Zwei Jahre neue Friedrich- Ebert-Straße – alles gut?
Von Wolfgang Ehle
Die Erneuerung der FES ist aus der Sicht der Gewerbetreibenden laut HNA vom 9. Juli durchaus gelungen. Als aktiver Verkehrsteilnehmer per pedes, per pedales und per Tram habe ich mir die Situation mal näher angeschaut.
Anlass zum Nachdenken bietet die Frage, ob die Fahrbahnaufteilung wirklich die richtige ist. Unvermeidbar ist, dass Tram, Autos, Fahrräder, Fußgänger und ruhender Verkehr auf dem vorhandenen Raum koexistieren müssen.
Tram und PKW teilen sich einen Fahrstreifen. Das ist, realistisch betrachtet, eine befriedigende Lösung, auch wenn sich die Autofahrer ausgebremst fühlen. Der breite Mittelstreifen, das sei hier noch angefügt, hat sich als Sicherheitszone gerade für ältere Passanten absolut bewährt.
Ja – aber…
Die Probleme beginnen bei der Anordnung von Radfahrerspur und Parkstreifen. Paketdienste und Zulieferer sind das gravierendste Problem. Und man sieht, dass es auf dem Rücken der Paketzusteller und der Radfahrer abgeladen wird.
Die Forderung des Bundesverkehrsministers, dem Falschparker auf dem Radweg eine Strafe von 100 Euro aufzubrummen (Zeit online, 5.7.19), ist populistischer Unsinn. Denn wo sollen sie hin, und zweitens wer soll das kontrollieren? Dass man aktuell jetzt auf beiden Seiten Ladezonen markiert hat, zeigt, dass dies auch die zuständige Behörde erkannt hat. Das Problem ist aber nur halbherzig gelöst, denn das Grundproblem bleibt bestehen.
Bahnentausch!
In meiner Wunschkonstellation kann der Fußgänger den benachbarten Radweg frei einsehen und kann dann zwischen die geparkten Autos gehen und von dort den Autoverkehr überblicken. Auf der anderen Seite angekommen, muss man natürlich noch mal auf die Radler achten. Aber besser so, als dass die Radler auf die Fahrbahn abgedrängt und überrollt werden, weil eine Autotür aufgeht oder ein Paketwagen auf ihrem Fahrstreifen steht. Damit würde auch ein weiteres gefährliches Ärgernis beseitigt: Die Führung der Radwege an den Tramhaltestellen! Denn trotz aller Hinweise darauf, dass der Radler anzuhalten habe, wenn vor ihm die Tram stoppt, klappt das nicht. Und zwar nicht nur von Seiten der Radfahrer. Denn wenn die Wartenden an der Haltestelle schon von Weitem die Tram kommen sehen, marschieren sie geradewegs auf und über den Radweg. Ohne auf eventuell kommende Radler zu achten! Besonders unfallträchtig ist das nach Schulschluss.
Wäre die Anordnung umgekehrt, hätte man den Haltestellenraum in einer Linie mit dem Parkstreifen. Es gäbe also keine Kollision zwischen Radlern und Trampassagieren. Der Radverkehr würde – wie sich das in der Realität inzwischen längst eingebürgert hat – hinter dem Wartehäuschen entlang geführt.
Genau anders herum wird ein Schuh draus!
Ob es aus planerischer Sicht andere, zwingende Gründe für die aktuelle Fahrbahnaufteilung gibt, weiß ich nicht. Und dass ein Umbau eine Menge Geld kosten würde, ist auch klar. Bleibt mal wieder die Erkenntnis, dass Stadt- und Verkehrsplanung ein sehr komplexes Fachgebiet ist.
Aber es könnte lohnen, wenigstens über die Platzierung der Wartehäuschen nachzudenken. Die lassen sich nämlich relativ leicht um zwei Meter nach vorn umsetzen und die Radwege dahinter verlegen. Der Radfahrer und die Oma mit dem Rollator werden es dankbar begrüßen!