Game Over
Performative Installation über die Gamification von Gewalt
“Wenn Täter normale Menschen wie du und ich sind, bedeutet das auch, dass auch du und ich zu Tätern werden können.” – Harald Welzer in „Täter“ (2005)
Ein Operator feuert mit einer ferngesteuerten Waffe auf zwei Bühnen-Darsteller. Der Scharfschütze und sein Team befinden sich in einem sicheren Kontrollraum. Die performative Installation von Studio Julian Hetzel Game Over simuliert beklemmend ein Szenario, in dem die Entscheidung zum Töten einem Computerspiel gleicht. Was zunächst wie ein abstraktes Videospiel aussieht, entpuppt sich als reale Live-Performance und als künstlerisches soziales Experiment, bei dem die Besucher:innen eine immersive und zentrale Rolle spielen und die Grenzen zwischen Augenzeugen, Komplizen, Opfern und Tätern verschwimmen.
Die ethischen Fragen, die die Einsätze von Drohnen in der modernen Kriegsführung aufwerfen, sind tiefgreifend. Die Möglichkeit, einen Gegner aus großer Entfernung zu vernichten, ohne selbst unmittelbarer Gefahr ausgesetzt zu sein, führt zum Abbau psychologischer Hemmschwellen. Wie weit sind die Teilnehmenden bereit zu gehen? Die Entscheidung liegt beim Einzelnen und wird zum essentiellen Teil der Performance. Ab dem 8. Mai besteht im TiF – Theater im Fridericianum für eine Woche die Möglichkeit, in kleinen Gruppen Teil von Julian Hetzels Performance zu werden und sich kritisch mit den Ambivalenzen des globalen Drohnenkriegs auseinanderzusetzen, die eigenen Positionen und Grenzen auszuhandeln und moralische und ethische Grundlagen in einer zunehmend entmenschlichten Kriegslandschaft neu zu bewerten. Begleitend zur Performance wird an jedem Vorstellungstag ab 21 Uhr ein Kontextprogramm angeboten, das Raum für Dialog und Reflexion bietet.
Die Kasseler Produktion ist eine Adaptation der preisgekrönten Performance „The Automated Sniper” (Impulse Theater Festival 2018, VSCD Mime Award 2017) und wurde 2021 in Zusammenarbeit mit Het HEM und We Are Public entwickelt.
Premiere: Mittwoch, 8. Mai, 17 – 21 Uhr, TiF – Theater im Fridericianum (Einlass ab 18 Jahren in Gruppen von maximal 8 Personen alle 15 Minuten)
Weitere Termine: 9./10./11./13./14./15./16. Mai, jeweils 17 – 21 Uhr, täglich ab 21 Uhr Nachgespräch mit dem künstlerischen Team
Hinweis zum Einlass: Zwischen 17 und 21 Uhr besteht alle 15 Minuten die Möglichkeit, in die Performance einzusteigen. Ein „Timeslot“ ist auf 8 Personen begrenzt. Im Anschluss kann beliebig lang im Zuschauerraum Platz genommen werden.
Konzept und Regie: Julian Hetzel, Dramaturgie: Elias Lepper, Medienkünstler: Hannes Waldschütz, Technische Koordination: Aengus Having, Mit: Marius Bistritzky, Johann Jürgens, Niek Vanoosterweyck und freien Performer:innen