Kunsterlebnisse auf dem Berg und im Flusstal
10. Internationaler Kunstwettbewerb „bewegter wind“ 2021 zum Thema „Change?!“
Nach intensiver Planung und Abwägung steht nun fest: Das beliebte Windkunstfestival „bewegter wind“ in Nordhessen kann stattfinden! Vom 15. bis 29. August 2021 zeigen 58 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und der Welt ihre Installationen, Videos und Performances. Die diesjährigen Standorte sind Hofgeismar und Liebenau im Naturpark Reinhardswald in Nordhessen. Der bewegte wind ist eine kostenfreie und jederzeit zugängliche Outdoor-Ausstellung, die Kunstkenner und Naturfreunde gleichermaßen in ihren Bann zieht.
„Gerade in Zeiten von Corona freuen wir uns alle darauf, wieder die faszinierende Kombination von Wind, Kunst und Landschaft zu erleben“, hebt Kuratorin Reta Reinl hervor. „Aufgrund der Pandemie müssen wir gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Das kann die Eröffnungsfeier, feste Performance-Tage und die Preisverleihung betreffen um größere Menschenansammlungen zu vermeiden.“ Schon seit Jahresanfang läuft die Planung auf Hochtouren, wobei sich die Lage ständig verändert. Dazu sagt Reta Reinl: „Klar ist auch, dass in diesem Jahr weniger internationale Künstler nach Nordhessen kommen, als es sonst beim bewegten wind der Fall ist. Wir stehen in einem ständigen Austausch und suchen neue Lösungen, zum Beispiel wenn es um die Unterbringung und den Aufbau der Objekte geht.“
Lust auf Change!
Auch die Künstlerin Constanze Schüttoff aus Radebeul meint: „Ich glaube, dass die Menschen, unser Publikum, in diesem Sommer so hungrig nach künstlerischen Lichtblicken sind, dass sie offen für jegliches Neue oder Improvisierte sein werden.“ Die Künstlerin wird beim bewegten Wind ihr Werk »tabula rasa | in wandlungsfreiheit« zeigen, das aus verschiebbaren Stoffbahnen zwischen den Bäumen besteht, durch die sich die Besucher buchstäblich ihren eigenen Weg ganz neu ‘bahnen’ können. Wenn Kunstwerk und Landschaft miteinander verschmelzen, sei dies ein Prozess, der draußen stattfindet, dort, wo der Wind weht… Und sie fügt hinzu: „Auch im Abstandhalten steckt etwas Positives, etwas, das den Blick erweitert. So liegt in jeder Veränderung auch eine Chance – und genau das ist unser gemeinsames Thema in diesem Jahr!“
Ursprünglich zielt das Motto „Change?!“ auf den Klimawandel ab, also die Veränderungen auf unserem Planeten und die Notwendigkeit, aktiv gegenzusteuern. Im Zuge der Pandemie hat der Begriff „Change“ aber auch neue Aspekte hinzugewonnen: Vor allem die unbändige Lust auf eine Veränderung im Alltag, der von Lockdown und Homeoffice geprägt war und teilweise noch ist.
Wind auf dem Berg, Brise in der Flussebene
Es sind zwei landschaftlich herausragende Ausstellungsorte, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch nah beieinander liegen: Hofgeismar und Liebenau im Naturpark Reinhardswald. „Zwischen Hofgeismar und Hümme liegt unser Bergort“, erläutert Kuratorin Reta Reinl. „Die Landschaft ist wellenförmig und erinnert an erstarrte Meereswellen. Man hat einen wunderbaren weiten Blick. Hier oben befindet sich eine Bergwiese, die an einen lichten Buchenwald und einen fast japanisch anmutenden Kiefernwald angrenzt – eine Hügellandschaft, die einzigartige Orte für unsere Windkunstobjekte bietet!“
Der zweite Ausstellungsort ist die Flussebene von Liebenau: Hier bahnt sich die Diemel fast schnurgerade ihren Weg durchs Tal. Steil aufragende Klippen am Flussufer, kleine Flussinseln und uralte Weiden erzeugen eine liebliche Landschaftsstimmung.
In Hofgeismar und Liebenau fand 2020 bereits erfolgreich der „kleine Wind“ statt, eine Kunstaktion im Rahmen des Kulturkoffer Hessen. Dabei haben Künstler*innen mit Kindern zwischen 10 und 14 Jahren spannende Windkunstprojekte wie Windgeister, Porträtdrachen und Windvideos realisiert.
