Mit Stift und Block kleine Szenen einfangen
Beim Zeichenclub treffen Interessierte fürs Zeichnen und Malen auf Expertinnen und Experten. Gemeinsam setzten die Anwesenden verschiedene literarische Anregungen zeichnerisch um.
„Was macht eine Zeichnung aus?“ ist die Frage des Abends, der Bernhard Skopnik, Illustrator der Kartenspielserie „Black Stories“, gerne nachgehen möchte. Für ihn beginnt alles mit einer Linie, die sich allmählich zu einer Geschichte entwickelt. Dazu hat er ein Beispiel mitgebracht und auf einem Blatt Papier ein simples Quadrat gezeichnet. Erstmal nichts Besonderes. Dann fügt er eine Linie hinzu. Jetzt steht das Quadrat auf einer Fläche. Ein weiterer Strich verändert die Szene: Das Quadrat kippelt auf einer steilen Kante. So lässt sich simpel eine Geschichte umsetzen.
Diese Erzählung ist für den Illustrator das faszinierende am Zeichnen. Er möchte Geschichten erzählen und alle, die Lust haben, zum Mitmachen einladen. Dazu erklärt er kurz seinen persönlichen Zeichenstil und die Inspirationen, die er für seine Illustrationen nutzt. Schon währenddessen kratzen Bleistifte der Zeicheninteressierten über das Papier. Einige fühlen sich von ihrem Sitznachbarn oder ihrer Sitznachbarin inspiriert und entwerfen ein schnelles Portrait, während sie den Erklärungen lauschen. Dann geht´s für alle los und in den Räumen des Kulturzentrums Schlachthof wird fleißig gezeichnet und gemalt.
Aus Text wird Zeichnung
Die Anregungen für den Abend hat Bernhard Skopnik mitgebracht und für alle Anwesenden vorbereitet. Es sind kurze Gedichte und Sätze zu denen es kleine Illustrationen zu entwerfen gilt. Jeder Sitzgruppe der über 40 Teilnehmenden bekommt das Gedicht ausgedruckt zum Lesen. Dabei geht es nicht um das perfekte Bild zum Text, sondern eher um kleine Skizzen, die den Inhalt kreativ einfangen. Der Experte ermuntert alle Zeichnenden, mehrere Entwürfe pro Text anzufertigen. Wie sich die Szenen unterschiedlich darstellen und umsetzen lassen, ist für ihn das spannende an seiner Arbeit. Pro Text bekommen alle zehn Minuten Zeit, bevor es an die nächste Zeichnung geht. Natürlich sind aber alle auch herzlich eingeladen ihrem Empfinden zu folgen und auch länger an ihren Zeichnungen zu sitzen. Alle dürfen frei ihrer Laune nachgehen und auch eine Runde aussetzen, um sich auszutauschen. Bernhard Skopnik schaut den Zeichnenden den Abend über interessiert über die Schulter und ist von der Fülle der Zeichenstile und Interpretationen beeindruckt.
Mit vielen Blickwinkeln eine Szene umsetzen
Die Gedichte sind mal lang, mal kurz, mal leicht zu verstehen und mal etwas komplizierter. Es geht um eine tote Fliege, die jemand nach dem Aufwachen im Bett findet, Schubladen mit Schatzkarten, französisches Weißbrot oder auch leere Buchseiten und krabbelnde Hände. Vor allem die längeren Texte geben viel Raum für verschiedene Betrachtungen. In den Zeichnungen steht mal die Fliege im Fokus, mal der aufwachende Mensch. Einige zeichnen gleich mehrere Szenen zu einem Aspekt, andere nehmen sich viel Zeit, um die Zeichnung besonders detailliert darzustellen. So entstehen verschiedene Blickwinkel auf die Gedichte, die sich auch im Zeichenstil der Malenden wiederfinden.
Im Uhrzeigersinn die Kunst bewundern
Am Ende des Abends liegen jede Menge tolle Bilder und Zeichnungen auf drei großen Tischen. Alle die möchten, haben hier ihre Werke ausgelegt. Die Zeichnerinnen und Zeichner schieben sich im Uhrzeigersinn um die mit Bleistift oder auch Aquarell geschaffenen Werke. Immer wieder macht Bernhard Skopnik auf einzelne Blätter aufmerksam und erzählt, was ihn daran begeistert. Bei einer Zeichnung sieht das Baguette besonders gut gelungen aus, hier ist die Szene um die krabbelnde Hand gut dargestellt. Einige Werke sind simpel gehalten; andere gehen ins Detail. Jedem gefällt etwas und so zeigen immer wieder Einzelne auf den Tisch, um einem Werk ein kurzes Lob auszusprechen. Diejenigen, die noch neu im Zeichnen sind, halten sich noch etwas zurück, wirken aber stolz und schauen interessiert auf die verschiedenen Werke. Manche müssen jetzt schon los, Freunde und Freundinnen verabreden sich schon fest fürs nächste Mal. Da lädt dann der Cartoonist Robin Vehrs zum weiteren Experimentieren mit Stift und Block ein.
Ein Teil der fertigen Zeichnungen, die am Abend für den Rundgang ausliegen. Foto: Paula Behrendts
27.02.2023
Text: Paula Behrendts