Junge Menschen brauchen Orientierung
Bundestagung des Verbunds mehrmonatiger Orientierungszeiten vom 10. bis 12. April bei Kassel.
Aktuell befindet sich die Welt im Dauerkrisenmodus. Junge Erwachsene trifft dies besonders hart – denn es geht um ihre Zukunft und trifft sie in einer Lebensphase, in der sie ohnehin schon von Berufswahl, Identitätsfindung und Lebensplanung stark herausgefordert sind. Doch wie ist ihnen zu helfen? – Einige gemeinnützige Bildungsträger haben in den letzten Jahren innovative Bildungsprogramme ins Leben gerufen, bei denen junge Menschen für mehrere Monate als Gemeinschaft leben. Sie ermöglichen Persönlichkeitsentwicklung und eine ganzheitlich mit Lebens- und Berufsorientierung. Vom 10. bis 12. April treffen sich die Anbieter zu einer Bundesfachtagung bei Kassel.
Die Angebote nennen sich „Zukunftsjahr“, „Moving Times“, „Falt*r“ und „Bachelor of Being“ und richten sich an junge Menschen im Übergang zwischen Schule und weiterführendem Weg. Denn die Zahl derer, die hier straucheln, ist hoch: 2022 befanden sich knapp 9% aller 20 bis 24-Jährigen in Deutschland weder in Ausbildung noch Beschäftigung[1]. Rund ein Drittel leidet unter psychischen Problemen.
Statt ein „Soziales Pflichtjahr“ einzufordern, setzen die Bildungsträger auf Freiwilligkeit. Die Grundidee der mehrmonatigen Orientierungszeiten stammt aus Skandinavien, wo die sogenannten „Folkehojskolen“ fester Bestandteil des Bildungssystems sind. Die Erfahrung gemeinschaftlichen Lebens auf Zeit ist lebensverändernd. Studien zeigen: Absolvent*innen sind innerlich gefestigt und ermutigt, ihr Leben in die Hand zu nehmen und auch gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen[2].
Der Verbund mehrmonatiger Orientierungszeiten wünscht sich eine solche Etablierung im Bildungssystem auch für Deutschland. Ähnlich der Freiwilligendienste sollten solche begleiteten Auszeiten, in denen die wesentlichen Fragen des Lebens beleuchtet werden, jedem jungen Menschen offen stehen.
Noch hapert es jedoch an öffentlicher Finanzierung und Sichtbarkeit, daher widmet sich die Tagung auf Gut Kragenhof bei Kassel der Bündelung der Kräfte. Gäste sind u.a. Inga Beinke, Referatsleiterin Freiwilligendienste beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, und Dr. Anna Lips von der Stiftung Universität Hildesheim, Mitglied im Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“. Auch die weitere Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit wird vorbereitet.
Weitere Informationen:
www.orientierungszeiten.info/tagung2024
[1] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Bildungsindikatoren/_Grafik/_Interaktiv/1-4-nicht-ausbildung-beschaeftigung.html
08.04.2024
Pressemeldung:
Verbund mehrmonatiger Orientierungszeiten