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    Direkter Kontakt:

    Klaus Schaake
    Tel. 0561 – 475 10 11
    post@mittendrin-kassel.de

     

    Gefördert bis Ende 2019 durch:

    Dem „Schrei nach Freiheit Gehör verschafft“

    Natalie Amiri wird mit dem Preis „Das Glas der Vernunft“ 2023 geehrt.

    Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird am Sonntag, den 8. Oktober 2023 im Opernhaus des Staatstheaters Kassel an Natalie Amiri übergeben.

    In diesem Jahr wird zum 32. Mal der Preis „Das Glas der Vernunft“ verliehen. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung der Kasseler Bürgerschaft geht an die Korrespondentin und Moderatorin Natalie Amiri. „Wir werden den Preis einer unerschrockenen Journalistin übergeben, die durch ihre Berichterstattung den Heldinnen und Helden des Jahres 2022 eine Stimme gegeben hat: den Frauen und der Jugend im Iran“ sagt Wilfried Sommer, Vorsitzender des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Preises. Natalie Amiri moderiert seit 2014 den ARD-Weltspiegel aus München und leitete ab 2015 für fünf Jahre das ARD-Büro in Teheran. Seit 2017 kommentiert sie für den BR auch regelmäßig aktuelle Themen in den Tagesthemen. 2020 wurde für sie nach einer Einschätzung des Auswärtigen Amtes die Gefahr zu groß, Opfer einer politischen Geiselnahme zu werden. Sie musste die Leitung des Teheraner Fernsehstudios abgeben. Vorstand und Kuratorium würdigen, dass Natalie Amiri mit ihrer Berichterstattung in besonderer Weise Verantwortung für Menschen übernimmt, die für eine freie Gesellschaft und gegen Gewalt und Fanatismus kämpfen.

    Als ARD-Büroleiterin hat Natalie Amiri zwischen 2015 und 2020 jede Sendeminute und jeden Bericht gegen staatliche Auflagen verteidigt. Sie war ständiger Kontrolle ausgesetzt, stellte sich gegen Erpressungsversuche des Geheimdienstes und musste damit rechnen, verhaftet zu werden. Fortlaufend suchte sie nach Wegen, anschaulich das festhalten zu können, was tatsächlich geschieht. „Jede Geschichte, die ich erzählen wollte, war begleitet von Herzklopfen und dem Gefühl, dieses Mal holen sie dich, dieses Mal kommst Du nicht davon“, so die Preisträgerin. Für ihre Berichterstattung erhielt Natalie Amiri zahlreiche Auszeichnungen, u.a. wurde sie vom medium magazin in der Kategorie Politik zur Journalistin des Jahres 2021 gekürt. Auch als Bestsellerautorin ist sie eine Vermittlerin zwischen den Welten. Ihre Erfahrungen im Iran hat sie vielschichtig und empathisch geschildert und damit ein breites Interesse in der deutschen Gesellschaft geweckt.

    In den letzten Monaten sei, so Sommer, aus den Reformbewegungen im Iran eine umfassende Protestbewegung geworden, die alle Volks- und Konfessionsgruppen der iranischen Gesellschaft einschließe. Natalie Amiris Berichterstattung und ihre Stellungnahmen hätten wesentlich dazu beigetragen, dass wir diesen Umbruch erfassen und begleiten können. Sie habe Menschen eine Stimme gegeben, die sonst keine haben, nicht zuletzt habe sie einem Schrei nach Freiheit Gehör verschafft, der förmlich aus den Menschen herausbreche. Durch die Art ihrer Beiträge übernehme Natalie Amiri Verantwortung dafür, dass dieser Schrei nicht verhallt, sondern menschlich berührt. Sie werde so gleichzeitig zur Wegbereiterin einer Außenpolitik, die derzeit als „feministische Außenpolitik“ diskutiert und erprobt wird.

