Gemeinwohl-Pioniere aus der Region ausgezeichnet
Fünf Bio-Unternehmen aus Nordhessen und eins aus Südniedersachsen erarbeiteten in einem Kooperationsprojekt mit Unterstützung von Studierenden der Uni Kassel/ Witzenhausen eine Gemeinwohl-Bilanz.
Im Rahmen des Praxisseminars‚ Gemeinwohlbilanzierung von Unternehmen der Region‘ begleiteten 28 Studierende die beteiligten Unternehmen bei der Erstellung ihrer Gemeinwohl-Berichte – durch Corona um ein Jahr verzögert fand die feierliche Übergabe der testierten Gemeinwohl-Bilanzen am 15.09.2021 statt. Die Biond GmbH als teilnehmendes Unternehmen stellte ihr Bio-Restaurant an der Marbachshöhe dafür zur Verfügung.
Günter Bornmann gab als Vertreter der Regionalgruppe Kassel und Mit-Initiator des Kooperationsprojekts einen kurzen Überblick über die Gemeinwohl-Ökonomie. Gerd Pöll von der Regionalgruppe Kassel überreichte im Anschluss die testierten Gemeinwohl-Bilanzen an die fünf anwesenden Unternehmensvertreter*innen. Gerhard Hüppe vom Unser Kastanienhof in Wolfhagen konnte leider nicht dabei sein.
Dr. Imke-Marie Badur vom Service Learning der Uni Kassel ließ Revue passieren wie sie den Kontakt zwischen der GWÖ Regionalgruppe Kassel und Prof. Dr. Christian Herzig vom Fachgebiet Management in der internationalen Ernährungswirtschaft herstellte und zum Zustandekommen des Praxisseminars beitrug. Christian Herzig vermittelte anschaulich die außerordentliche Motivation der Studierenden in diesem Praxisseminar, das ihnen durch die komplexen Fragestellungen der Gemeinwohl-Bilanz einen tiefen Einblick in die betrieblichen Strukturen ermöglichte.
Stadtrat Dieter Beig hob die Bedeutung der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung für den dringend notwendigen Wandel im Umgang mit unserer Umwelt hervor und beglückwünschte die Unternehmen zu ihrem zukunftsweisenden Engagement. Michael Brodda, Lichtenborner Kräuter, betonte, dass es bei dem notwendigen Wandel nicht allein um eine neue Ökonomie sondern um eine Gemeinwohl-Gesellschaft (GWG) gehen sollte. Martin Sulzbacher, mit Naturkost Querbeet in Nordshausen, ein Bio-Pionier seit über 35 Jahren, bestärkte die Wichtigkeit der Vernetzung mit anderen Unternehmen der Region, die sich in diesem Gemeinschaftsprojekt aufs Neue bewährt hat. Kai Bachmann, Geschäftsführer des Regionalmanagements Nordhessen bekräftigte genau diese Aussage und sieht in dem Ansatz der GWB eine Chance für unsere Region Nordhessen. Martina Werner von der Wirtschaftsförderung Region Kassel sieht die Eignung der Gemeinwohl-Bilanz als ein Mittel der Neuausrichtung von Unternehmen und der Attraktivitätssteigerung sowohl für Kund*innen als auch für neu zu gewinnende Fachkräfte.
Alle Teilnehmenden verständigten sich darauf, die gewonnenen Erfahrungen für weitere Projekte zu nutzen und in den regionalen Netzwerken von Kommune, Regionalmanagement, Universität und Wirtschaftsförderung einzubringen.
von links: Jule Fründt, Birgit Albrecht, Gertud Peter (Schachtelhalm Naturkost), Matin Sulzbacher (Naturkost Querbeet), Jana Fuhrmann-Heise (biond GmbH), Prof. Dr. Christian Herzig, Dr. Imke-Marie Badur (Uni Kassel), Gerd Pöll (GWÖ Kassel), Katharina Mittelstraß (Staatsdomäne Frankenhausen), Martina Werner (Wirtschaftsförderung Region Kassel), Antonia Bullan, Sylvia Mattauch, Michael Brodda (Lichtenborner Kräuter, Hardegsen), Günter Bornmann (GWÖ Kassel), Kai Bachmann (Regionalmanagement Nordhessen), Dieter Beig (Stadtrat Kassel)
Die Gemeinwohl-Ökonomie
Beim Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie wird als Erfolgskriterium für ein Unternehmen neben die Finanzbilanz eine Gemeinwohl-Bilanz gestellt, die alle Unternehmensaktivitäten aus unterschiedlichsten Perspektiven seiner Wirkung auf unsere Mitwelt bewertet. Die zwanzig zu bearbeitenden Themen reichen von der Wahrung der Menschenwürde in der gesamten Zulieferkette über ökologische Nachhaltigkeit bis zu gerechten Löhnen und Transparenz gegenüber Mitarbeitenden, Kund*innen und dem gesellschaftlichen Umfeld.