Vor allem geimpfte Helfer*innen werden gesucht
Beim bewegten wind 2021 werden voraussichtlich 64 Objekte und Installationen von Künstler*innen aus 18 Ländern zu sehen sein. „Traditionell startet der bewegte wind mit der Aufbauwoche eine Woche vor der Eröffnung, bei der Künstler und Helfer gemeinsam die Kunstwerke in der Landschaft installieren“, erzählt Reta Reinl. „In diesem Jahr sind freiwillige Helfer*innen besonders wichtig, da einige internationale Künstler aufgrund der Pandemiesituation nicht reisen und daher ihre Arbeiten nicht selbst aufbauen können.“
Himmelsspiegel und Textilskulpturen
Beispielsweise zeigt der brasilianische Künstler Geraldo Zamproni drei riesige aufgeplusterte Textilskulpturen, die durch den Wind in einer permanenten, faszinierenden Bewegung bleiben. Kirsten Sauer war 2016 bereits Preisträgerin beim bewegten wind. Sie stellt mit einem hauchzarten blauen Band, das zwischen den Sauerstoff liefernden Bäumen gespannt ist, die verletzliche Atmosphäre unseres Planeten dar. Dagegen lenkt der belgische Künstler Bram Lattré mit einem großen Himmelsspiegel den Blick auf die veränderlichen Wolkenformationen.
Kordula Klose aus Fürstenwald platziert mit ein Meter großen Buchstaben das Wort „Change“ so in der Landschaft, dass die Bedeutungsebene der „Chance“ sichtbar wird.
Beim Landschaftsspaziergang lohnt es sich, die Ohren zu spitzen: So hat der Schweizer Künstler Heinz Schmid bis zu einem Meter große Metallringe gefertigt, die den Windhauch aufnehmen und in Klang verwandeln. Auch die Windharfe von Katharina grote Lambers wird die Besucher*innen mit sanften Tönen verzaubern.
Unter den voraussichtlich drei Performances ist der Künstler Andreas von Stosch vertreten, der Radiointerviews zum Thema Wandel mit den Besucher*innen führen und diese senden wird. Unter den Videobeiträgen ist ein Werk von Ria Gerth, das die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll drastisch vor Augen führt.
Dank an Förderer und Unterstützer
Kuratorin Reta Reinl richtet ihren herzlichen Dank an zahlreiche Förderer und Unterstützer, die zur Realisierung des außergewöhnlichen Landart-Festivals beitragen: „Besonders möchte ich mich beim Landkreis Kassel, den Städten Hofgeismar und Liebenau sowie unseren diesjährigen Förderern bedanken. Hinzu kommen alle ehrenamtlichen Helfer*innen, die uns tatkräftig beim Aufbau unterstützen, Landwirte, die ihre Grundstücke großzügig zur Verfügung stellen sowie Anwohner*innen, die uns bei der corona-konformen Unterbringung der Künstler*innen zur Seite stehen. Darüber freuen wir uns sehr!“
Schon seit 17 Jahren gibt es den bewegten wind
Eigentlich hätte bewegter wind im letzten Jahr sein 10. Jubiläum gefeiert. Im Jahr 2004 hatte Reta Reinl die Idee, internationale Windkunst an wechselnden Standorten in Nordhessen zu präsentieren. Sie erklärt: „Kunst in einer vielfältigen Landschaft ist ein einzigartiges Erlebnis, das alle Sinne anspricht. So entstehen Impulse, die uns zum Um- und Weiterdenken bringen. In Zeiten von Corona ist es besonders wertvoll, sich an der frischen Luft begegnen zu können, ins Gespräch zu kommen und in ein kulturelles Umfeld einzutauchen. Deshalb sind wir, trotz aller Einschränkungen, sehr glücklich, dass der 10. bewegte wind stattfinden kann!“ Zum Jubiläum zieht sie ein positives Fazit und hebt insbesondere die enge Vernetzung der Künstler*innen untereinander hervor. Zugleich entstehe – vor allem durch die gemeinsame Aufbauwoche – eine einzigartige Nähe zwischen Künstlern und Publikum.
In Zahlen gesprochen wurden bisher beim bewegten wind insgesamt 629 Kunstwerke von 514 Künstler*innen aus 35 Ländern ausgestellt – und das an 31 Orten in ganz Nordhessen.
Bitte beachten Sie, dass sich die Lage der Ausstellungsmöglichkeiten und Auflagen bedingt durch die Coronapandemie ständig verändern kann. Stets aktuelle Informationen finden Sie hier:
„For us all“ von Geraldo Zamproni, Brasilien
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