Das Wohlbefinden verbessern
Bunte Vielfalt einer pflanzlichen Ernährung
Eine pflanzliche Ernährungsweise verbessert das eigene Wohlbefinden, verhindert Tierleid und schützt gleichzeitig die Umwelt.
Etwa 1,6 Millionen Personen in Deutschland und 500 Millionen Menschen weltweit leben vegan. Die Gründe, vegan zu werden, sind von Person zu Person unterschiedlich, lassen sich jedoch in allgemeine Gruppen ordnen.
Der Großteil der Veganer hinterfragt und kritisiert die Massentierhaltung, Tierschlachtung sowie jegliche Ausnutzung von Tieren. In Deutschland erleiden rund zwei Millionen Tiere am Tag die Schlachtung, die Zahl weltweit liegt bei etwa fünf Milliarden. Menschen sind im Gegensatz zu Fleischfressern nicht davon abhängig, Tierprodukte zu konsumieren. Alle notwendigen Nährstoffe können sie auch durch pflanzliche Lebensmittel aufnehmen. Wenige Ausnahmen wie Vitamin B12 lassen sich durch Nahrungsergänzungsmittel hinzufügen.
Unabhängig von körperlichen Bedürfnissen bevorzugen Menschen verschiedene Nahrungsmittel, daher ist die Ernährung eine sehr individuelle und persönliche Angelegenheit. Das ist die gängige Meinung vieler Menschen. Betrachtet man allerdings das Tierleid, das durch die eigene Entscheidung, Fleisch und andere tierische Produkte zu sich zu nehmen, entsteht, relativiert sich diese Annahme. Durch ihre Lebensart entscheiden Menschen letztendlich über die Existenz anderer Lebewesen.
Ein Beispiel: 60 Prozent des Gänsefleisches wird im November und Dezember erzeugt. Dies zeigt deutlich seinen erhöhten Konsum an den Weihnachtstagen. Den Gänsebraten also mal durch eine pflanzliche Alternative zu ersetzen verringert Tierleid. Über das Verschonen zahlreicher Tiere hinaus tun Veganer ihrer eigenen Gesundheit etwas Gutes. Sie berichten von einem positivem Empfinden, die neue Ernährungsweise verbessere ihr Wohlbefinden. Vor allem der Darm erfährt eine Entlastung und kann die Nahrung besser verdauen, da eine pflanzliche Lebensweise zu einer größeren Vielfalt an guten Bakterien im Darm führt. Das Risiko für das Auftreten von Krankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf und gewissen Krebs-Erkrankungen sinkt nachgewiesenermaßen. Dies zeigt die Epic Oxford-Studie, die den Einfluss des veganen Lebens auf die Gesundheit untersucht. Die Studie ist ein großes Projekt, gestartet von Professoren und Wissenschaftlern im Jahr 1993 und sie forschen auch heute noch weiter, um die Gesellschaft auf dem neuesten Stand zu halten. Vegan lebende Menschen setzen sich intensiv mit ihrer Ernährung auseinander. Dadurch spielt diese eine überdurchschnittlich große Rolle in ihrem Leben und sie nehmen den Einfluss auf die Gesundheit deutlich wahr.
Die pflanzenbasierte Lebensweise beeinflusst zudem die Umwelt. Weihnachten zum Beispiel verschlechtert die Klimabilanz durch abgeholzte Bäume, Verpackungsmüll und fleischhaltiges Essen. Eine vegane Ernährung hingegen verringert diese negativen Effekte. Es entstehen weniger Treibhausgase und Veganismus ist in dieser Hinsicht deutlich effektiver als das Einsparen eines Fluges oder der Kauf eines E-Autos.
Vom Feld ohne Umwege auf den Teller
Zudem reduziert sich der Flächenbedarf für den Anbau. Dadurch, dass Menschen für Tiere sowie Tierprodukte Futter anbauen, ist eine große Fläche nötig. Veganer essen direkt die pflanzlichen Produkte vom Feld ohne den Umweg über die Tiere. Auch Milchprodukte verbrauchen im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen mehr Ressourcen und erzeugen mehr Treibhausgase.
Fleisch- und Milchprodukte verbrauchen in der Herstellung viel Wasser, da bereits der Anbau der Futtermittel viel Wasser benötigt. Der Wasserverbrauch für den gesamten Prozess der Herstellung eines Kilogramms Rindfleisches liegt bei 15.000 Litern! Ein Kilogramm Soja verbraucht im Vergleich hierzu lediglich 1.800 Liter.
