Raum für bunte Begegnungen
Das Freiluftexperiment Kirchditmold lädt zum Austausch und spannenden Beteiligungsaktionen ein.
Mit viel Sonnenschein, Musik und netten Gesprächen startete am vergangenen Samstag, den 22. April, das Freiluftexperiment Kirchditmold in Kooperation mit Raamwerk.
“Herzlich Willkommen zu einem anderen Kirchditmold für drei Wochen!”, begrüßte Stadtbaurat Christof Nolda die Bürger:innen. Farbige Akzente und Aktionen lösen nun die unruhebringenden Autos ab und sorgen im Stadtteil für ein besonders lebendiges Treiben.
Während des Freiluftexperiments weicht der automotorisierte Verkehr für einen Monat vielseitigen Beteiligungsaktionen zur Stärkung des Ortskerns und schafft dabei Raum fürs entspannte Zusammenkommen.
Aktionen wie das gemeinsame Aquarellmalen, Salsa tanzen oder der Tausch Markt laden dabei zum Mitmachen ein.
Über den Ortskern verteilen sich selbstgebaute Sitzgelegenheiten im charakteristischen Raamwerk-Rosa. Sie lassen sich nach Belieben um- und zusammenstellen und unterstreichen, was sich die Kirchditmolder:innen in ihrem Stadtteil besonders wünschen: mehr öffentliche Orte zum Verweilen.
Gemeinsam Veränderungen anstoßen
Mit Blick auf die alte Stadtmauer an der Friedrich-List-Schule, versammelten sich am Wochenende die Bürger:innen und begrüßten unterm freien Himmel in gelöster Atmosphäre den Start des Freiluftexperiments.
Vertreter:innen der Stadt, der Aktion und Kirchditmolds hoben in einer Ansprache das große Engagement der Anwohner:innen hervor. Denn den Kirchditmolder:innen liegt ihr Stadtteil merklich am Herzen. So schätzen sie den dörflichen Charakter, man kennt und grüßt sich und profitiert gleichzeitig von den guten Stadtanbindungen.
Sie wollen Kirchditmold weiterhin lebenswert gestalten und setzen sich bereits seit Langem kontinuierlich für fördernde Maßnahmen des Stadtteils ein. So beteiligten sie sich auch an den Planungsprozessen zur Stärkung der Aufenthaltsqualitäten und Verkehrssicherheit, die dem Experiment voraus gingen. Mit dem Freiluftexperiments findet nun die Erprobung der bisherigen Maßnahmen statt.
Aufenthaltsqualitäten stärken
Sibylle Walz sprach repräsentativ für die Geschäftsleute in Kirchditmold. Die Besitzerin der Zentgrafen Buchhandlung erzählte von ihrem typischen Tag und verdeutlichte anschaulich, was den Charme Kirchditmolds ausmacht: ein schöner Stadtteil, der alles bietet, was es zum Leben braucht. Der wöchentliche Einkauf verbindet sich mit einem Abstecher in das Eiscafé, einer Auszeit an der Hessenschanze und vielen zufälligen Begegnungen mit anderen Bewohner:innen. Störend nimmt Walz dabei den zunehmenden Autoverkehr wahr, der immer ihre Wege durchkreuzt. Der Verkehr stört gerade dort, wo nun während des Experiments wieder Raum zum Verweilen ist.
So befürwortet Walz eine neue Verkehrssituation durch die Auslagerung des Autoverkehrs im Ortskern. Damit sprach sie vielen Anwohner:innen aus der Seele, die sich eine Reduzierung des Kfz-Verkehrs und stattdessen mehr öffentliche Sitzgelegenheiten zum Zusammenkommen wünschen.
Dass der Verkehr immer wieder die Aufenthaltsmöglichkeiten unterbricht, zeigt sich am Beispiel eines beliebten Treffpunkts, dem Eiscafé Amalfi. Der Fahrradweg führt hier direkt durch die Sitzgruppen der Außengastronomie. So sorgen die hindurchfahrenden Fahrräder beim gemütlichen Beisammensitzen oftmals für Verwirrung und Unruhe. Eine Bewohnerin führte zudem an, dass sich die Aufenthaltsräume auch auf die Straße verlagern und die Autos ablösen könnten. Das sichere Überqueren der breiten Straßen sei zudem durch den schnellen Verkehr und das unebene Kopfsteinpflaster verbesserungsdürftig. Hier seien mehr Querungsmöglichkeiten für den Fußverkehr durchaus angebracht.
Lebendiger Ortskern durch aktive Beteiligung
Das Freiluftexperiment ist genau als Solches zu verstehen: ein Experiment, dessen Erkenntnisse variieren können. “Wir brauchen solche Experimente, um zu wissen, wie wir den Raum einladender gestalten können”, bekräftige die Ortsvorsteherin Elisabeth König. Die gewonnenen Erfahrungen finden anschließend in den weiteren städtebauliche und verkehrliche Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt Kassel Berücksichtigung. Im Fokus des Experiments steht die Idee der generellen Aufwertung des Ortskerns. Dies geschieht etwa durch die Sicherstellung der Barrierefreiheit und der Umstrukturierung des Verkehrs und unter anderem durch den Ausbau der Rad- und Fußgängerwege. Durch die Öffnung des Schulhofs der Friedrich-List-Schule als Aufenthaltsort, mehr Grün und Sitzgelegenheiten und sollen mehr Begegnungsorte entstehen.
Das Freiluftexperiment setzt dabei auf die Beteiligung der Bürger:innen. Diese können sich diese mit ihren Wünschen aktiv einbringen und ein lebendiges Kirchditmold mitgestalten. König ermunterte zum Mitmachen: “Zusammen können wir was erreichen. Machen Sie mit. Beteiligt euch”.
Freiluftexperiment Kirchditmold
Mit der Sperrung der Zentgrafenstraße zwischen Harleshäuser und Am Opferhof, sowie der Teichstraße zwischen Zentgrafenstraße und Am Opferhof für den Kfz-Verkehr,
testet die Stadt Kassel einen Monat lang neue Mobilitätsvarianten und Möglichkeiten für mehr Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum. Dabei laden vielseitige Beteiligungsveranstaltungen zum Mitmachen und Zusammenkommen ein.
Sa., 22. April bis So., 21. Mai
Veranstaltungsprogramm: https://teamup.com/ksh64vneynw6g2ug9g
Raamwerk
Mit dem Ziel Städte lebendiger und nachhaltiger zu machen, veranstaltet das Kollektiv verschiedene Aktionen im öffentlichen Raum. Die Teilhabe der Bevölkerung ist dabei stets ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Durch niedrigschwellige und bespielbare Aktionen hinterfrage sie Gewohntes und schaffen einen Rahmen für Austausch und Veränderung.
Für das Freiluftexperiment Kirchditmold beauftragte die Stadt Kassel Raamwerk das Experiment mit Beteiligungsaktionen zu begleiten.
Bereits 2021 schufen Raamwerk mit Freiluft-Experiment in der Unteren Königsstraße eine Vision, wie eine städtische Transformation aussehen könnte. Vielfältige Aktionen bespielten die Fußgehende-Zone einen Monat lang und schufen einen autofreien Ort des Austauschs und der Interaktion.
27.04.23