Vögel füttern! Aber richtig!
Frank Rohdes Gartenkolumne
Die gefiederten Freunde mögen Futterangebote und „wilde“ Rückzugsorte im Garten, die ihnen natürliche Nahrung bescheren.
Meine Oma pflegte immer zu sagen: „Vögel füttern wir nur im strengen Winter!“ Dieses Wissen ist heute ist leider veraltet, denn durch veränderte Umweltbedingungen, wachsende Städte und riesige Monokulturen in der Landwirtschaft haben unsere gefiederten Freunde oft Schwierigkeiten, ausreichend Nahrung zu finden. Der Rückgang der Vogelbestände belegt das sehr deutlich. Mit artgerechtem Futter können wir also die Vielfalt der Vogelwelt unterstützen. Solange der Mensch den wild lebenden Vögeln immer weiter die Lebensgrundlagen entzieht, ist eine Ganzjahresfütterung der Tiere sinnvoll, um die Populationen zu erhalten. Was genau artgerechtes Futter ist, hängt von der Vogelart ab. Wer sich die Schnäbel der Vögel in seinem Garten anschaut, kann erkennen, was gewöhnlich auf ihren Speiseplänen steht. Körnerfresser wie Buchfinken und Haussperlinge haben kräftige Schnäbel und ernähren sich überwiegend von Wildsamen, Saaten, Kernen und dergleichen. Weichfresser, wie Blaumeisen und Rotkehlchen, sind mit ihren dünnen spitzen Schnäbeln perfekt ausgestattet, Insekten aus der kleinsten Ritze heraus zu ziehen. Beerenfresser, wie Amseln und Drosseln, haben lange, für das Picken der Wildfrüchte geeignete kräftige Schnäbel.
Der Energiebedarf der Vogelwelt
Hier kommt ein kurzer Überblick über den Energiebedarf der Vogelwelt in den verschiedenen Jahreszeiten. Der Frühling: Die ersten Zugvögel kehren zurück. Jetzt wird gebalzt, das Nest gebaut und das Revier verteidigt. Nach dem Winter ist Futter oft noch nicht in ausreichender Menge vorhanden, um genügend Energie für all diese Aktivitäten zu liefern. Der Sommer: Bis zu 18 Stunden sind die Vogeleltern aktiv und kümmern sich um ihren Nachwuchs. Die Jungvögel beginnen das Nest zu verlassen und erkunden die Umgebung. Artgerechtes Futter hilft in dieser Zeit, die natürliche Nahrung zu ergänzen. Das verschafft den Jungvögeln einen guten Start ins Leben. Der Herbst: Die Zugvögel bereiten sich auf ihre lange Reise vor. Die Vögel, die bei uns bleiben, stärken sich für den Winter. Sehr wichtig für sie ist jetzt energiereiches Futter. Der Winter: Kälte, Frost und Schnee machen das natürliche Futter unerreichbar. Ein stets gut gefülltes Futterhaus hilft den gefiederten Zeitgenossen, diese Zeit gut zu überstehen.
Heimische Hecken und Sträucher liefern Früchte
Bietet man das ganze Jahr Futter an, so danken es unsere gefiederten Freunde. Wichtig zu wissen: Trotz des Futterangebots behalten die Vögel ihren natürlichen Jagdtrieb bei und jagen, wenn möglich, weiterhin Insekten oder stöbern nach Samen. Mit der Zufütterung allein ist es allerdings noch nicht getan. Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass die Vögel im Garten Rückzugsorte und natürliches Futter finden. Dort auch „wilde Bereiche“ zu schaffen, unterstützt die Vögel beim Suchen und Finden. Denn heimische Hecken und Sträucher liefern Früchte, die im Winter als Nahrung dienen. Darüber hinaus kann und darf es ein gutes Futterhaus geben. Ein solches hat einen sinnvollen Dachüberstand sowie ein Futtersilo, welches das Futter vor Wind und Wetter schützt. Es sollte leicht zu reinigen sein und stets mit frischem Futter gefüllt sein. Sinnvoll ist es, durchaus mehrere Futterhäuser im Garten aufzustellen. So lässt sich unterschiedliches Futter anbieten und es gibt weniger Stress an der Futterstelle. Wer in die artgerechte Fütterung einsteigen möchte, lässt sich am besten im Fachhandel beraten, wie sich unseren Vögeln am besten helfen lässt.
20.10.2023
Gartenkolumne:
Frank Rohde ist Inhaber der Firma Samen Rohde und „Pflanzendoktor“. Er und sein Team sind Experten für alle Fragen rund um den Garten. Besonders liegen ihm die Themen Blumenwiesen, Rasen und Pflanzengesundheit am Herzen.
Auch im StadtZeit Kassel Magazin Nr. 117 zu lesen oder auch
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