Wissenslücken schließen
Trotz den vielen Vorteilen des veganen Lebensstils gibt es häufig Menschen, die diese Art zu leben mit Skepsis betrachten, was meist durch Unwissen entsteht. So ist ein beliebtes Vorurteil, dass Veganer so viel Soja essen, dass die Abholzung des Regenwaldes weiter voranschreitet. Dabei ist das Gegenteil der Fall. 80 Prozent des produzierten Sojas fließt in das Futter der Nutztiere, 18 Prozent in die Herstellung von Sojaöl und Veganer essen nur zwei Prozent des Sojas. Somit ist dieses Vorurteil eher ein Grund, vegan zu werden- und nicht, eine solche Lebensweise zu verurteilen. Durch eine ausgewogene vegane Ernährung entsteht zudem kein Nährstoffmangel, da Menschen die Nährstoffe nicht zwangsweise durch tierische Produkte aufnehmen müssen. Beispiele hierfür sind die Milch, die als Calciumlieferant gilt und Fleisch, das nach Überzeugung vieler Ernährungsexperten für die Eisenzufuhr notwendig sei. Eine alternative wertvolle Calciumquelle ist grünes Gemüse und Eisen findet sich in Samen und Nüssen. Diese Beispiele zeigen, dass es sinnvoll ist, sich mit einem veganen Lebensstil auseinanderzusetzen und die eigenen Wissenslücken zu schließen.
Entspannt umdenken
Zur Schließung dieser Wissenslücken gibt es zahlreiche Studien, die das vegane Leben analysiert haben und die beim Erlangen von wertvollem Wissen helfen. So beispielsweise die Beobachtungsstudien Adventist Health Study II sowie die Epic Oxford-Studie, die gesundheitliche Vorteile deutlich zeigen. Die Studien sind die zwei wichtigsten und größten Studien mit vegan lebenden Menschen aus den USA und England. Die unabhängigen Forschungseinrichtungen analysierten Veganer dabei über einen langen Zeitraum hinweg.
Darüberhinaus helfen Apps bei der Orientierung im neuen Lebensabschnitt. Es gibt beispielsweise verschiedene Applikationen, die passende Restaurants vorschlagen. Dadurch kann man erste vegane Gerichte ohne eigenen Kochaufwand verkosten. Möchte man jedoch selbst anfangen, vegan zu kochen, so sind die freien Tage rund um Weihnachten und Silvester eine ideale Möglichkeit. Denn Zeit ist ein entscheidender Faktor, wenn es um Ernährung geht. Im Alltag fehlt diese oft, um sich ausgiebig mit den konsumierten Nahrungsmitteln auseinanderzusetzen. Die Feiertage haben ein großes Potential, da das Testen neuer Rezepte im eigenen Tempo und auch mit Familie und Freunden möglich ist. Um im Supermarkt bei pflanzlichen Alternativen vorbeizuschauen und neue Produkte zu probieren, ist auch mehr Zeit. Heutzutage gibt es für fast alles eine vegane Alternative wie beispielsweise pflanzliche Milch, hergestellt aus Hafer, Mandeln oder Kokos. Der Markt der veganen Produkte hat sich im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelt und ist sehr vielfältig geworden.
Hinweis der Autorin: Ich nutze in meinem Artikel das generische Maskulinum. Ich möchte damit niemanden ausschließen, es dürfen sich alle angesprochen fühlen.
23.01.2024
Text:
Mia Lynn Boehme
Illustration:
Alisa Kozmina
Diesen Artikel auch zu lesen in der StadtZeit-Ausgabe 118, Winter 2023/24
>> hier zu lesen
Mit dem Veganstart-Programm von PETA, der größten deutschen Tierrechtsorganisation, gelingt es Schritt-für-Schritt spielend alte Gewohnheiten abzuschütteln und stattdessen neue, tierleidfreie zu etablieren.
Die Smartphone-App bietet zudem einen Einkaufsguide. Er ermöglicht es, Produkte nach Einkaufsmärkten und Kategorien zu filtern mit dem Vorteil, einen schnellen Überblick über verfügbare vegane Produkte zu erhalten.
Info >> www.veganstart.de