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Çiğdem Özdemir
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Çiğdem Özdemir2025-11-13 10:12:182025-11-13 10:12:18Examen 25 – a script, a sketch, a showFernwärme und Wärmepumpe als Basis der Wärmeversorgung
Wie sieht die zukünftige Wärmeversorgung in Kassel aus? Und wie können sich die Bürgerinnen und Bürger darauf vorbereiten? Diese Fragen wurden jetzt bei einer Informationsveranstaltung der Stadt Kassel beantwortet. Damit boten die Verantwortlichen gleichzeitig einen Einblick in den aktuellen Stand der Wärmeplanung.
„Die Wärmewende ist ein wichtiger Teil der Energiewende. Sie stellt uns zwar vor einige Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen für die Zukunft unserer Stadt – zum Beispiel für mehr Klimaschutz, niedrigere Energiekosten und eine bessere Lebensqualität. Mit der kommunalen Wärmplanung gehen wir sie gezielt an und geben allen Bürgerinnen und Bürgern, sowie Unternehmen in Kassel hilfreiche Hinweise und eine verlässliche Orientierung, wie wir künftig unabhängig, lokal, klimaneutral und ohne die perspektivischen Kostensteigerungen der fossilen Energieträger heizen können“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller.
Stadtklimarätin Simone Fedderke fügt hinzu: „Uns ist es ein besonderes Anliegen, alle Menschen in Kassel frühzeitig in diesem Prozess mitzunehmen und den Stand der kommunalen Wärmeplanung allen frühzeitig zugänglich zu machen.“
Karte zeigt „Wärmeversorgungsgebiete“
In den vergangenen Monaten hat die Stadt Kassel viele Daten zum Wärmeverbrauch, der Energieinfrastruktur sowie möglichen Quellen für erneuerbare Energien und Abwärme in Kassel erhoben. Diese wurden im Anschluss in Zusammenarbeit mit Akteuren wie den Städtischen Werken analysiert und ein Entwurf der voraussichtlichen „Fernwärmeversorgungsgebiete“ erarbeitet.
„Mit dem klaren Fokus „Fernwärme first“ setzen die Städtischen Werke alles daran, den Ausbau und die Verdichtung des Kasseler Fernwärmenetzes voranzutreiben. Ab sofort bieten wir einen Verfügbarkeits-Check-Fernwärme auf unserer Homepage für interessierte Hauseigentümer und Hauseigentümerinnen an“, erläutert Dr. Olaf Hornfeck, Vorstand der Städtische Werke AG. „So können sie schon heute prüfen, ob ein Anschluss an die Fernwärme in ihrem konkreten Fall möglich sein wird. Das gibt Planungssicherheit für einen Netzanschluss beziehungsweise Hilfestellung bei der Suche nach einer alternativen, dezentralen Wärmelösung. “

