Mittendrin in Kassel
  • Aktuelles
  • Termine
  • Podcast SprechZeit
  • Podcast StadtteilZeit
  • Architektur und Stadt
  • Gesund Leben
  • Essen und Genießen
  • Wohnen und Leben
  • Kunst und Kultur
  • Kinder und Jugend
  • Kirche und Soziales
  • Handel und Gewerbe
  • Energie + Umwelt
  • Stadt(teil)politik und Gesellschaft
  • Stadt(teil)geschichte
  • Kolumnen
  • Video-Kanal
  • Lieblingsläden
  • Menü Menü
    Search Search

    Direkter Kontakt:

    Klaus Schaake
    Tel. 0561 – 475 10 11
    post@mittendrin-kassel.de

     

    Gefördert bis Ende 2019 durch:

    Rauhnächte

    Ein kostbares Geschenk an uns selbst

    Mitten im Winter, kurz vor Jahresende, liegt die dunkelste Zeit des Jahres. Uralte Bräuche helfen uns auch heute noch, es der Natur gleich zu tun: zur Ruhe kommen, sich auf das Wesentliche konzentrieren, Bilanz ziehen und sich auf das Neue vorbereiten.

    Eine dunkle Straße im Winter irgendwo in Süddeutschland. Es ist kalt; Rauchschwaden wabern die Straße entlang. Stellenweise erhellen lodernde Flammen und rotsprühende Lichter die Dunkelheit. Düstere Klänge sind zu hören. Aus den Rauchschwaden tauchen furchteinflößende Gestalten auf und ziehen lärmend die Straße entlang. Wahre Ausgeburten der Hölle, behangen mit Fell, teuflisch anzusehen mit ihren hässlichen blutrünstigen Fratzen, Reißzähnen und Hörnern. Sie führen allerlei Glocken, Schellen und Peitschen mit sich und machen Krach, treiben ihr Unwesen und lehren denjenigen, der sie zu Gesicht bekommt, das Fürchten. Abseits hinter einer Absperrung säumt indes eine Menschenmenge die Straße.
    Die Menschen sind gekommen, um sich unterhalten zu lassen. Einige halten ihr Smartphone auf die Wesen, um die wilde Show festzuhalten, die diese vor ihren Augen aufführen: den traditionellen „Perchtenlauf“. Unter der archaischen Kostümierung stecken zumeist junge Männer, die mit dieser wilden Prozession die jahrhundertealte Tradition des Perchtenlaufs fortführen, der dazu dient, die Dämonen des Winters auszutreiben. Heutzutage sind Perchtenläufe ein beliebtes Spektakel. Sie gehören wohl zu den bekanntesten Bräuchen der Rauhnächte im Alpenraum.

    Eine Zeit ausserhalb der Zeit
    Als Rauhnächte – auch „Zwölften“ genannt – werden die zwölf Nächte
    zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar bezeichnet. Für die
    Wortherkunft gibt es verschiedene Erklärungen: Der Name könnte sich schlicht auf das kalte „raue“ Wetter im Winter beziehen, oder aber auf den Brauch des Räucherns, den die Menschen traditionell während dieser Zeit praktizierten, um die Ställe und Stuben zu reinigen und gegen bösen Zauber zu schützen. Andererseits bezieht sich das Wort „Rauch“ – abgeleitet vom mittelhochdeutschen „ruch“ für haarig oder pelzig – auch auf Pelzwaren und deutet auf den alten Glauben, dass während der Rauhnächte mit Fell behangene Dämonen umherziehen und ihr Unwesen treiben. Es ist die Zeit „zwischen den Jahren“. Dieser Ausdruck geht auf die Differenz zwischen dem Sonnenkalender mit seinen 365 Tagen und dem älteren Mondkalender zurück, der nur 354 Tage zählt. Diese besondere Zeit wird auch als „Zeit außerhalb der Zeit“ oder als „geschenkte Zeit“ bezeichnet. Sie liegt mitten im Winter, in der kältesten und dunkelsten Zeit des Jahres, in der die Natur zur Ruhe kommt, um Kräfte zu sammeln für das Kommende. In früheren Zeiten lebten die Menschen viel mehr als heute im Einklang mit der Natur und hingen stärker von ihr ab. So war etwa das Wetter bestimmend für die Abläufe und den Ertrag der Landwirtschaft und somit überlebenswichtig. Da auch die Arbeit auf den Feldern im Winter ruhte und es noch keine Energie in Form von elektrischem Strom oder Zentralheizungen gab, mussten auch die Menschen gezwungenermaßen zur Ruhe kommen und sich dem natürlichen Rhythmus anpassen. 

