Neugestaltung Georg-Stock-Platz in Wehlheiden
Sieger des Planungswettbewerbs steht fest
Ausstellung der Entwürfe der Preisträger vom 26. Januar 2022 bis 4. März 2022 in den Bürgerräumen Wehlheiden (Kohlenstraße 16) und online.
Der alte Ortskern Wehlheidens wird neugestaltet. Das Preisgericht für den Wettbewerb zur Entwicklung und Umgestaltung des Georg-Stock-Platzes hat am 25. Januar 2022 eine Entscheidung über die künftige Entwicklung des Georg-Stock-Platzes getroffen. Nach intensiver Beratung stand der Siegerentwurf einstimmig fest: Foundation 5+ Landschaftsarchitekten zusammen mit dem Büro Architektur + Städtebau Bankert, Linker & Hupfeld beide aus Kassel.
Stadtbaurat Christof Nolda: “Ich freue mich über den guten Entwurf. Er schafft ein echtes Zentrum für Wehlheiden mit Aufenthaltsqualität und für Stadtteilfeste. Gleichzeitig können neue Wohnungen entstehen und unterschiedlichen Nutzungen wie dem Jugendzentrum wird ein Dach gegeben. Wenn das unter Erhaltung vorhandener Bäume und mit der Verbindung zu angrenzenden grünen Orten gelingt, ist das ein toller Erfolg für den Stadtteil.”
Der Preisgerichtsvorsitzende Herr Prof. Dr. Franz Pesch, Dortmund, resümiert wie folgt: “Die interdisziplinär besetzte Jury hat sich in einer offenen konstruktiven Diskussion einstimmig auf einen Entwurf verständigt, der eine attraktive Mitte für Wehlheiden schafft, zugleich aber die Anforderungen an einen generationsgerechten Stadtraum verspricht. So ist der neue Georg-Stock-Platz ein Gewinn für die Wohnraumversorgung, für die Jugend des Stadtteils, für die Nachhaltigkeit und die Denkmalpflege.”
Mit der Entscheidung prämierte die Wettbewerbsjury die beste städtebauliche und freiraumplanerische Lösung für die historische Ortsmitte von Wehlheiden. Insgesamt begutachtete die Wettbewerbsjury fünf Entwürfe namhafter Planungsbüros aus ganz Deutschland und ermittelte auch einen zweiten Sieger. Den Preisgerichtsvorsitz hatte Prof. em. Dr. Franz Pesch, Architekt und Stadtplaner aus Dortmund inne. Die Jury bestand neben Stadtbaurat Christof Nolda aus Mitgliedern der städtischen Verwaltung sowie externen Fachplanerinnen und Fachplanern.
Inmitten des alten Ortskerns von Wehlheiden liegt der seit Jahren brachliegende Georg-Stock-Platz. Der Platz bleibt in seinem Erscheinungsbild und mit seinen temporären Nutzungen weit hinter den städtebaulichen, freiräumlichen und funktionalen Potenzialen zurück. Mithilfe des Städtebauförderungsprogrammes “Lebendige Zentren” wurde letztes Jahr begonnen einen städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit zwei Ideenteilen auszuloben.
Ziel war neben der Um- und Neugestaltung die städtebauliche Arrondierung. Im Rahmen des Wettbewerbs wurde ausgelotet, wo und in welchem Maß eine hochbauliche Fassung mit Integration einer multifunktionalen Freifläche des Platzes aus räumlichen und funktionalen Gründen (z. B. aus Belangen des Lärmschutzes) sinnvoll ist. In alle Überlegungen einzubeziehen waren die verkehrlichen Rahmenbedingungen, die anspruchsvolle Topographie, die Umwelt- und Freiraumbelange sowie vielfältige Nutzungsansprüche. Der Wettbewerb sollte darüber hinaus die Frage beantworten, ob und wo eine Platzierung der Jugendräume Wehlheiden an dieser zentralen Stelle sinnvoll ist.