Informationsabend Kommunale Wärmeplanung, Südflügel Kulturbahnhof. Im Bild (vlnr): Silvio Nießner (Projektleiter Kommunale Wärmeplanung), Dr. Anja Starick (Leiterin Umwelt- und Gartenamt), Dr. Gudrun Stieglitz (Geschäftsführerin der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH), Dr. Olaf Hornfeck (Vorstand der Städtische Werke AG), Stadtklimarätin Simone Fedderke, Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller. Foto: Stadt Kassel / Bernd Schoelzchen.
Der Verfügbarkeits-Check-Fernwärme ist für die Bürgerinnen und Bürger ab sofort auf der Internetseite der Städtischen Werke abrufbar.
In der kommunalen Wärmeplanung sind auch Stadtgebiete dargestellt, in denen der Aufbau eines Wärmenetzes voraussichtlich nicht wirtschaftlich umsetzbar ist. In diesen Bereichen wird daher eine individuelle Wärmeversorgung erforderlich sein. „Für diese Gebiete kommt fast immer eine Wärmepumpe in Frage, die Wärme aus dem Boden oder der Luft nutzbar macht. Das gilt auch für dichter bebaute Gebiete, da durch die technologischen Entwicklungen Wärmepumpen immer leiser geworden sind und bauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Schallschutzhauben, Wärmpumpen noch leiser machen können“, erklärt Dr. Anja Starick, Leiterin des Umwelt‐ und Gartenamts.
In der kommunalen Wärmeplanung sind zudem sogenannte „Prüfgebiete“ eingezeichnet. In diesen Bereichen kann erst nach Abschluss der Wärmeplanung im Sommer 2026 endgültig entschieden werden, ob sich dort ein Wärmenetz eignet. Wer dort wohnt, kann aber jederzeit eine eigene, klimafreundliche Heizung – zum Beispiel eine Wärmepumpe – einbauen. Wenn sich später zeigt, dass das Gebiet für ein Wärmenetz geeignet ist, besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich an dieses Netz anzuschließen.
Stadtklimarätin Fedderke betont: „Die kommunale Wärmeplanung verpflichtet nicht zur Wahl eines bestimmten Heizsystems. Mit welcher Heizungsanlage die gesetzlich vorgeschriebenen Anteile an erneuerbaren Energien erreicht werden, können Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer weiterhin frei wählen. Der fertige Wärmeplan bietet aber eine verlässliche Orientierung für alle bei der Frage, ob für sie neben den gebäudeindividuellen Heizungssystemen auch ein Anschluss an ein Wärmenetz möglich ist.“
Fertigstellung bis Mitte 2026
Der vorgestellte Zwischenstand wird in den kommenden Wochen und Monaten in enger Zusammenarbeit mit den Städtischen Werken, Wohnungsunternehmen und einer Vielzahl weiterer Akteurinnen und Akteure verfeinert. „Im Detail können sich deshalb noch Veränderungen an den vorgestellten Karten ergeben. Die generelle Richtung ist aber schon heute klar: Die Fernwärme ist vor allem in dicht bebauten Gebieten eine wichtige Option, während in Ein- und Zweifamilienhausgebieten mit weniger dichter Bebauung individuelle Heizlösungen dominieren werden“, so Starick. Zu den nächsten Schritten gehört außerdem die Erstellung einer Umsetzungsstrategie, die konkrete Maßnahmen und Impulse für die weitere Umsetzung der Wärmewende in Kassel aufzeigt. Spätestens Ende Juni 2026 soll die Wärmeplanung fertig sein.
Vorgaben aus dem Gebäudeenergiegesetz
Ab dem 1. Juli 2026 greift dann die sogenannte 65 Prozent‐EE‐Vorgabe aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG): Neu eingebaute Heizungen müssen dann zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Dies kann über verschiedene sogenannter pauschaler Erfüllungsoptionen oder alternativ über individuelle Berechnungen nachgewiesen werden, die das Gebäudeenergiegesetz definiert. Beispiele für pauschale Erfüllungsoptionen sind der Anschluss an ein Wärmenetz oder der Einbau einer Wärmepumpe.
Eigentümerinnen und Eigentümer, die bis zum 30. Juni 2026 noch eine neue Gas- oder Ölheizung einbauen, sollten beachten, dass das Gebäudeenergiegesetz in diesen Fällen ebenfalls Vorgaben macht: Demnach müssen bis 2029 mindestens 15 Prozent, bis 2035 mindestens 30 Prozent und bis 2040 mindestens 60 Prozent der erzeugten Wärme aus erneuerbaren Quellen stammen. Ab 2045 dürfen dann keine Heizkessel mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.
Fernwärme auf dem Weg zur Klimaneutralität
Parallel zur kommunalen Wärmeplanung haben die Städtischen Werke ihre Pläne für den Ausbau des Fernwärmenetzes für die kommenden Jahre konkretisiert und arbeiten aktiv an der Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung. „Mit dem Transformationsplan haben wir einen Fahrplan für die Zukunft der Wärmeversorgung“, erläutert Dr. Gudrun Stieglitz, Geschäftsführerin der Städtische Werke Energie + Wärme GmbH. „Danach setzt Kassel künftig auf eine Vielzahl von Anlagen zur nachhaltigen Strom- und Wärmeerzeugung, darunter ein kohlefreies Fernwärme-Kraftwerk, das Müllheizkraftwerk, eine Abwasserwärmepumpe am Klärwerk sowie ein Erdbeckenspeicher.“
Abschließend erklären Dr. Sven Schoeller und Stadtklimarätin Simone Fedderke: „Die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung ist das zentrale Zukunftsprojekt für Kassel. Die kommunale Wärmeplanung liefert nun die notwendige Klarheit: In dicht bebauten Quartieren ist der gezielte Ausbau der Fernwärme die effiziente Hauptlösung. Dort, wo dies nicht wirtschaftlich ist, stellt die Wärmepumpe die verlässliche, individuelle Alternative dar. Mit dem jetzt vorliegenden Fahrplan geben wir unseren Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen eine fundierte Orientierung, wie wir gemeinsam bis spätestens 2045 auf eine unabhängige, lokale und dauerhaft günstigere Wärmeversorgung umstellen werden. Wir laden alle Kasselerinnen und Kasseler ein, diesen Weg aktiv mitzugehen.“
Weitere Infos:
Weitere Informationen zur kommunalen Wärmeplanung, sowie zu den Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes finden Interessierte auf der Website der Stadt unter www.kassel.de/waermeplanung. Hilfreiche Informationen und Beratungsangebote rund um Gebäudesanierung, Solarenergie, Heizungsoptimierung und weiteren Themen sind auf www.kassel.de/energie zusammengestellt.

Informationsabend Kommunale Wärmeplanung, Südflügel Kulturbahnhof. Foto: Stadt Kassel / Bernd Schoelzchen








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