Die Beziehungen zur Öffentlichkeit gestalten!
Für den Verein „Soziale Hilfe e.V.“ ist eine gute und konstruktive Öffentlichkeitsarbeit von zentraler Bedeutung. Die kreative Idee des Tigerenten-Rennens nutzt der Verein, um zum Spenden aufzurufen und um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern.
Die aktive und konstruktive Gestaltung der Beziehungen zur Öffentlichkeit, neudeutsch „Public Relations“ hat im Laufe der Jahre auch für Organisationen im Bereich der sozialen Arbeit an Bedeutung und Wichtigkeit zugenommen.
Für viele der in diesem Bereich tätigen Organisationen sind die Beziehungen zu der Öffentlichkeit sehr wichtig, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, aber auch um Spenden für ihre gesellschaftlich wichtige Arbeit einzuwerben oder um auf wichtige Themen hinzuweisen, bei denen sie die Politik in der Verantwortung sehen, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Mit viel Herzblut bei der Sache
Am 10. Juli 2023 durften Studierende der Sozialen Arbeit im Rahmen eines Seminars an der Universität Kassel Anja Krätke und Michaela Rohde kennenlernen. Die beiden Vertreterinnen der Öffentlichkeitsarbeit der Sozialen Hilfe wirkten auf die Studierenden sehr offen und zeigten, dass sie mit viel Herzblut für ihre Arbeit und die von ihrem Verein betreuten und begleiteten Menschen da sind. Michaela Rohde arbeitete schon sehr lange mit unterstützungsbedürftigen Menschen und hat nun, nach einigen Jahren bei Jobcenter wieder ihren Platz in der Sozialen Hilfe gefunden, wo sie bereits früher tätig war. Anja Krätke kam über ihre Ausbildung im wirtschaftlichen Bereich und der Verwaltung ebenfalls zur Öffentlichkeitsarbeit der Sozialen Hilfe. Beide setzen sich für hilfsbedürftige Menschen ein und verbessern durch ihre persönlichen Beziehungen zu den sozial Schwächeren sowie dem Einbezug der Öffentlichkeit ein Stück weit die Welt.
Den Studierenden berichteten sie auch von den Anfängen ihres Vereins. Der heutige „Soziale Hilfe e.V.“ findet im Jahr 1885 seinen Ursprung, anfangs geschaffen als Verein zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene in Kassel. Der Verein hat sich seitdem stetig weiterentwickelt und kümmert sich mittlerweile um vielfältigere Gruppen von Menschen. Noch immer beraten und betreuen Mitarbeitende Inhaftierte sowie Haftentlassene. Hinzu gekommen sind jedoch auch Wohnungslose, von Obdachlosigkeit bedrohte oder andere Hilfebedürftige und im Allgemeinen sozial benachteiligte Menschen. Durch verschiedene Unterkünfte wie Notschlafstellen im Winter oder auch Wohnungen, in denen ehemals Obdachlose wieder Fuß fassen können, ein Notraum für Frauen sowie die Tagesaufenthaltsstätte Panama bietet der Verein diesen Menschen Möglichkeiten für ein anderes und geregelteres Leben. Zudem unterstützten die Mitarbeitenden die Hilfebedürftigen durch Beratungen wie Schuldner- und Ausländerberatung.
Ein wichtiges „Werkzeug“, das der Verein nutzt, um diese Art der Hilfe überhaupt erst möglich zu machen, sind die Public Relations. Der Aufbau persönlicher Beziehungen zur Öffentlichkeit und auch zu den Mitarbeitenden der Verwaltung spielt dabei eine große Rolle. Bei Anträgen, die für die Umsetzung von Aktionen wie beispielsweise dem Tigerentenrennen nötig sind, ist es beispielsweise von Vorteil, gute Beziehungen zu Mitarbeitern der Ämter und anderer beteiligter Organisationen zu pflegen. Ein starke öffentliche Präsenz einer Organisation kann zudem zu einem größeren Erfolg führen, was das so wichtige Einwerben von Unterstützung angeht.
