So wie das Mondlicht…
Die notwendige energetische Ertüchtigung der Königstorhalle macht aus diesem Baukörper zukünftig einen Hingucker.
Kleine Keramikstücke, eine quadratische Keramiklamelle, ein Stück Industrieglas-Paneel und die mittlerweile recht umfängliche Bauakte liegen auf dem großen Besprechungstisch von Reichel Architekten bereit. Prof. Alexander Reichel, der an der Hochschule Darmstadt Baukonstruktion, Nachhaltiges Bauen und Entwerfen lehrt, erläutert anhand dieser Elemente das zukünftige Erscheinungsbild der Königstorhalle.
Schwarz-weiß Fotos zeigen die am Königstor/Ecke Westendstraße gelegene Sporthalle, deren Entwurf 1963 aus dem Wettbewerbsbeitrag des Kasseler Büros Seidel Architekten hervorging, kurz nach ihrer Fertigstellung.
„Auf diesem Foto lässt sich die horizontale Struktur des Gebäudes sehr gut ablesen“, erläutert der Architekt. Wie viele andere republikweit errichtete Gebäude dieser Epoche bezog sich der Baukörper in seinem Duktus nicht auf seine Umgebung.
Diese Grundvoraussetzung galt es nun bei der Neugestaltung der Königstorhalle einzubeziehen und zu einem stimmigen Gesamtkonzept zu entwickeln. Die zwingend notwendige energetische Ertüchtigung dieses Bauwerks wollte die Stadt Kassel als Bauherr nutzen, um die Aufwertung des Stadtraums zwischen dem neu gestalteten Grünzug Motzberg und dem gerade entstehenden elfgeschossigen Westendturm abzurunden.
Den städtischen Raum
akzentuieren
Die Horizontalstruktur der bestehenden Halle greift Alexander Reichels Entwurf auf. Sockelbereich, Mittelbereich, Laterne, lässt sich das in Kurzform umreissen.
Die Farbigkeit der Keramiklamellen, welche die vor der Wärmedämmung aufgehangene Außenhaut des Sockels und des Mittelbereichs bilden, bezieht der Entwurf auf die unmittelbare Umgebung. Dort befindet sich – als Pendant aus einer anderen Zeit – die Königstorschule mit ihrem gelblichen und roten Ziegelmauerwerk. Die senkrechten Keramiklamellen mit ihren changierenden Farben greifen dieses Motiv auf und erinnern gleichzeitig an das Mauerwerk der Halle, das ursprünglich die Fassade bildete.
„Die Sporthalle selber soll leuchten“, so der Architekt. Wobei dieses „leuchten“ fast eher metaphorisch zu verstehen ist.
Ein ganz leichtes Schimmern wird durch die Industrieglas-Paneele mit ihrer transluzenten Wärmedämmung in einem bläulich-grünlichen Ton nach außen dringen.
In seiner Nicht-Intensität von nur einem Lumen – die minimalste Helligkeit, die sich technisch herstellen lässt – lehnt sich dieses insekten- und fledermausverträgliche Leuchten also eher an das Mondlicht an und akzentuiert in einer angenehmen Zurückhaltung diesen innerstädtischen Raum.