    Furchteinflössende Gestalten tummeln sich beim traditionellen Perchtenlauf, einem der bekanntesten Bräuche der Rauhnächte im Alpenraum. Bild: Manfred Herrmann – stock.adobe.com

    Durchlässigere Grenzen zwischen den Welten
    Die Natur konnte damals sehr bedrohlich sein, gerade in der Alpenregion, wenn Schneemassen die Menschen auf den Höfen einschlossen und die Winterstürme um die Häuser pfiffen. Es ist auch die Zeit, in der die Grenzen zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen der Ahnen, des Spirituellen und der Magie durchlässiger werden. Die Menschen damals glaubten an Dämonen und andere übersinnliche Wesen, was sich in den Rauhnächten insbesondere in dem Volksglauben an die „Wilde Jagd“ niederschlug. Ein Geisterheer samt Rössern und Hunden, angeführt vom Göttervater Odin und seiner Frau Freya – je nach Region auch Frigga, Berchta (Perchta) oder Frau Holle genannt – jagte über den Himmel und verbreitete Schrecken. Gleichzeitig standen diese Wesen aber auch für Fruchtbarkeit und Wachstum. Um die Dämonen und Naturwesen nicht zu erzürnen, sondern gnädig zu stimmen, galt es während der
    Rauhnächte eine ganze Reihe von Verhaltensvorschriften und Ritualen einzuhalten. So sollte man sich während dieser Zeit ruhig verhalten, Streit vermeiden und Ordnung im Haus halten. Kinder wurden angehalten, lautes Spielen und Toben zu unterlassen. Auch durften Frauen und kleine Kinder nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr nach draußen gehen. Man durfte keine Wäscheleinen vor dem Haus aufspannen, um gewaschene Wäsche zum Trocknen aufzuhängen, da sich umherziehende Dämonen der Wilden Jagd in diesen verfangen und Unheil über das Haus und seine Bewohnerinnen und Bewohner bringen konnten. Die Menschen trafen sich am Abend in ihren Häusern in der einzigen beheizten Stube vor dem Kamin und erzählten sich bei Kerzenschein Märchen und Sagen aus alter Zeit. Traditionell führten sie Räucherrituale aus und befragten Orakel. Jede der zwölf Rauhnächte steht dem Glauben nach mit einem Monat des kommenden Jahres in Verbindung; die erste Rauhnacht symbolisiert den Januar, die zweite den Februar, usw.

