Der Satiriker
Stefan Käufler von Die PARTEI ist bei dieser OB-Wahl der Überraschungskandidat. Im persönlichen Interview enthüllt er, was es mit seiner Kandidatur auf sich hat. Klar ist: Satire gibt es reichlich! Politik nicht.
Wahrscheinlich wäre ich ein Stinktier“, antwortet Käufler auf die Frage, welches Tier er sei, wenn er wählen müsste. Das Stinktier symbolisiert eine Störung in einem kaputten System. Der Familienvater möchte „nicht zuschauen, wie alles den Bach runter geht“. Man müsse sich um die Politikverdrossenen kümmern. Diese Leute werden politisch alleingelassen und die zuständigen Politiker ändern das nicht, so der Kandidat. Als Vertreter der PARTEI will Käufler die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo es weh tut und wo es Handlungsbedarf besteht. „Politik muss Spaß machen!“ Und das fängt für ihn mit Aufklärung an.
Das System verändern
„Wer aus 20 Prozent Wählerzustimmung einen Wahlauftrag ableitet, der müsste einmal die Medikamente richtig einstellen, aber nicht Oberbürgermeister spielen“. Das sagt Käufler zum Ergebnis der OB-Wahl 2017. Die Wahlbeteiligung lag damals bei rund 36 Prozent. Damit erhielt der noch amtierende Christian Geselle nur ein Fünftel der möglichen Stimmen. Die Nichtwähler hätten mit 63 Prozent der Stimmen also einen eigenen Kandidaten stellen können. „Da läuft doch was falsch.“ Deshalb kandidiert Käufler für das Oberbürgermeister-Amt. Sein Feld auf dem Stimmzettel dient ausdrücklich als „Resterampe zur Stimmenentwertung“.
Käufler merkt an: „Wählt Die PARTEI oder wählt das Elend“. Alles ist besser als nicht zu wählen. Damit verschenke man seine Stimme – auch an nicht gewollte Kandidaten. „Die Wählerschicht, die wir erreichen wollen interessiert die Politik nicht. Daher interessiert es uns auch nicht“. Die PARTEI ist bei dieser Wahl ein Spiegel für den problematischen Rückgang der politischen Partizipation in unserer Demokratie. Im Wahlkampfteam gab es laut Käufler sogar schon die Idee, Wählende mit einer gratis Bratwurst zur Stimmabgabe zu animieren. So wie bei der Corona-Impfkampagne. Das habe ja schließlich auch funktioniert.
Die Profis müssen liefern
Konkrete Inhalte oder politische Expertise bietet Die PARTEI nicht an. Ein bisschen inhaltliche Ausrichtung gibt Käufler aber zum Thema Bildungspolitik preis. Da könnte man sich gut nach der bereits verstorbenen Managementberaterin Vera Birkenbihl richten. Diese plädierte zu ihren Lebzeiten dafür, Kinder nicht in Bildungsmuster zu zwingen in die sie nicht hinein passen. Stattdessen müsse man fördern was gefördert werden will und Begabungen stärken. Am Ende gilt aber: „Mit uns ist keine Politik zu machen, Lösungen müssen die Profis anbieten“. Mit Satire als politische Idee wird lediglich auf Missstände hingewiesen. Sollte Stefan Käufler die Wahl gewinnen, wird er sein einziges Versprechen einhalten: „Ich mache nichts!“
Biografie
Stefan Käufler ist gebürtiger Nordhesse und lebt seit 2018 mit Frau und Sohn in Kassel. Er kommt aus einer SPD-geprägten Familie. Der gelernte IHK-Betriebswirt arbeitet im VW-Werk in Baunatal. Ein „klassischer Proletarier“ also, wie er selbst scherzhaft anmerkt. Eine ganz herkömmlich ausgebildete Fachkraft mit einigen Fortbildungen also. Er hatte bereits früh einen Hang zur Satire. Passend dazu trat Käufler 2018 in Die PARTEI Kassel ein. Als Kassenwart ist er dort der Mann fürs Finanzielle und Rechtliche. Privat hört er gerne „Die Wochendämmerung“. In dem Podcast geht es wochenweise um alles Wissenswerte aus Politik, Kultur und Gesellschaft – kompakt und gut recherchiert.
15.02.2023
Porträts zur OB-Wahl
Die Kandidatinnen- und Kandidatenporträts sind ein Kooperationsprojekt der Redaktion des StadtZeit Kassel Magazin mit Prof. Dr. Wolfgang Schroeder, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. Angehende Politikwissenschaftler:innen, die bei Prof. Dr. Schroeder studieren, haben die Porträts unterstützt von der StadtZeit-Redaktion verfasst.
Der Autor:
Jasper Karschnia studiert im fünften Semester Politikwissenschaft und Germanistik an der Universität Kassel. Seine Schwerpunkte liegen auf der Forschung zu Rechtsextremismus, Medien und Presse sowie Parteienforschung. Neben der Uni arbeitet er als ehrenamtlicher Redakteur im Campusradio Kassel.