Kloster Haina
„Immer wieder freitags…“: Die Serie des Vereins der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.
Ein schöner Ausflug in die nähere Gegend ist eine Fahrt zum Kloster Haina, etwa eine Stunde von Kassel entfernt in südwestlicher Richtung. Dort kann man die beeindruckende Klosteranlage und Kirche besichtigen, außerdem gibt es eine Ausstellung zum Thema Tischbein.
Kloster und Kirche
Zisterziensermönche gründeten zunächst auf der Aulesburg bei Löhlbach ein Kloster (1188), das sie dann aber nach Haina verlegten, wo dann auch der Grundstein für die frühgotische Klosterkirche gelegt wurde (1215). Das Kloster entwickelte sich zu einem der reichsten in der Landgrafschaft Hessen, die Mönche betrieben Land-, Forst- und Teichwirtschaft. Die Ordensregeln waren streng, und die Mönche verpflichteten sich zum Schweigen und zur persönlichen Armut. Diese Armut spiegelt sich auch in der Kirche, in der auf Schmuck verzichtet wurde und die mit ihrer Schlichtheit bis heute den damaligen Geist der Einfachheit ausstrahlt. Auch der Kreuzgang mit dem Kreuzgarten ist bis heute erhalten und ist mit seinen Rosen ein Ort der Stille.
Landgraf Philipp der Großmütige (1504-1567) löste mit Einführung der Reformation alle Klöster auf (1527). Haina wurde nun in eine Stiftung eingebracht und zu einem Hospital für arme und kranke Männer vom Land. Bis heute existiert die Stiftung, und der Landeswohlfahrtsverband betreibt eine psychiatrische Klinik. Ein Psychiatriemuseum erinnert an die Behandlung psychisch kranker Menschen in früherer Zeit, außerdem an Kranke, die unter den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.
Kirche und Kreuzgang können von Ende März bis Oktober täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Man kann auch Führungen buchen oder das Kloster mit einem Tablet in einem Videowalk erkunden. Weitere Informationen unter www.klosterhaina.de, Telefon 06456-929743).
Tischbein-Ausstellung
Meist fällt einem zu Tischbein zu allererst das berühmte Porträt „Goethe in der römischen Campagna“ (1786) ein, das heute im Städel in Frankfurt zu sehen ist. Und tatsächlich stammt der Maler dieses berühmten Gemäldes aus Haina, nämlich Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), dessen Geburtshaus bis heute an der Klostermauer steht. Doch er ist nicht der einzige Maler dieser Familie, die insgesamt 24 Maler und Malerinnen hervorgebracht hat.
In einem Raum neben dem Kreuzgang gibt es seit 2015 verschiedene Ausstellungen, die sich mit den verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern der Familie beschäftigen. Ein Stammbaum an der Stirnwand des kleinen Ausstellungsraums verdeutlicht die Mitglieder von drei Generationen. Stammeltern der Malerdynastie waren der Klosterbäcker Johann Heinrich Tischbein (1683-1764) und seine Frau Susanna Margaretha Hinsing (1690-1772). Sie hatten neun Kinder, von denen fünf Söhne Maler wurden, unter ihnen Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (1722-1789), der als Hofmaler und Akademiedirektor in Kassel wirkte und auch als Lehrer großen Einfluss hatte.
Die aktuelle Ausstellung beschäftigt sich mit dem Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein (1750-1812). Er entwickelte eine neue Art, Menschen darzustellen: Statt in repräsentativen Posen stellte er sie voller Natürlichkeit dar, ein Ideal, das schon Jean-Jacques Rousseau propagiert hatte. Die Personen präsentierten sich jetzt in entspannter und ungezwungener Weise, oft auch draußen in der Natur. Ihre Gesichter spiegeln nun Gefühle, was der Mode der Empfindsamkeit entspricht: Nicht nur Verstand und Vernunft bestimmen den Menschen, sondern auch seine Fähigkeit, Gefühle zu empfinden und zu zeigen.
Mit dieser Malweise hatte Friedrich Tischbein großen Erfolg nicht nur in Arolsen, sondern auch in Dessau, Weimar, Paris, Amsterdam und sogar in St. Petersburg. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens war er Direktor der Kunstakademie in Leipzig, schuf neben seiner Lehrtätigkeit aber auch viele seiner schönsten Porträts für private Auftraggeber. Diese und auch andere aus früheren Schaffensphasen werden als Reproduktionen in der Ausstellung zu sehen sein.
Fotos, Text und Flyer: Caroline von der Osten-Sacken
Immer wieder freitags…
In einer E-Mail an seine Mitglieder schrieb der Vorstand der des Vereins der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.: „Nachdem nun auch die Wasserspiele bis auf Weiteres abgesagt wurden und tatsächlich nicht abzusehen ist, dass es in den nächsten Wochen Führungen geben wird, haben wir uns im Vorstand überlegt, wie wir diese Zeit dennoch sinnvoll nutzen können. So ist die Idee entstanden, dass wir ab sofort jeweils freitags eine Persönlichkeit, ein Objekt in einem Museum, eine Pflanze oder auch einen etwas unbekannteren Ort vorstellen.“
Gesagt, getan.
Den Auftakt machte ein Beitrag von Claudia Panetta-Möller, den die mittendrin dokumentierte.
Caroline von der Osten-Sackens Text zum Kloster Haina ist bereits der sechste in der Reihe. Diesen veröffentlicht die mittendrin in Korrespondenz zu seinem Erscheinen. Text 2 und 3 folgen zu einem anderen Zeitpunkt.
Kontakt/Info:
Verein der Gäste- und Museumsführer in Kassel und Region e.V.
Claudia Panetta-Möller
Tel. 0561 / 60290204
Mobil: 0176 / 54466016
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