    Bilanz ziehen und sich auf das Neue vorbereiten
    Heute hat „die Zeit zwischen den Jahren“ ihren Schrecken verloren, doch noch immer ist sie besonders für die Menschen, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Zumeist verstehen wir heute darunter die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Das große Fest der Familie ist vorüber und bis Silvester, dem nächsten großen Event am Jahresende, sind es noch ein paar Tage hin, in denen meistens nicht viel passiert. Viele Berufstätige haben ein paar Tage Urlaub genommen, manche Firmen machen Betriebsferien, die Unis, die Schulen und Kindereinrichtungen sind geschlossen.
    Die Tage sind kurz und die langen dunklen Abende laden dazu ein, Zeit mit der Familie zu verbringen, zur Ruhe zu kommen und Abstand zu gewinnen vom lauten, hektischen Vorweihnachtstrubel. Auch wenn das Winterwetter schon lange nicht mehr so kalt und rau wie früher ist, bietet die Zeit der Rauhnächte eine gute Gelegenheit, nach innen zu blicken und sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen, anstatt sich all den äußerlichen Ablenkungen der modernen Welt hinzugeben. Die Rauhnächte sind auch heute noch eine Einladung an uns, Bilanz über das vergangene Jahr zu ziehen, eigene Wünsche und Ziele zu reflektieren und sich innerlich auf das Neue vorzubereiten. Diese Zeit lässt sich ganz individuell gestalten, doch kann uns manch alter Rauhnachts-Brauch dabei unterstützen. Eine gute Vorbereitung auf die Zeit der Rauhnächte ist es, Dinge abzuschließen. Dazu sollte man ausgeliehene Gegenstände wieder zurückbringen, Schulden begleichen und Unstimmigkeiten in den Beziehungen mit unseren Mitmenschen durch Aussprache aus der Welt schaffen. Da die Rauhnächte eine Zeit des Rückzugs und der inneren Einkehr sind, eignen sich Meditationsübungen zur Besinnung sehr gut. Dazu zündet man sich idealerweise Kerzen an. Auch Räucherrituale unterstützen eine besinnliche und feierliche Atmosphäre. Ein schönes Rauhnachts-Ritual für unsere moderne Zeit ist das der „13 Wünsche“: Vor Beginn der Rauhnächte schreibt man auf dreizehn Zettelchen je einen Wunsch für das kommende Jahr, faltet sie zusammen und verwahrt sie in einem Säckchen. In jeder der zwölf Rauhnächte zieht man einen der Zettel und verbrennt diesen feierlich – ohne ihn vorher noch einmal gelesen zu haben – und übergibt ihn damit dem „Universum“, das die Wünsche für uns erfüllt. Das 13. Zettelchen, das am 6. Januar noch übrigbleibt, darf man lesen, denn für seine Erfüllung ist man dann im Laufe des neuen Jahres selbst verantwortlich.

    14.12.2022

    Autorin:
    Rosemarie Rohde


    Auch zu lesen im StadtZeit Kassel Magazin, Ausgabe 113, Dezember/Januar 2022/23
    >> hier zu lesen

    Ähnliche Themen

    Künstliche Intelligenz trifft Soziokultur

    Juli 11, 2025
    Drei innovative KI-Prototypen zeigen, wie künstliche Intelligenz die tägliche Arbeit in soziokulturellen Zentren entlasten kann – praxisnah und maßgeschneidert für die Herausforderungen vor Ort.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/07/v.l.n.r.-Mahsoum-S_Bild_UniKassel-Kopie-scaled.jpeg 1707 2560 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-07-11 13:45:592025-07-10 13:46:22Künstliche Intelligenz trifft Soziokultur

    „Sauberhafter Schulweg“ 2025

    Juli 1, 2025
    Mehr als 2.200 Kinder und Jugendliche an Kassels Schulen setzen ein Zeichen für den Umweltschutz.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/07/25-07-01_Sauberhafter-Schulweg-Fridtjof-Nansen-Schule-Klasse-1a-Kopie-scaled.jpeg 1920 2560 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-07-01 12:49:052025-07-01 12:49:05„Sauberhafter Schulweg“ 2025

    Ausgezeichnete Idee

    Juli 1, 2025
    Die Mitmach‐Baustellen im Stadtteil Jungfernkopf gewinnen beim Wettbewerb der Klima‐Kommunen in Hessen.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/07/b3cbe68af4a0a9bd0b33619aae11e484.webp 1067 1600 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-07-01 12:41:162025-07-01 12:41:16Ausgezeichnete Idee

    Klimawandel – Probleme und Potenziale im Ökolandbau

    Juli 1, 2025
    Die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen lädt am 3. Juli zum Feldtag ein, um vor Ort über Herausforderungen zu diskutieren und praxisnahe Lösungsansätze aufzuzeigen.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/06/oeko-logo.jpg 396 696 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-07-01 07:28:062025-06-30 17:28:46Klimawandel – Probleme und Potenziale im Ökolandbau

    Baukultur erlebbar machen!