Das Wettbewerbsgebiet mit einer Größe von ca. 1 ha umfasst den Platz selbst wie auch zwei Ideenteile: den angrenzenden Straßenraum des Kirchwegs sowie die Flächen nördlich des Georg-Stock-Platzes im Umfeld des ehemaligen Live-Musikclubs “Fiasko”.
Der Georg-Stock-Platz ist Teil des Fördergebiets “Alter Ortskern Wehlheiden”, das 2019 in das Städtebauförderprogramm “Aktive Kernbereiche in Hessen”, jetzt “Lebendige Zentren”, aufgenommen wurde. Grundlage für die Aufnahme in das Förderprogramm bildete das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), das von 2017 bis 2018 im Rahmen eines breiten angelegten Beteiligungsprozesses zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern von Wehlheiden erarbeitet wurde und die zentralen Leitgedanken für die künftige Entwicklung definiert.
Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden erste Ideen und Rahmenbedingungen für den Georg-Stock-Platz zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern Wehlheidens und vielen Interessierten festgelegt. Diese Ideen wurden zu Beginn des Wettbewerbes erneut überprüft, mit der Öffentlichkeit diskutiert und in die Aufgabenstellung des Wettbewerbes übernommen. Unter Wahrung der Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW) hat die Stadt Kassel als Ausloberin auch während des gesamten Wettbewerbsverfahren mehrere Beteiligungsformate gewährleistet. So wurden u.a. die Mitglieder des Ortsbeirates und der Lokalen Partnerschaft (Beteiligungsgremium im Rahmen des Förderprogramms u.a. mit Vertreter*innen der Kirmes und der Jugendräume Wehlheiden) dauerhaft in den Wettbewerbsprozess einbezogen. Für die Umsetzung der Platzgestaltung bewilligte das Land Hessen Fördergelder in Höhe von rund 1,7 Mio. €.
Das Wettbewerbsverfahren
Der städtebaulich-freiraumplanerische Wettbewerb wurde als nichtoffener Realisierungswettbewerb mit zwei Ideenteilen mit vorangestelltem Bewerbungsverfahren durchgeführt. In der ersten Phase hatten die Wettbewerbsteilnehmer von August bis Oktober 2021 Zeit, ihre Vorschläge zu erarbeiten. Alle fünf teilnehmenden Büros haben alle einen Entwurf eingereicht. Am 09.11.2021 hat das Preisgericht für eine Zwischenpräsentation getagt. Es wurden allgemeine und individualisierte Empfehlungen zur Weiterbearbeitung in der zweiten Wettbewerbsphase beschlossen und anschließend unter Wahrung der Anonymität an die Wettbewerbsteilnehmer weitergeleitet. Hier erhielten die fünf Büros nochmal einen Monat Zeit, um ihre Konzepte auszuarbeiten.
Am 25. Januar 2022 ist das Preisgericht unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Dr. Franz Pesch, Dortmund, zusammengekommen, um aus den fünf überarbeiteten Plänen die Preisträger zu ermitteln:
Der 1. Preis ging an das Büro Foundation 5+ Landschaftsarchitekten aus Kassel in Zusammenarbeit mit dem Büro Architektur + Städtebau Bankert, Linker & Hupfeld aus Kassel.
Mit dem 2. Preis wurde das Büro POLA Landschaftsarchitekten, Berlin in Zusammenarbeit mit dem Büro Stadt Land Fluss, Städtebau und Stadtplanung, Berlin ausgezeichnet.
Alle Preisträger werden nun zu einem vergaberechtlich vorgeschriebenen Verhandlungsverfahren eingeladen, das letztlich entscheidet wer den endgültigen Zuschlag erhält. Danach wird der Preisträger im Rahmen einer sogenannten Überarbeitungsphase seinen Entwurf weiter optimieren. Im Anschluss wird der Entwurf in einen Bebauungsplan überführt.
