Individualität ist Trumpf
Setzen wir die Trends der Zukunft!
Viele Designinteressierte und Fachleute orientieren sich auf der Möbelmesse in Köln, was die zukünftige die Gestaltung der eigenen vier Wände angeht. Zum ersten Mal findet die IMM in diesem Jahr nicht statt – und dies ausgerechnet nach einem Jahr, in dem sich die gesamte Welt verändert hat.
Die neuesten Möbeltrends für das Wohnen von heute und morgen lassen sich seit 1949, auf der Möbelmesse in Köln, der IMM, erfahren. Sie gibt Anfang eines jeden Jahres Einblicke, welche Impulse die Möbelindustrie bereit hält. Viele Designinteressierte und Fachleute orientieren sich dort, was die zukünftige die Gestaltung der eigenen vier Wände angeht.
Zum ersten Mal findet die IMM in diesem Jahr nicht statt – und dies ausgerechnet nach einem Jahr, in dem sich die gesamte Welt verändert hat – und auch unsere Wohnumgebung. Zwar mag die Welt gefühlt stillstehen, doch neue Trends haben jetzt Hochkonjunktur oder beschleunigen sich, wie zum Beispiel das Homeoffice und die Digitalisierung und damit auch unsere Selbstbestimmung und Selbstverantwortung.
Ein Trend spiegelt eine Strömung oder Entwicklung der Gesellschaft wider und erlaubt so der Industrie, auch für zukünftige Entwicklungen Prognosen zu treffen und uns mit entsprechenden Waren zu versorgen.
Jeder Einzelne bestimmt den Trend von morgen
Dabei ist ein Trend ist mehr als eine reine Modeerscheinung. Erkennen wir ihn, ist er schon längst da, denn er ist unsere kollektive Antwort auf etwas, was wir gerade erfahren und was sich in unseren Handlungen widerspiegelt. Beim Wohnen beispielsweise die Auswahl der Farbe oder des Materials, deren Herkunft oder dessen Gewinnung.
Wir als Gemeinschaft und damit jeder Einzelne von uns bestimmen also die Trends von Morgen mit.
Kurzfristige Erscheinungen wie die „Geiz ist geil“-Ära in der es schick war, billig und viel zu kaufen ohne den Blick auf Gewinnung und bestehenden Ressourcen zu lenken, haben übergeordnet betrachtet einen langfristigen Trend eingeleitet – den der Nachhaltigkeit.
Viele haben erkannt, dass wir dieses Geiz ist geil-Konsumverhalten dringend ändern müssen, soll unser Planet auch der Nachwelt erhalten bleiben. Beim Wohnen drückt sich dies durch die ökologische Gewinnung von Materialien, Recyclebarkeit, Naturprodukten und einer hohen, langlebigen Qualität aus – oder gar dem Konsumverzicht. Dieses Beispiel macht deutlich: Trends bedingen sich untereinander.
Auch die Medien suggerieren Trends, die unser Kaufverhalten aktiv lenken und zum Kauf animieren sollen. In unserer Wachstumsgesellschaft reicht es schon lange nicht mehr aus, uns nur mit Waren zu versorgen, die wir wirklich benötigen. Gerade bei Einrichtungsgegenständen kommt es so oft zu Spontan- und Fehlkäufen.
Wir sind einer Flut von Werbung für Einrichtungsgegenständen und Gestaltungsmitteln ausgesetzt, dessen Angebot nie so hoch war wie heute. Zwischen geschickten Marketingverlockungen und echtem Bedarf zu unterscheiden ist die große Kunst.
Dies wird uns nicht ganz leicht gemacht, denn unsere eigenen saisonale Stimmungen und der Wunsch einem momentanen Lebensgefühl Ausdruck zu verleihen, bieten der Werbeindustrie mannigfaltige Anknüpfungspunkte.
Der innere Kompass als verlässlicher Experte
Der Wohndschungel an Einrichtungsmöglichkeiten hat uns einen Boom an Ratgebern und Einrichtungszeitschriften beschert, die uns als Ideengeber dienen und uns eine Übersicht über unsere vielfältigen Möglichkeiten geben. Sie sind jedoch nur bedingt hilfreich, geht es um die individuelle Einrichtung unserer persönlichen Lebensräume.
