Starke Frauen und einsame Männer
Ab Dezember stehen auf dem Schauspiel-Spielplan am Staatstheater Kassel gleich zwei neue Stücke, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Dirk Lauckes „Singletreff (UA)“ und Sarah Frankes „Die Troerinnen: 2nd Season (UA)“
Dirk Lauckes Singletreff (UA) ist eine schwarzhumorige Komödie über Männer im tiefsten Abseits und ihre wahnwitzigen Versuche, die einzig wahre Liebe fürs Leben zu finden. Sarah Frankes Die Troerinnen: 2nd Season (UA) untersucht hingegen auf Grundlage der Euripides-Tragödie, welche Mythen von der Antike bis heute das Thema Frauen und Krieg bestimmen und wie sich die Opfersicht mit einem neuen Mythos durchbrechen ließe.
Die Troerinnen: 2nd Season (UA) sehr frei nach Euripides von Sarah Franke
Premiere: Freitag, 1. Dezember, 20.15 Uhr, TiF –Theater im Fridericianum (Weitere Vorstellungen: 9., 16. und 30. Dezember)
Der Krieg ist gerade zu Ende: Troja ist von den Achaiern erobert, die Stadt liegt in Trümmern. Übrig bleiben einzig die Frauen, über deren Verbleib die Männer per Los entscheiden wollen. Warum wird parallel zur Landkolonialisierung auch der weibliche Körper eingenommen? Was ist die Legitimation dieser territorialen Expansion?
Frauen und Krieg ist und bleibt ein Thema von der Antike bis heute: Frauen im Wartezustand. Frauen, die sich verteidigen auch mit der Waffe, die verletzt sind, geschändet wurden. Frauen, die Widerstand leisten, die Alltagsroutinen erhalten. Mütter, deren Infrastruktur zerstört ist, die fliehen und von vorne beginnen müssen.
Frauen und ihre Kämpfe werden üblicherweise ausschließlich aus der Opferperspektive erzählt. Wo sind die Drehpunkte in den Mythen, an denen man ansetzen müsste, um daran etwas zu ändern? Ausgehend von Euripides‘ Troerinnen in ihrem ungewissen Wartezustand und im Verweben der Zeiten bis heute, unternimmt „Die Troerinnen: 2nd Season“ den Versuch, nach einem neuen Mythos, anderen Perspektiven und Möglichkeiten zu suchen.
Regisseurin Sarah Franke, von der auch die Textfassung stammt, hat sich bereits in vergangenen Arbeiten immer wieder mit den Themen Mythos und Frauenkörper beschäftigt, und eröffnet – auch dank ihrer Expertise als gefragter Schauspielerin – einen neuen inszenatorischen Blick. Es spielen Lisa Natalie Arnold, Katharina Brehl, Zazie Cayla und Emilia Reichenbach.
Singletreff (UA) Komödie von Dirk Laucke
Premiere: Samstag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr, Schauspielhaus (Weitere Vorstellungen: 5., 8., 16., 20. und 31. Dezember)
Als Heavy-Metal-Fan Andy mit der Idee einer Flirtparty um die Ecke kommt, ist das Dorf Lovin im Ausnahmezustand – im wahrsten Sinne des Wortes Feuer und Flamme, denn auch der örtliche Feuerwehrverein ist dabei. Lovin besteht zu 99 % aus Männern, und die sonst eher bequeme und gechillte Testosterongesellschaft kommt tatsächlich in Schwung und die Vorfreude wächst. Aber auch die großen Fragen: Was zieht man an? Wann quatsche ich eine begehrte Person und vor allem wie an? Was soll man eigentlich tun bei ausgefallenen Geschmäckern? Und wie verhält es sich nun eigentlich wirklich mit den Geschlechtern beim abendlichen Flirten? Und wo liegt eigentlich Rammeln?
Der Erfolgsdramatiker Dirk Laucke, von dem am Staatstheater Kassel zuletzt „Auf Wache“ und die dokumentarische Groteske „Operation Abendsonne“ zur Uraufführung gekommen sind, nimmt mit seiner schwarzhumorigen Komödie „Singletreff“ das Männer-Leben und die Alltagssorgen in strukturschwachen Regionen in den Fokus und zeigt die wahnwitzigen und rührenden Versuche, die einzig wahre Liebe fürs Leben zu finden. Dazu liefert das Schauspielensemble live unter der Leitung von Martin Engelbach den passenden musikalischen Soundtrack.
Karten für beide Premieren und die Folgevorstellungen sind erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online unter karten.staatstheater-kassel.de
von links: Jonathan Stolze, Johann Jürgens, Günther Harder, Marius Bistritzky, Hagen Oechel, Annalena Haering, Felix Thewanger und Clemens Dönicke © Katrin Ribbe