Zehn Fragen an Atilla Sarikaya, Die Linke
Die mittendrin-Serie mit Kassels Kandidatinnen und Kandidaten zur Hessisschen Landtagswahl am 8. Oktober.
Wie beschreiben Sie Ihre Vision für Hessen?
Die Armutsquote ist auf Null gefallen. Keiner muss sorgen haben vor der Jahresabrechnung der Gas- und Stromversorger, denn die Kommunen haben eine ökologische Versorgung mit Wärme und Strom organisiert. Die Schulen sind saniert und auf moderne pädagogische Konzepte angepasst. Die Schüler lernen selbstbestimmt und gemeinsam bis zur 10ten Klasse und jeder beherrscht sicher die Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen. Durch einen Mindestlohn, der eine ausreichende Rente in Aussicht stellt, muss keiner Altersarmut befürchten.
Wo sehen Sie in Hessen und in ihrem Wahlkreis die drängendsten Probleme, die es anzupacken gilt?
In Wohnungsbau sehe ich dringenden Handlungsbedarf! Durch die die Ausweitung des Niedriglohnsektors können viele Vollzeitbeschäftigte keine Ihren Bedürfnissen entsprechende Wohnung leisten oder haben eine viel zu hohe Mietbelastung. Viele Rentner, die in den Sektoren des Niedriglohns ihr Berufsleben verbracht haben, müssen feststellen, dass sie sich auch eine billige Wohnung kaum leisten können. Das muss unbedingt und sofort verändert werden!
Was wird Ihr Herzensprojekt im Landtag sein?
Mir liegt der Umbau der Energiewirtschaft besonders am Herzen. Zum einen möchte ich die Fossilen Energieträger ausschalten zum andern möchte ich die Energiewirtschaft in Kommunalen und Bürger Händen wissen. Die Kommunen würden entsprechend Ihrer Möglichkeit regenerative Energiequellen nutzen bzw. erschließen. Dies wäre durch die kommunale Mitbestimmung demokratischer. Kommunen könnten die Preise bestimmen und eventuelle Gewinne in kommunale Strukturen reinvestieren.
Gerade läuft der Wahlkampf auf Hochtouren. Was war die bislang für Sie bewegendste Begegnung mit Menschen in Ihrem Wahlkreis? Ein Gespräch, den meine Genossin Violetta Bock beim gemeinsamen Plakatieren mit einem Passanten begonnen hat. Zunächst hatte ich keine Lust mich an der Diskussion zu beteiligen, da schon wieder die AFD Phrasen, in diesem Fall „Die Flüchtlinge bekommen mehr Geld als Wir“, wiedergegeben wurde. Der weitere Gesprächsverlauf, den ich mich nicht mehr entziehen konnte, war nicht mehr von einer rassistischen Sprache geprägt. Der Passant war wütend und enttäuscht. Er kam gerade von der Arbeit, bei dem er zu wenig verdiente. Die Rente von 1200€ und die Miete von 700€ haben Ihm die Ruhe im Alter genommen und ihn diesmal mit einem alten und verbrauchten Körper auf den Arbeitsmarkt getrieben.
Haben Sie in Ihrem Wahlkreis einen Lieblingsort? Welchen?
Mehrer Orte die ich mag aber kein herausragender Lieblingsort. Ich mag ganz Kassel.
Was war im bisherigen Wahlkampf ihr heiterster oder Moment? Oder auch der skurrilste.
Mit meinem Genossen Raul war ich unterwegs in der Stadt und Haben Türwahlkampf gemacht. Raul kannte ich bereits, hatte ich doch bei vergangenen Veranstaltungen mit ihm gute Gespräche geführt. Das besondere für mich war, ich habe nur beiläufig erfahren das er Bundesvorstandmitglied war. Wir Linken mögen keine Hierarchien, Raul war nicht von der Macht Korrumpiert. Das hat mich positiv gestimmt.
So ein Wahlkampf ist eine große Herausforderung. Wie und wo tanken Sie Energie?
Einen schönen Tag mit meinem Sohn und Freunden verbringen.
Welche Persönlichkeiten oder Erlebnisse haben Sie entscheidend beeinflusst, um politisch aktiv zu werden?
Meine Politisierung liegt schon eine Weile zurück und liegt in den Neunzigern. Ausschlaggebend waren die faschistischen Anschläge von Mölln, Solingen, Rostock, etc.. und die Verschärfung des Asylrechts durch die bürgerlichen Parteien. Aber auch die Proteste 2001 in Genua waren für mich motivierend.
Stellen Sie sich vor: Sie holen am 8. Oktober tatsächlich das Direktmandat oder ziehen über die Landesliste in den Landtag ein. Bei welchem Song schweben Sie tanzenderweise ein paar Zentimeter über dem Boden oder rocken Luftgitarre spielend die Tanzfläche?
Senor Peligro von Ministry.
Machen wir keine kleine Zeitreise: Wir schreiben das Jahr 2029. Ihre erste Legislaturperiode neigt sich dem Ende. Welches Resümee zu Ihrer Arbeit im Landtag möchten Sie gern in der Zeitung lesen?
Ach wäre das schön, wenn darinstehen würde, der Umbau der Energiewirtschaft, hin zu einer ökologisch-, demokratischen Energiewirtschaft, ist nahezu abgeschlossen. Dank der guten Argumente konnten sich auch die anderen Parteien diesem Umbau nicht verschließen. Der Rasante Bau von neuem Wohnraum hat die Städte und besonders die Städter mit geringem Arbeitseinkommen entlastet. Auch die mittleren Einkommen profitieren davon.
02.10.2023
Ihr erster Test zur Landtagswahl:
Wahl-O-Mat
Die Bundeszentrale hat zusammen mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung wieder den Wahl-O-Mat an den Start gebracht. Alle 21 Parteien und Wählergruppen, die mit einer Landesliste zur Wahl antreten, haben die 38 Wahl-O-Mat-Thesen beantwortet.
Jede und jeder kann über dieses Online-Angebot seine eigenen Standpunkte mit den Antworten der Parteien vergleichen. Wichtig: Der Wahl-O-Mat ist keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik. Er ersetzt keinesfalls eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Positionen der Parteien sowie deren Kandidatinnen und Kandidaten.