalt erlebt und überlebt haben.“
Tradition des Widerstands
„Es geht heute um uns alle.“, so Orry Mittenmayer, der für die Gewerkschaft DGB und NGG spricht. „Es geht um unsere Demokratie, unsere Art des Lebens, die vielfältig ist. Widerstand gegen rechtsextremistische, faschistische und menschenfeindliche Bestrebungen ist unsere Tradition, sie ist in unserer DNA als Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen verflochten.“ Er endet seinen Redebeitrag mit einem starken Appell: „ Für uns heißt das, dass wir uns organisieren müssen. Tretet den Gewerkschaften bei, den Parteien oder Vereinen, die sich vor Ort in den Stadtteilen organisieren. Setzt euch füreinander, miteinander ein. Lasst uns das Ding gemeinsam anpacken!“
Mohanadhasan zieht nach der Veranstaltung eine positive Bilanz: “Ich bin sehr zufrieden, dass alles so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben und dass die Demo sehr friedlich stattgefunden hat. Es war eine gute Stimmung und eine gute Beteiligung der Leute.“
Auch das Bündnis “Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung” war bei der Demonstration vertreten.
4.2.2024
Autor:in:
Edda Rumpel, 20, studiert an der Kunsthochschule Kassel Visuelle Kommunikation. Thematisch beschäftigt mensch sich mit Klimagerechtigkeit, Kunst und Kultur, Literatur und verschiedenen Ungerechtigkeitsproblemen. Die gebürtige Fränk:in ist in Kassel in der Klimagerechtigkeitsbewegung, und mit dem Fahrrad im Auepark unterwegs.
Bilder: FPH