„Bis 2030 wollen wir CO2-neutral sein!“
mittendrin-Gespräch mit Christof Nolda, Stadtbaurat
Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Stadt Kassel ihre Anstrengungen bei der Ertüchtigung ihrer rund 500 kommunalen Gebäude intensivieren. Ein sehr gutes Beispiel ist die Königstorhalle.
Wie bewerten Sie den Entwurf für die Königstorhalle?
Das Gestaltungskonzept der Königstorhalle interpretiert in besonderer Weise diese Sporthalle aus den 60er Jahren, mit hohem Respekt vor der vorhandenen Baustruktur des Wiederaufbaus. Die schon damals klar horizontal gegliederte Halle behält diese Grundhaltung im Entwurf des Architekten Alexander Reichel, verstärkt durch die neue Gestaltung des horizontalen Bandes. Dieses umfasst dreiseitig den gläsernen Kubus auf Höhe des ersten Obergeschosses. Das Fassadenband ist, in Farb- und Materialbezug zur denkmalgeschützten Königstorschule, in feingliedriger Keramik ausgebildet und betont den dahinter stehenden gläsernen, durch abendliche Hinterleuchtung inszenierten Hallenkörper. Der ursprüngliche Entwurfsgedanke wird in beeindruckender Weise neue interpretiert. Sanierungslösungen in dieser Qualität leisten, im Gegensatz zu Abbruch und Neubau, einen Beitrag zum Klimaschutz, da im Gebäude vorhandene „graue Energie“ erhalten bleibt.
In welchen größeren Zusammenhang bindet sich die energetische Sanierung der Königstorhalle ein?
Die Stadt Kassel besitzt inklusive der gerade in Bau befindlichen Dreifelder-Halle, die 2020 fertig gestellt wird, zwölf Sporthallen. Die städtischen Sporthallen gehören zu den am besten genutzten Gebäuden der Stadt Kassel. In der Regel sind die Sporthallen durch Schulen, Vereine und Veranstaltungen wochentags von morgens 8 Uhr bis abends 22 Uhr belegt. Auch an den Wochenenden gibt es viele Belegungen.
Bezogen auf die sechs Bestands-Sporthallen, die derzeit saniert sind oder sich in der Sanierung befinden, gehen wir von einer anschließenden Energieeinsparung von 66 Prozent weniger Heizenergieverbrauch und 77 Prozent weniger Stromenergieverbrauch aus. In Summe ergibt sich eine monetäre Energieeinsparung von 72 Prozent, bzw. rund 271.000 Euro pro Jahr. Der Einspareffekt beim Stromverbrauch ist nicht nur der Erneuerung der Beleuchtung, sondern auch der Erneuerung der Lüftungsanlagen geschuldet, der bisher sehr stromintensiv war. Neben der für den Klimaschutz wichtigen Einsparung von 209 Tonnen CO2 pro Jahr rechnet sich die Energieeinsparung trotz der hohen Investitionen auch finanziell deutlich für die Stadt.
Wie wird es mit der energetischen Ertüchtigung städtischer Gebäude weitergehen?
Energiesparen ist der einfachste und schnellste Weg, das Klima zu schützen. Das trifft auch auf Gebäude zu, die in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen verursachen.
Die Stadt Kassel hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030, also in rund elf Jahren, CO2-neutral zu sein. Um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen, müssen wir unsere Anstrengungen bei der Ertüchtigung unserer rund 500 kommunalen Gebäude deutlich intensivieren, auch mit Blick auf zur Verfügung stehende Investitionsmittel.