Das können nur wir selbst! Denn wer sonst könnte mehr über unsere intimsten Wohnbedürfnisse, Vorlieben und Möglichkeiten wissen?
Wir alle haben einen inneren Kompass, einen absoluten Experten in uns, der weiß, was uns guttut. Eine intensive Auseinandersetzung mit uns selbst ist unerlässlich, um verlässliche Entscheidungen zu treffen, wie wir langfristig leben möchten. Wir benötigen zuerst Klarheit darüber, wo wir stehen, wo wir hinwollen, was uns wichtig ist, in welcher Priorität und mit welchen Mitteln, um uns der grenzenlosen Möglichkeiten der Inneneinrichtung wirklich sicher zu bedienen. So werden wir immer mehr immun gegen äußere Verlockungen und können uns selbstbewusst und selbstbestimmt auch gegen einen Mainstream bewegen, wenn er für uns selbst oder unsere Umwelt nicht passt.
Mehr als je zuvor erkennen wir gerade jetzt, wie wichtig der Raum in dem wir Leben ist, ist er doch die kleinste Zelle unserer Sicherheit und zentraler Ort für unser Wirken im Außen. Nie haben wir so viel Zeit hier verbracht. Er ist maßgeblich für unser Glück und unsere Zufriedenheit. Das Feng-Shui beschreibt das so schön mit „Wie Innen so Außen“.
Heute nachhaltige Entscheidungen für Morgen treffen
Es nicht ganz leicht heute Entscheidungen in Einrichtungsfragen zu treffen, die auch in zehn oder zwanzig Jahren noch Bestand haben. Unmöglich ist es nicht, wie es die Bauhaus Epoche uns vorgemacht hat. Kaum eine Zeit hat so viele zeitlose Klassiker hervorgebracht, indem sie neue Wege gegangen ist und sich auf das Wesentliche bezogen hat. „Form follows function“ war eines der wichtigsten Mottos.
Die Welt verändert sich immer weiter, so wie unsere Wohnräume. Was unser Zuhause war gestern noch heimeliger Ort des Rückzugs, ist es heute auch gleichzeitig öffentliche Begegnungsstätte, zumindest für virtuelle Meetings. So gut wir auch planen, werden unsere Räume immer wieder Phasen der Veränderung durchlaufen, genauso wie wir selbst. Wir werden weiter umziehen müssen, Homeoffices einrichten, Verschönern und uns an neue Verhältnisse anpassen.
Wir wissen, dass wir nicht alle Entwicklungen beeinflussen oder auch voraussehen können, jedoch sollten wir uns den Teil, der in unserem Wirkungsbereich liegt, bewusst machen und wieder mutig und selbstbewusst zurückerobern, für lebendige Räume mit Persönlichkeit, die unsere Entwicklung stärken.
Innere Klarheit und Selbstbestimmtheit sind wichtig
In welche Richtung die nächsten Wohntrends gehen werden, hängt stark von unseren Bedürfnissen und den Signalen, die wir durch unser Handeln nach Außen senden, ab und die dann zu uns zurückgespiegelt werden. Mit Selbstbestimmtheit und innerer Klarheit können wir die Trends von Morgen positiv mitgestalten.
Winston Churchill sagte einst: „Zuerst prägen wir unseren Wohnraum, danach prägt der Wohnraum uns“.
Es gibt also nicht nur schwarz und weiß, schon gar nicht beim Einrichten.
Haben Sie weiterhin Spaß beim Besuchen von Einrichtungsmessen und dem Lesen von Wohnratgebern. Dies können tolle Inspirations- und Informationsquellen sein. Seien Sie weiterhin neugierig auf die vielfältigen Designs und Errungenschaften, die unsere Zeit hervorbringen wird – und bleiben Sie sich bei alldem selbst treu!
Text: Andrea Staude
Foto: Andreas Berthel
Quelle dieses Textes:
StadtZeit Kassel Magazin, Nr. 102, Februar/März 2021
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Die Autorin
Andrea Staude ist freiberufliche Innenarchitektin und Feng Shui-Beraterin. Sie beschäftigt sich tagtäglich mit den Wünschen und Anforderungen ihrer Kunden an Wohnen, Arbeiten und Leben.