    Vorstand und Kuratorium des Kasseler Bürgerpreises würdigen Natalie Amiri für die humanistische Blickrichtung ihrer Berichterstattung. Im Fokus auf den Iran zeigt sie Konstellationen auf, durch die gesellschaftlicher Zusammenhalt gestiftet und Fanatismus bekämpft werden.

    Der Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“ wird am Sonntag, den 8. Oktober 2023 im Opernhaus des Staatstheaters Kassel an Natalie Amiri übergeben.

    Natalie Amiri wird mit dem Preis „Das Glas der Vernunft“ 2023 geehrt. Bild: Johannes-Moths

    Die Preisträgerin
    Zwischen Perserteppichen und Bio-Gemüse wuchs Natalie Amiri, 1978 geboren, im gutbürgerlichen München auf. Die Tochter einer Deutschen und eines Iraners studierte Diplom-Orientalistik und Islamwissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) führte sie an die Universitäten von Teheran und Damaskus. Seit 2011 vertritt sie die Korrespondenten in den ARD-Studios des BR, unter anderem in Istanbul, Athen und Rom. Seit 2014 moderiert sie den „ARD-Weltspiegel“ aus München sowie das BR-Europa-Magazin „Euroblick“.

    Amiri, die Farsi, Dari und Arabisch spricht, reiste zuletzt im November 2021 nach Afghanistan. Ihr in den Aufbau Verlagen erschienenes Buch „Afghanistan – Unbesiegter Verlierer“ ist eine eindringliche Reportage aus der Zeit nach der erneuten Machtübernahme durch die Taliban, das ebenfalls bei Aufbau erschienene Buch „Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran“ wurde zum Spiegel-Bestseller.

    www.instagram.com/natalie_amiri

    30.01.2023

    Pressemeldung:

    Gesellschaft der Freunde und Förderer
    des Kasseler Bürgerpreises Das Glas der Vernunft e. V.

    Das Glas der Vernunft
    Der Bürgerpreis „Glas der Vernunft“ wurde 1990 von Kasseler Bürger:innen gestiftet. Anlass war die Öffnung der DDR-Grenze im November 1989. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis ist seither 31-mal sowohl an Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Politiker:innen und Naturschützer:innen als auch an Menschenrechts- und Hilfsorganisationen vergeben worden, die sich mit ihrem Wirken den Idealen der Aufklärung – Vernunft, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Überwindung ideologischer Schranken – in besonderer Weise verdient gemacht haben.

    Symbolisiert wird der Preis durch eine von dem Kasseler Kunstprofessor und documenta-Künstler Karl Oskar Blase gestaltete Skulptur: Ein Glasprisma im Oktogon. Das Glas steht für Transparenz und Zerbrechlichkeit, das Prisma für Aufklärung durch wissenschaftliche Analyse, das Oktogon für Vollkommenheit.

    Die 1991 gegründete Gesellschaft der Freunde und Förderer des Bürgerpreises hat inzwischen weit über 400 Mitglieder – und zwar nicht nur aus Kassel und der Region, sondern aus nahezu allen Bundesländern sowie aus dem Ausland. Durch ihre Beiträge und durch Spenden wird der Preis sowie die Veranstaltung zur Preisverleihung finanziert. Der Vorstand des Vereins sowie die Mitglieder des Kuratoriums arbeiten ehrenamtlich.

    Erster Preisträger war 1991 der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der die Auszeichnung für seine Verdienste um die Öffnung der DDR-Grenze erhielt. 2016 wurde Edward Snowden geehrt: Der ehemalige CIA-Mitarbeiter enthüllte die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken von Geheimdiensten, vor allem der USA. Er konnte den Preis in Kassel nicht in Empfang nehmen, weil er international mit Haftbefehl gesucht wird. Sein Glas der Vernunft befindet sich noch im Kasseler Stadtmuseum. Es steht für die Hoffnung, dass es Snowden eines Tages als freier Mensch in Empfang nehmen kann.

    Auf der Homepage
    www.glas-der-vernunft.de sind alle bisherigen Preisträger aufgeführt.

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