In guter Gemeinschaft leben!
Nachbarschaft ist ein wichtiger Aspekt des Wohnens und Lebens. Durch Verbundenheit und Vertrauen werden Häuser zu Gemeinschaften und Straßen zu Quartieren.
Beim Einkaufen im Lebensmittelgeschäft grüßen, Schwätzchen mit der alten Dame vom Balkon gegenüber halten oder ein Stück Arbeitsweg mit dem netten Hund samt Besitzerin teilen: Menschen, die im eigenen Wohnumfeld bekannt sind, sind Nachbarinnen und Nachbarn. Sie sind Teil vom Kiez, wohnen in derselben Straße, der eigenen Hausgemeinschaft oder leben direkt eine Wohnungstür weiter. Man kennt sich gut oder auch nur vom Sehen. Einige Nachbarinnen und Nachbarn bringen sonntags selbstgebackene Waffeln vorbei, andere beschweren sich über die Mülltonnen oder Kinderlachen. Zu fast jeder Wohnsituation gibt’s die entsprechenden Umwohnenden gratis „mit aufs Haus“ und diese bestimmen maßgeblich das Leben und Miteinander im Quartier.
Den Zusammenhalt stärken
In Nachbarschaft zu leben, bedeutet für viele Menschen eine emotionale Verbundenheit – egal, ob positiv oder negativ. Gegenseitige Unterstützung und Vertrauen zeichnen viele Nachbarschaften aus. Blumen in der Urlaubszeit gießen, Meerschweine füttern, sonntags ein Ei für die Pfannkuchen abtreten. Genauso empfinden manche ihre Nachbarinnen und Nachbarn aber auch als störend; vor allem dann, wenn diese sich ungebeten in die eigene Privatsphäre einmischen in dem sie beispielsweise die Mülltrennung kontrollieren. Um gut miteinander leben zu können und in positiven Austausch zu kommen, haben sich in vielen Stadtteilen sogenannte Nachbarschaftstreffs entwickelt. Durch gemeinsame Aktionen wie Spieleabende, Flohmärkte oder Sommerfeste stärken sie den Zusammenhalt, bringen Menschen in Kontakt und bereichern so die sozialen Kontakte. Besonders der Austausch zwischen den Generationen wird gestärkt: Die frisch umgezogenen Eltern mit Kind bekommen vor der alten Dame um die Ecke Tipps für die lokalen Museen und Schwimmbäder, die Studierenden-WG übernimmt gerne den Briefkastendienst für den Geschäftsreisenden und junge Menschen bekommen ihre ersten Minijobs und hüten Tiere und Kleinkinder. Durch Nachbarschaftstreffen entstehen wichtige Kontakte, die den Zusammenhalt und Austausch stärken.
Menschen mit Fluchthintergrund finden in der Nachbarschaft oft die ersten Kontakte und wichtige Ansprechpartnerinnen und -partner. In Kassel und Region gibt es eine Vielzahl Nachbarschaftsinitiativen, die sich beispielsweise über die Webseite der Stadt Kassel finden lassen.
Nachbarschaft aktiv gestalten
Wie und wo sich Nachbarschaften ausprägen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel die Dichte der Besiedlung, die Architektur der Häuser und die Ausgestaltung der Straßen, die Nähe der einzelnen Wohneinheiten sowie die Eigenschaften der Bewohnerinnen und Bewohner wie etwa Alter, kultureller und finanzieller Hintergrund, Art der Berufstätigkeit oder familiäre Situation. Vor allem die gebaute Umwelt hat einen großen Einfluss auf die Entstehung von Gemeinschaften. Plätze zwischen den Häusern die zum Verweilen einladen, bieten automatisch Raum für vielfältigen Austausch – beim Wochenmarkt oder beim Stöbern durch den Bücherschrank. Deswegen bemühen sich viele Städte um die Umgestaltung und den Ausbau der Straßen und Quartiere, die Raum und Platz für Gemeinschaft bieten. Und auch die Nachbarschaft selbst hat verschiedene Möglichkeiten, um den Austausch zu fördern. Dazu gehören zum Beispiel Gemeinschaftsgärten, Tauschbörsen, Nachbarschaftswerkstätten oder Nachhilfeangebote. Hinweisschilder an Laternenpfählen, beim Bäcker, dem örtlichen Blumenladen oder an der Busstation helfen dabei, die Angebote an die Nachbarschaft zu kommunizieren. Vereine und Initiativen wie der lokale Sport- oder Kleingartenverein oder auch Stadtteil- und Quartiersmagazine oder Stadtteil-Webseiten, die es, meist ehrenamtlich betrieben, an vielen Orten gibt, verteilen die Informationen auch gerne. Niedrigschwellige Aktionen wie ein gemeinsamer Grillabend im Hinterhof oder der Austausch von Rezepten und Gerichten mit der eigenen Hausgemeinschaft können auch im kleinen Rahmen die Nachbarschaft gestalten.
Nachbarschaft im Netz
Auch wenn die Nachbarschaft so nah ist, lässt sie sich auch übers weltweite Netz organisieren. nebenan.de ist Deutschlands größtes soziales Netzwerk für Nachbarn. Gibt es auch für viele Stadtteile Kassels.
www. nebenan.de
Stadtteilzentren und Treffpunkte in Kassel
Auf der Webseite der Stadt Kassel finden Interessierte eine Vielzahl von Angeboten in nahezu allen Kasseler Stadtteilen. 84 Treffer listet die Seite zum Thema auf. Reinschauen lohnt sich.
www.kassel.de | Stichwortsuche: Stadtteilzentren
20.06.2024
Text:
Paula Behrendts
Diesen Artikel auch zu lesen in der StadtZeit-Ausgabe 120, Sommer 2024
>> hier zu lesen