Licht-Bilder: Die Papierwelten von Alexej Tchernyi
Sonderausstellung ab dem dem 30. November
Während der Werkstoff Papier für die Brüder Grimm eine zentrale Rolle in ihrer Erforschung der deutschen Sprache und Kultur spielte, wird er bei Alexej Tchernyi zum Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit und zugleich selbst zum künstlerischen Forschungsgegenstand. Im Hinblick auf das 10-jährige Jubiläum der GRIMMWELT im kommenden Jahr schlägt die Ausstellung einen thematischen Bogen und würdigt Tchernyi mit seiner ersten großen Einzelausstellung.
Papier mag in unserer digitalen Zeit an Präsenz eingebüßt haben, doch seine faszinierende Komplexität bleibt ungebrochen. Alexej Tchernyi, dessen Dioramen seit 2015 ein beliebter Teil der GRIMMWELT Kassel sind, nutzt Papier als Medium und Träger, um mit Licht und Schatten eine ganz eigene künstlerische Sprache zu schaffen.
Neue Perspektiven auf Grimms Märchen
In der Sonderausstellung ab dem 30. November rücken seine fünf neuen Dioramen die Geschichten hinter den »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm in ein neues Licht – und beleuchten dabei auch die Rolle von Frauen als Quellen für die Märchenerzählungen sowie die weltweite Popularisierung der Märchen durch die Animations- und Spielzeugindustrie.
Die Ausstellung wird durch interaktive Mitmachstationen ergänzt: Besuchende
können Stop-Motion-Filme erstellen, und der Aufbau eines Dioramas wird für das Publikum erlebbar gemacht. Mit seinen einzigartigen Licht-Bildern zeigt Tchernyi eindrucksvoll, wie die Grimm ́schen Märchen über Generationen hinweg Kinder auf der ganzen Welt begleitet haben – eine kulturelle Kraft, die bis heute anhält.
Die Ausstellung wird großzügig gefördert von der documenta Stadt Kassel, dem Landkreis Kassel, der Kasseler Sparkassenstiftung und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.
Eine vielschichtige Reise durch die Märchenwelt
Das erste Diorama, „Die Wurzeln der Märchen“, verweist auf die Einflüsse der Romantik und die Impulse von Zeitgenossen wie Achim von Arnim und Clemens Brentano. Das zweite Diorama, „Wer die Märchen erzählte“, bricht mit der Erzählung, die Grimms hätten die Märchen vom „einfachen Volk“ gesammelt und zeigt vielmehr die Überlieferungsgeschichte der Märchen durch Beiträger*innen aus dem familiären Umfeld, dem gehobenen Bürgertum sowie dem Adel. Eine der wenigen Ausnahmen stellt die berühmte »Märchenfrau« Dorothea Viehmann dar, die, aus einer hugenottischen Familie stammend, den Grimms allein um die 40 Erzählungen beitrug. Das dritte Diorama „Märchendichtung“, veranschaulicht die Textgenese von ihren Ursprüngen bis hin zu den Märchentexten, die wir heute kennen, sowie die Übertragung ins Bild. Der Malerbruder Ludwig Emil Grimm schuf die ersten Märchenillustrationen und trug dazu maßgeblich zum Erfolg und zur Verbreitung der Märchen bei. Hierauf nimmt auch das fünfte Diorama „Weltliteratur und Pop-Kultur“ Bezug, indem es die heutige Verbreitung vieler Märchenmotive in den Fokus nimmt. Das vierte Diorama mit dem Titel „Märchen in dunklen Zeiten“, beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel der Märchen und greift die Instrumentalisierung der Märchen durch die Nationalsozialisten auf.
Über den Künstler
„Meine künstlerischen Medien sind Papier und Licht. Als Ausgangspunkt des Werkes könnte man die Faszination für ein zerrissenes Papierstück beschreiben: Im Gegenlicht entdeckte ich das komplexe texturale Spiel der Silhouette“, so beschreibt Alexej Tchernyi seine Kunst. Der 1976 in der Ukraine geborene Künstler lebt und arbeitet in Berlin. Nach seinem Studium des Bühnenbildes in Charkiw (Ukraine) studierte er zunächst Freie Kunst an der Universität Kassel und anschließend Animation an der HFF Potsdam. Seine Dioramen sind außer in der GRIMMWELT Kassel auch im Forschungsmuseum Schöningen, im NAWAREUM in Straubing sowie im Futurium in Berlin zu sehen.
30.11.2024
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