Durch die Beschäftigung des Preisgerichts mit den Arbeiten sind für den 1. Preis folgende Punkte festzuhalten (Auszüge aus dem Erläuterungstext):
“Die Arbeit überzeugt durch eine dem Ort angemessene Dichte, Gestaltung und ein ausgewogenes Verhältnis von Bebauung und öffentlichen, sowie privaten Freiflächen. Sie schließt in ihren Proportionen und ihrer Gliederung sehr gut an die Umgebungsbebauung an. (…)
Der Solitär, in dem das Jugendzentrum vorgeschlagen wird, schafft eine gute Bewältigung der schwierigen Kreuzungssituation. Der neue Stockplatz überzeugt mit seinen Proportionen und der Differenzierung in gut nutzbare Teilbereiche. Positiv ist grundsätzlich die Abstaffelung an der Schönfelder Straße zu sehen (…)
Die Wohn- und gewerblichen Nutzungen, wie besonders auch das Jugendzentrum sind richtig platziert und in sich schlüssig organisiert. Der Stockplatz wird dem Anspruch einer guten Alltagstauglichkeit ebenso gerecht, wie der temporären Nutzung durch die Wehlheider Kirmes. Die Erschießung und Verknüpfung der Teilräume, gerade auch nach Norden zum Druselgrünzug ist überzeugend nachgewiesen. Der Entwurf ermöglicht eine angemessene Zahl von Wohnungen in guter Differenzierung. Die Platzierung des Jugendzentrums vermeidet potentielle Nachbarschaftskonflikte, die Dachterrasse als zugeordneter Freiraum stellt eine originelle Entwurfsidee dar.
Die Anteile der befestigten und offenen Freiraumbereiche des Stockplatzes sind gut ausbalanciert. Der Kirchweg ist optisch und gestalterisch gut mit dem Platz verbunden. Die vorgesehenen Oberflächenmaterialien erlauben einen zeitgemäßen Umgang mit dem anfallenden Oberflächenwasser. (…)
Sowohl die Neubauten, als auch die Freiräume erscheinen ohne gravierende Probleme umsetzbar. (…)
Die Gebäude eignen sich sowohl für PV-Anlagen, als auch für Dachbegrünungen. (…)
Insgesamt stellt diese Arbeit einen starken Beitrag zur Lösung dieser anspruchsvollen Wettbewerbsaufgabe dar.”
Neben den beiden Preisträgern wurden ebenfalls an die drei weiteren Teilnehmer Anerkennungen vergeben. Insgesamt vergibt die Stadt Kassel Preis- und Anerkennungsgelder in Höhe von rund 66.000 € für die erbrachten Leistungen der Planungsbüros aus.
Die drei weiteren beteiligten Planungsbüros waren: RSP Freiraum, Dresden / Hamann + Krah Stadtplanung Architektur, Dresden; Club L94 Landschaftsarchitekten, Köln / Reicher Haase Assoziierte, Dortmund; GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekten, Kassel / Sweco GmbH, Hannover.
Öffentlichkeitsbeteiligung
Als ein besonderes Angebot der öffentlichen Diskussion und Beteiligung waren die Mitglieder des Ortbeirates Wehlheiden und der Lokalen Partnerschaft (darunter Vertreterinnen und Vertreter der Kirmes und der Jugendräume Wehlheiden) intensiv in das gesamte Wettbewerbsverfahren einbezogen. Damit hat die Stadt Kassel einen zusätzlichen Weg der öffentlichen Diskussion und Beteiligung eingeschlagen.
Die Mitglieder des Ortsbeirates und der Lokalen Partnerschaft sind in der Startphase im Juni 2021 und vor den jeweiligen Preisgerichtsitzungen zusammengekommen. Die Ergebnisse der Beratungen wurden in den Auslobungstext aufgenommen bzw. als Bericht an die Preisrichterinnen und Preisrichter weitergegeben.
Die Siegerentwürfe sind bis zum 4. März 2022 in den Wehlheider Bürgerräumen, Kohlenstraße 16 ausgestellt. Pandemiebedingt werden die Plakate an den Fenstern der Bürgerräume aufgehängt. Zusätzlich sind die Pläne ab dem 28.01.2022 ab 12:00 Uhr online unter https://wb-stockplatz.de/ anzusehen.
Pressemeldung:
documenta-Stadt Kassel