Kollateralschaden
Von Sebastian Bleisch
Der Vordere Westen verlor die kreative Aktivität des
Vordenkers Andreas Schmitz.
Als ich im Rahmen der „Aktiven Kernbereiche“ 2009 in die partizipative Umbauentwicklung des Vorderen Westens mit eingeladen wurde, fiel mir als erstes das Schnee-Foto des Blickes aus der Goethestraße auf den Verkehrsknotenpunkt Goethestraße/Germaniastraße auf, weil die Autospuren eindeutig den Verkehrsraum für die Kraftfahrzeuge dokumentieren: eine riesige Fläche, die seinerzeit für die übrigen Bürger verloren war! „Tatsächlich notwendige Fahrbahnflächen“ lautete der lakonische Bildtext.
Es war dies die erste inhaltliche Begegnung mit dem Verkehrsplaner Andreas Schmitz, den ich später als ungemein regen ersten Vorsitzenden von Kassel-West e.V. persönlich kennenlernen konnte. Sein oben zitierter Blick auf die Verkehrssituation mittels „Schneespur-Detektor“ hatte mich unmittelbar zu beobachten gelehrt.
Nachdem ich dem genannten Verein beigetreten war, weil ich dessen umfangreiche Homepage schätzte und die informativen Newsletter jeweils las, wurde ich von Herrn Schmitz „genötigt“, ihn zu duzen, was mir im Allgemeinen würdelos erscheint. Es blieb mir aber nichts anderes übrig, wollte ich dessen regen Geist nicht verärgern.
So habe ich von seinem verkehrs-organisatorischen Fachwissen die folgenden sieben Jahre profitieren können – vieles davon ist übrigens durch ihn in die Planung im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Kernbereiche“ für die Germania-, Goethe- und Friedrich-Ebert-Straße eingeflossen und wird heute von mir hoch geschätzt.
Der Sozial-Schaden daraus
Im Frühjahr 2018 riss der Informationsfluss ab, weil Herr Schmitz als Vorsitzender des Vereins zurückgetreten war. Mir gegenüber begründete er seinen Rücktritt mit dem von der Stadt vergebenen Mobilitätskonzept, denn – wie er sagt – „kenne er im Vorderen Westen jeden Parkplatz persönlich“ und könne in dem anstehenden Mobilitätskonzept-Beteiligungsprozess als Vorsitzender des Vereins nicht gleichzeitig als ehrenamtlicher Parallelgutachter auftreten. Folglich schliefen die überwiegend von Herrn Schmitz gepflegte Homepage des Vereins sowie dessen Newsletter ein, werden aber von anderen inzwischen erfolgreich reaktiviert.
Hier hat ein großer Verlust für die Kommune Raum gegriffen und den gesamten Entwicklungsprozess des Bezirks aus meiner Sicht ein hohes soziales Leer-Geld [sic!] gekostet, – leer, weil eben grad kein Geld für seine fachkundigen Leistungen geflossen ist, weil aber zugleich die so hoch geschätzten ehrenamtlichen Leistungen dem sozialen Verband auch nicht mehr zuflossen, insofern verloren sind.
Und so betrachtet gehen für mich mit dem 31.12.2019 die „Aktiven Kernbereiche“ nicht ohne eine große Portion Schwermut zu Ende.
Schade!
Für Bürger verlorener Raum.
Rudolphsplatz heute