CHOLERA – I THOUGHT I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN
CHOLERA – I THOUGHT I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN
RHO & Chor Γλώσσα (Glossa)
15.02. – 07.03.2021
täglich von 17 – 23 Uhr
Die Ausstellung ist nur durch die Fenster des Kunstvereins zu sehen.
CHOLERA – I THOUGHT I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN
RHO & Chor Γλώσσα (Glossa)
15.02. – 07.03.2021
täglich von 17 – 23 Uhr
Die Ausstellung ist nur durch die Fenster des Kunstvereins zu sehen.
Was bedeutet es, wenn Ausstellungsräume unbetretbar geworden sind?
Mit dieser Frage setzt sich der Kasseler Kunstverein in der Ausstellung “CHOLERA – I THOUGHT I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN”, einer 6-stündigen Licht-Klang-Komposition der Künstler*innen des RHO Kollektivs & Chor Γλώσσα (Glossa), auseinander.
Obwohl der Kasseler Kunstverein, wie so viele kulturelle Institutionen deutschlandweit, seine Türen für Besucher*innen geschlossen halten muss, bedeutet das nicht, dass es keine Ausstellungen geben kann. Sowohl Ausstellungsmacher*innen als auch Besucher*innen sind aufgefordert, neue Perspektiven zu erforschen. Cholera bietet täglich von 17 –23 Uhr die Perspektive, den Ausstellungsraum durch die Fenster des Kasseler Kunstvereins von außen zu erleben.
CHOLERA – I THOUGHT I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN ist der Auftakt des Ausstellungszyklus’ “Holobiontic Architecture” des in Kassel gegründeten RHO Kollektiv und beschäftigt sich der Wortherkunft nach thematisch mit dem cholerischen Temperament.
„CHOLERA – I THOUGH I SHOULD NEVER SPEAK AGAIN (15.02.-07.03.), so der Titel einer Licht und Sound verbindenden Show, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zweier Akteure: Des in Kassel gegründeten Kollektives RHO sowie des zwischen Köln und Ruhrgebiet agierenden Chores Γλωσσα (glossa). RHO greift, über Wege der Integration aufwendiger Licht- und Soundanlagen, in die bestehenden Strukturen von Räumen ein und versucht so, deren traditionelle Muster für alle Sinne neu erfahr- und wahrnehmbar zu machen. Im Zentrum der Arbeiten von Γλωσσα (glossa) steht das unerforschte und im Alltag selten erprobte Potential der Stimme, einschließlich all der scham- und regelbelasteten Stereotype, denen diese ausgesetzt ist. Γλωσσα (glossa) fordert den Einzelnen heraus, alte Konventionen zu hinterfragen.
CHOLERA, das ist laut antiker Säftelehre die gelbe Galle – trockene, heiße Wut. Doch stellt Wut sich nicht immer in gleicher Form dar; sie durchwandert Stadien, Stimmungen, tritt in unvermuteten Momenten an uns heran. Überlegungen, die eine Aufführung gesonderter Form zum Ergebnis haben: Eine jeden Tag dargebotene, sich dieser mannigfachen Abschattungen von Wut annehmende Komposition aus Licht und Sound. Es ist der ambitionierte Versuch, all die unzähligen Facetten des cholerischen Gemüts in eine sechsstündige Eigenkomposition zu übersetzen, die niemals gleich ist. Lichttonale Verfasstheiten und mögliche Varianten von Stimmspuren mischen sich, nach längerem Verbleib vor den Fenstern, den Lichtmustern der Filmscheinwerfer unter. In zunehmender Intensität befremden, überraschen sie womöglich. CHOLERA erprobt einen installativen Abgleich mit den tagesspolitischen Brandherden, die sich uns allenthalben auftun, während das kulturelle Leben brachliegt. Wieder einmal ist Wut das Wort der Stunde. Stetig nimmt die Temperatur zu, ohne ein entsprechendes Ventil ausmachen zu können. So als gleiche das (globale wie nationale) Geschehen einer Bewegung fundamentalen Wütens, einem fortwährenden Hineinsteigern. So sehr, dass der Körper die Schwelle des bloß Skulpturalen durchbricht und Innen wie Außen miteinander verkehrt. Eindringliche Einladungen als „ausgeschlossene“ Beobachter*innen bei sich und doch im Saal zu sein, zu beobachten, zu erhorchen, in sich hineinzuhören, gedoppelt zu werden.”
Text: Daniel Kirschbaum
Pressemeldung/Ankündigung des Kasseler Kunstvereins.