    Juni 27, 2025
    Die Auftaktveranstaltung zum Tag der Architektur, der am 28. und 29. Juni stattfindet, bot einen ersten Einblick in die teilnehmenden Projekte.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/06/image00002-scaled.jpeg 1853 2560 Lisa Marie Fink https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Lisa Marie Fink2025-06-27 19:16:252025-06-27 19:16:25Baukultur erlebbar machen!

    Neues Zentrum für Umweltbildung im Tierpark Sababurg

    Juni 25, 2025
    Das neue Umweltbildungszentrum des Tierparks Sababurg ist nach rund fünf Jahren Bauzeit fertiggestellt und wurde nun feierlich eingeweiht.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/06/1-301295P-Kopie-scaled.jpeg 2560 1920 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-06-25 17:31:022025-06-25 17:31:24Neues Zentrum für Umweltbildung im Tierpark Sababurg

    Mit Tradition und Herz

    Juni 16, 2025
    Die Fachschule für Technik Kassel e.V. (FTK ) steht für zukunftsorientierte Weiterbildung.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/06/Bild_Wirtschaft_Nordhessen_hohe-Qualität-Kopie.jpeg 826 1168 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-06-16 09:56:492025-06-16 09:56:49Mit Tradition und Herz

    Universität Kassel startet einzigartige Offensive neuer Studiengänge

    Juni 3, 2025
    Wer die Transformation zu einer nachhaltigeren Gesellschaft mitgestalten will, der findet an der Universität Kassel ab dem Wintersemester dafür rund ein Dutzend neuartiger Studiengänge.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/06/SDG_Würfel_GreenOffchumann_00481-scaled.jpg 1707 2560 Lisa Marie Fink https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Lisa Marie Fink2025-06-03 10:29:492025-06-03 10:29:49Universität Kassel startet einzigartige Offensive neuer Studiengänge

    Fahrrad-Parken auf Probe

    Mai 27, 2025
    Mit zehn modularen Fahrrad-Parklets testet die Stadt ab sofort an schwer einschätzbaren Orten, bevor die Fahrradbügel im öffentlichen Raum dauerhaft gesetzt werden.
    Weiterlesen
    https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2025/05/fahrrag-stadt-kassel-test-Kopie.jpg 912 1333 Iryna Sauerwald https://mittendrin-kassel.de/wp-content/uploads/2019/10/logo-m.png Iryna Sauerwald2025-05-27 11:37:072025-05-27 11:40:34Fahrrad-Parken auf Probe
    Zurück Zurück Zurück Weiter Weiter Weiter

    Kontakt

    Klaus Schaake
    c/o Bürogemeinschaft 48zwei
    Friedrich-Ebert-Straße 48
    34117 Kassel
    Tel. 0561 – 475 10 11
    post@mittendrin-kassel.de

    Kommerzielle Nutzungen

    Die Verwertung von Texten und Bildern in anderen Publikationen oder Internet-Auftritten darf nur nach schriftlicher Zustimmung durch das Redaktionsteam erfolgen. Kommerzielle Nutzungen von Text- und Bildmaterial sind schriftlich mit dem presserechtlich Verantwortlichen abzustimmen und angemessen zu vergüten.

    Urheberrecht

    Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwingend die Meinung des presserechtlich Verantwortlichen wieder. Alle Autor/innen zeichnen für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Alle nicht näher bezeichneten Fotos oder Grafiken wurden der Redaktion von Akteuren aus dem Quartier oder anderen Anbietern zur Nutzung überlassen. Die Sender von Grafiken oder Fotos erklären sich mit der Veröffentlichung einverstanden und erklären, im Besitz der Nutzungs- bzw. Abbildungsrechte zu sein. Sollten aufgrund der Zusendung von Grafiken oder Fotos die Rechte Dritter berührt sein, haftet der Übersender für etwaige, aus Urheberrechtsverletzungen resultierende Schäden.

    Impressum und Datenschutz

    © Copyright - mittendrin LOGIN Download PDF Anleitung (10,6 MB) - Impressum und Datenschutz - webdesign@evabogner.de
    Nach oben scrollen Nach oben scrollen Nach oben scrollen