Das Tigerentenrennen als großherzige Idee
Das jährlich in Kassel stattfindende Tigerentenrennen ist die bekannteste und öffentlichkeitswirksamste Aktion der Sozialen Hilfe. Dabei ist es möglich, Lose für Tigerenten zu erwerben. Während eines kostenlosen Festes wird für jedes der gekauften Lose auf der Fulda eine Tigerente freigelassen. Tausende von Tigerenten liefern sich dann ein Rennen. Die Glücklichen unter den Loskäuferinnen und -käufern, deren Enten als erste im Ziel eingelaufen sind, gewinnen im Anschluss einen von mehr als 200 Preisen, die von Sponsoren zur Verfügung gestellt werden. Das zum Tigerentenrennen gehörende Fest an der Fulda ist zu einem beliebten Kasseler Event geworden und ist nicht mehr wegdenkbar. Kern dieser besonderen Aktion ist allerdings nicht das Vergnügen der Bürgerinnen und Bürger, sondern der Einsatz für den guten Zweck. Die Spenden, die während der Aktion gesammelt werden, fließen mit ein in die Finanzierung der Arbeit der Sozialen Hilfe.
Gestartet wurde die Aktion ursprünglich einmal, um Spenden zu sammeln und um Wohnungslosen die kostenfreie Teilnahme an einem öffentlichen Event zu bieten. Mit Blick auf das Thema „Öffentlichkeitsarbeit“ hat das Tigerenten-Rennen die Arbeit der Sozialen Hilfe in ein sehr positives Licht gerückt und die Bürgerinnen und Bürger auf eine niedrigschwellige und kreative Weise zur Spende und zur Achtsamkeit für hilfebedürftige Menschen herangeführt. Die Öffentlichkeitsarbeit hat somit ihr Ziel erreicht, wie Anja Krätke und Michaela Rohde den Studierenden sehr lebhaft vermittelten.
Auch die Organisation des Tigerenten-Rennens in diesem Jahr hat viele persönliche Gespräche gefordert. So müssen jährlich wiederkehrend Anträge gestellt werden, um das Rennen überhaupt stattfinden zu lassen. Dazu gehören beispielsweise die Stadt Kassel sowie die Wasserbehörden, die für die Fulda zuständig sind. Zudem muss mit den Lizenzberechtigten der Tigerente ständig Absprache getroffen werden, welche Aktionen die Soziale Hilfe mit der durch das Urheberrecht geschützten Tigerente durchführen darf.
„Das Tigerenten-Rennen in Kassel hat der Sozialen Hilfe durch verschiedene persönliche Beziehungen und eine gute Öffentlichkeitsarbeit zu einem höheren Bekanntheitsgrad verholfen“, resümieren die beiden Vereinsvertreterinnen.
Die Tigerente als Sympathieträgerin
Der kreative Einsatz der Tigerente als Sympathieträger ermöglicht die Hilfe für notleidende Menschen und bringt die Themen der Sozialen Hilfe an die Öffentlichkeit. Die Vertreterinnen der Public Relations der Sozialen Hilfe drücken es es so aus: „Die Tigerente öffnet die Türen für Fragen. Sie hat einen hohen Wiedererkennungswert und hat unserer Arbeit in der Sozialen Hilfe geholfen.“
So entstand tatsächlich ein kostenloses Fest für alle. Dieses Fest wird nur dadurch möglich, dass auch viele Ehrenamtliche mitarbeiten und ihre Zeit und Energie zur Verfügung stellen. Auch Künstler aus der Region melden sich immer wieder bei den Organisatoren, um ihr soziales Engagement durch kostenlose Konzerte zu zeigen. All das wird nur durch viel Zusammenarbeit und persönliche Beziehungen möglich.
Nur gemeinsam klappt’s mit der Finanzierung!
Am Beispiel der Sozialen Hilfe bzw. des Tigerentenrennes zeigt sich eine wichtige Funktion: die finanzielle Unterstützung, die sich durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit erreichen lässt. Ohne die zahlreichen Spenden wäre es der Organisation nicht möglich, die Hilfe für die sozial schwächeren Menschen zu leisten.
