
Endlich Bewegung bei Salzmann
Salzmann-Höfe heißt das neue Quartier, das in der leerstehenden Fabrikanlage der Firma Salzmann & Comp. an der Sandershäuser Straße entsteht: Seniorenwohnen, geförderter Wohnraum und Nahversorgung in unmittelbarer Nähe zueinander.
„Warum ist die Stadt so leer?“ – Das Graffiti im Oberlichtsaal des Salzmann-Gebäudes wirkt überholt, als sich eine Gruppe von Vertreter:innen der Lindhorst Gruppe, der Stadt und der Presse im März durch die desolaten Räume schiebt. Die Scheiben sind eingeschlagen, auf den grauen Betonböden steht Regenwasser aus der Nacht zuvor und die Wände sind mit Graffiti übersäht. Doch schon in drei Jahren sollen auf dem Areal Menschen in mehr als 250 neuen Wohnungen leben, Kultureinrichtungen die düsteren Räume beleben und ein Supermarkt die Versorgung im Stadtteil verbessern.

„Warum ist die Stadt sooo leer?“ – Graffiti im Oberlichtsaal des ehemaligen Fabrikgebäudes von Salzmann & Comp.
Neuer Anschub durch Eigentümerwechsel
Seit der Aufgabe der Produktion in den 1970er-Jahren beherbergte das Salzmann-Gelände Ateliers, Clubs, Übungsräume, Tonstudios und im Laufe der Jahre mehrere Diskotheken unter Schirmherrschaft des Vereins Kulturfabrik Salzmann. Der ehemalige Eigentümer Dennis Rossing plante seit den frühen 2000er-Jahren vielfältige Nutzungen für das Gebäude – vom Technischen Rathaus der Stadt Kassel über ein Einkaufszentrum bis hin zur Wohnnutzung. Im Jahr 2012 mussten deswegen der Verein und auch die anderen Nutzer des Hauses weichen, doch erst mit dem Verkauf im vergangenen Herbst kam tatsächlich Bewegung in das Projekt.
Die Lindhorst Gruppe, ein Familienunternehmen aus der Nähe von Celle, das sich auf die Planung und das Betreiben von Seniorenpflegeeinrichtungen spezialisiert hat, wird das historische Gebäude umfänglich sanieren und durch zwei Neubauten auf dem Grundstück ergänzen. Dabei achtet die Eigentümerin besonders auf den Erhalt der historisch wertvollen Bausubstanz des denkmalgeschützten Gebäudes entlang der Sandershäuser Straße. Darin entstehen Wohnungen für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, darunter betreutes Wohnen für Senior:innen und durch das Land Hessen geförderter Wohnraum. Der angrenzende Turm auf der Nordseite soll, wie früher schon einmal, kulturelle Nutzungen aufnehmen. Die eindrucksvollen Oberlichtsäle bleiben nach den neuen Plänen erhalten – allerdings als unausgebautes und unzugängliches Dachgeschoss.

Einer von zwei architekturhistorisch bedeutenden Oberlichtsäle, die im neuen Entwurf erhalten und denkmalgerecht saniert werden.
Bagger stehen in den Startlöchern
Ein Neubau mit einer Nahversorgung und weiteren Mietwohnungen wird die Agathofstraße säumen. Daran schließt die neue Seniorenresidenz entlang der Südgrenze des Grundstücks an. Für das ehemalige Kesselhaus sowie die angrenzenden vier Baufeldern fehlt bis dato ein schlüssiges Nutzungskonzept, weshalb deren Entwicklung auf eine zweite Bauphase verschoben wird.

Das Salzmann-Gelände: Im Südflügel entsteht Servicewohnen für Senior:innen, für das Kesselhaus (links) gibt es noch keine Pläne.
Für die sonstigen Pläne – die Sanierung des Salzmann-Gebäudes und die beiden Neubauten – ist ein Bauantrag gestellt, den die Stadt Kassel noch im Frühjahr 2025 genehmigen will. Alexander Lindhorst, Geschäftsführender Gesellschafter der Lindhorst Gruppe, verkündet guter Dinge: „Jetzt können wir Fahrt aufnehmen!“

Oberbürgermeister Sven Schoeller mit Stadtklimarätin Simone Fedderke (rechts) und Alexander Lindhorst (links).
Weitere Informationen und Pläne der Lindhorst Gruppe für Wohncarrée Industriedenkmal Salzmann in Kassel-Bettenhausen >> hier
15.04.2025
Text und Bilder:
Marlena Multhaupt
Marlena Multhaupt studierte in Weimar, bevor es sie für ihr Masterstudium in Stadtplanung nach Kassel verschlug. In ihrer Freizeit liest und schreibt sie Fiktion. Für das Online-Magazin mittendrin-kassel und auch für das StadtZeit Kassel Magazin bleibt sie aber bei dem, was ihr vertraut ist: Architektur.