
Wild und achtsam, zwei Seiten einer Medaille
Kolumne zu einer natürlichen und artgerechten Lebensweise.
Freundschaft schließen mit der inneren und äußeren Natur.
Die Natur ist wild! Unsere Vorfahren, Jäger und Sammler, waren nach meinem Verständnis auch wild, sie waren eng mit der Natur verbunden, immerhin hing ihr Überleben davon ab. Sie lebten von essbaren Wildpflanzen und Beutetieren. Ab der Zeit der ’’Neolithischen Revolution’’, circa 5800 Jahre vor unserer Zeitrechnung, sind die Menschen sesshaft geworden. Die Bauern begannen wilde Pflanzen zu kultivieren, anzubauen und Nutztiere zu halten.
Erst seit der industriellen Revolution vor etwa 150 Jahren kamen die Herstellung und der Konsum von verarbeiteten Nahrungsmitteln auf. Dieser Trend hält bis heute an.
Qualitätsmanagement, Hygienevorschriften und weitere verschiedene aufkommende Regelungen wie zum Beispiel die Allergienkennzeichnungspflicht unserer Zeit lassen es oft nicht mehr zu, dass kleine Nahrungsmittelbetriebe „regionale Naturkost“ herstellen. Von einem Kantinenkoch, weiß ich, dass aufgrund der Lebensmittelinformationsverordnung manche regionalen Produkte, die aus verschiedenen Zutaten bestehen – wie Aufstriche, Soßen oder Backwaren – nicht mehr in der Küche verwendet werden dürfen. Das liegt beispielweise daran, dass kleine Lebensmittelbetriebe nicht das nötige Geld und Personal haben, um dem Kontrollwahnsinn nachzukommen. Eine Demeter-Butter schnitt in einem Test einmal mangelhaft ab, weil sie natürliche Milchsäurebakterien enthielt, die sehr gesund für den Darm sind, in den Testbedingungen aber nicht vorgesehen waren.
Hygienevorschriften und Kennzeichnungspflichten sind natürlich wichtig, gleichwohl frage ich mich ob wir nicht teilweise in einer Überregulierung gelandet sind. Vertrauen wir unseren Sinnen und der natürlichen Nahrung nicht mehr? Ist es möglich, dass wir über die Zeit die Verbindung zur Natur verloren haben?
Der Natur und den eigenen Sinnen vertrauen
„In der Ruhe liegt die Kraft“ – Die Kultivierung von Achtsamkeit kann dazu beitragen, dass Ruhe und Weite im Inneren entstehen. Sie sind die besten Voraussetzungen für kreative Lösungsansätze, um dem Unvorhersehbarem und Unsicherheiten in der Außenwelt angemessen begegnen zu können. Der innere Halt, der in der Achtsamkeitspraxis entsteht, ist derart stärkend, dass wir weniger Halt in Form von Kontrolle im Außen brauchen. Sich mit der eigenen wilden Natur anzufreunden und sich dabei bewusst zu werden, welche Gefühle in einem schlummern, hilft, den natürlichen inneren Kompass zu stärken.
Dr. Markus Strauß schreibt in seinem Buch ’’Artgerecht’’ dazu: „Wir leben jetzt in einer der spannendsten Zeiten jemals: Wir stehen vor den Toren des Paradieses! Diese werden sich für uns öffnen, wenn wir es […] verstehen, mit den Kräften der Natur zu leben, statt in einer künstlich geschaffenen Welt ständig gegen die Prinzipien der Natur zu arbeiten.“ Achtsam und naturverbunden können wir den Herausforderungen dieser Zeit des Wandels begegnen.
20.08.2025
Diesen Artikel auch zu lesen in der StadtZeit-Ausgabe 124, Sommer 2025, S.30
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