Öffentliche Zuschüsse decken die professionelle Arbeit der Beratung, Begleitung und Betreuung der Besucherinnen und Besucher durch Sozialpädagoginnen und Pädagogen in allen Arbeitsbereichen vollständig ab. Mietkosten, Nebenkosten und alles, was in den Bereich der Betriebskosten fällt, sind refinanziert.
Der Hauptmittelgeber der Sozialen Hilfe ist der Landeswohlfahrtsverband Hessen, welcher sich durch die kommunalen Umlagen finanziert. Weitere Angebote, die in den direkten kommunalen Zuständigkeitsbereich fallen, wie Notschlafstellen oder Sprechstunden, flankieren diese Basis und sind ein zusätzlicher Anteil der Finanzierung. Das Land Hessen hat bei der Refinanzierung über das Hessische Ministerium der Justiz einen Anteil in der Straffälligen- und Haftentlassenenhilfe. Die Soziale Hilfe trägt darüber die Arbeit in drei verschiedene Justizvollzugsanstalten (Arbeitsbereiche Übergangsmanagement, Ausländerberatung, Schuldnerberatungen) sowie die Staatsanwaltschaft Kassel.
Viele zusätzliche Versorgungsangebote der Sozialen Hilfe sind jedoch von Spenden abhängig. Dazu gehört beispielsweise die tägliche Versorgung der Besucherinnen und Besucher der Tagesaufenthaltsstätte Panama durch ein Frühstücksbuffet, einen Mittagstisch und eine warme Mahlzeit bei den Abendöffnungen. Der Fokus der Spendenaktivitäten der Sozialen Hilfe liegt daher auf diesem Thema.
Die Finanzierung einer solchen Organisation im Bereich der sozialen Arbeit ist höchst komplex. 25 Menschen sind bei der Sozialen Hilfe angestellt und hinzu kommen circa 30 Ehrenamtliche. Um die Festangestellten überhaupt bezahlen zu können, muss bereits enorm viel in Bewegung gebracht werden.
Daran lässt sich erkennen, dass es sehr wichtig ist, den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern zu pflegen. Denn diese sind durch ihre Spenden eine große Hilfe und sollten über die Arbeit informiert sein.
Damit Spenden zustande kommen, gilt es, den Verein sowie seine Ziele in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Anschließend ist die Verwirklichung der verschiedenen Projekte notwendig, was sich nur durch die konstruktive Zusammenarbeit verschiedener Behörden realisieren lässt.
Die Botschaft verbreiten
Presseveranstaltungen beispielsweise locken Redakteurinnen und Redakteure an, die anschließend über das jeweils wichtige Thema berichten und die Nachricht so in der Gesellschaft verbreiten. Einer großen Drogeriekette, die beispielsweise dadurch auf die vielfältigen Aktivitäten aufmerksam wurde, gefiel die Arbeit der Sozialen Hilfe und das Unternehmen unterstützte sie daher mit einer Spendenaktion.
Auch die Medien helfen, die Bevölkerung zu informieren und Beziehungen aufzubauen. Die Soziale Hilfe produziert darüber hinaus Flyer, die die Menschen auf wichtige Themen hinweisen und einen Überblick über die Situation der Wohnungslosen, Inhaftierten und Hilfebedürftigen geben. Zudem ist ein Buch entstanden, in dem diese Menschen ihre Geschichten erzählen, was es Außenstehenden ermöglicht, sich besser in die Lage solcher Menschen in Notlagen hineinversetzen zu können.
„Wer bewegt ist, kann bewegen“
Der Verein der Sozialen Hilfe macht es deutlich: die Public Relations sind notwendig, um den Bekanntheitsgrad einer Organisation zu steigern, wichtige Aktionen zu finanzieren und um die Beziehungen zur Öffentlichkeit sinnvoll zu nutzen. Denn wie es Anja Krätke und Michaela Rohde den Studierenden gegenüber so schön ausdrückten, was ihr Engagement und das aller anderen Mitarbeitenden bei der Sozialen Hilfe angeht: „Nur wer bewegt ist, kann bewegen!“
19.07.2023
Text:
Mia Lynn Boehme
Praxistag an der Uni Kassel. Foto: Michaela Rohde