Außergewöhnliche Architektur sichtbar machen
Die “Simon-Louis-du-Ry-Plakette 2023″ würdigt beispielhafte Architektur in Kassel und Region. Unterscheiden sich die prämierten Gebäude auch stark in Form und Funktion, so vereint sie doch eine ausdrucksstarke und vor allem nachhaltige Architektur.
Die starken Konzepte der diesjährigen Siegerentwürfe begeistern und zeigen, wie vielfältig Architektur sein kann. Während einige Objekte starke Kontraste in Materialität und Form setzen, fügen sich andere sanft in ihre Umgebung ein.
Eine klare Haltung zeigen die ausgezeichneten Entwürfe in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Gebäude. Die Architekturbüros entschieden sich vorrangig für die Weiterentwicklung des vorhandenen Bestands und gegen einen vorschnellen Abriss und Neubau. Die Jury betonte die Notwendigkeit, ressourcenschonend und verantwortungsvoll zu bauen. So sollen die Planenden den Umbau nicht als Hürde begreifen, sondern als großes Potenzial, welches es kreativ zu nutzen gelte.
Eine schöne Verbindung aus bestehender Bauhaus Architektur gepaart mit modernen Innovationen, gelang mit dem Umbau des Hallenbad Ost, der alte Architektur mit neuen Visionen verbindet. Dieses gehört zu den Siegerobjekten und schaffen eine eindrucksvolles Ambiente für eine Verbindung von Arbeit und Kultur.
Eine Besonderheit unter den Einreichungen stellten die “Reflecting Points documenta 15” dar. In Kooperation mit der documenta schlossen sich Architekt:innen zu einem Kollektiv zusammen und entwarfen acht abwechslungsreiche Pavillons, die im Stadtraum vielfältige Orte zum Verweilen boten. Die vorwiegend aus Holz gebauten Pavillons luden dabei zum Sinnieren über Kunst und Nachhaltigkeit ein und machten Architektur für die Öffentlichkeit bespielbar. Durch die besondere Möglichkeit des gemeinschaftlichen Arbeitens wurden die Objekte zum “Herzensprojekt” der Architekt:innen und des ganzen Wettbewerbs.
Spannende Architektur in unmittelbarer Nähe
Die Vergabe der Simon-Louis-du-Ry-Plaktette 2023 stand wieder unter dem Motto “Große Häuser, kleine Häuser-Ausgezeichnete Architektur in Hessen 2018-2023″. Damit ehrt der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) herausragende Architektur in Kassel und Region.
Aus 58 Einreichungen wählte eine unabhängige Jury zehn eindrucksvolle Bauten aus, die in Idee und Umsetzung überzeugten. Die zum Wettbewerb zugelassenen Bauten unterlagen hierbei keinerlei Vorgaben in Größe und Nutzung und wurden zwischen 2018-2023 fertig gestellt.
Die Preisträger:innen:
Hallenbad Ost, Kassel
Architektur: Karampour + Meyer Architekten bda, Kassel
Bauherrschaft: KMK Projektplan GmbH & Co. KG
Der Umbau der denkmalgeschützten Badeanstalt aktivierte den Leerstand und gab ihm eine neue Nutzungsfunktion. Zeitgemäße Innovationen wie Panoramafenster und energetische Maßnahmen, werten das Gebäude auf, ohne den ursprünglichen Charakter zu zerstören und schaffen so einen einzigartigen Ort für Arbeitsräume und Veranstaltung im Industrial Chic.
Kunstraum Kassel, Kassel
Architektur: Innauer Matt Architekten, Bezau / AT
Bauherrschaft: Universität Kassel
Im Innenhof der Kunstuniversität befindet sich der neue Ausstellungs- und Arbeitsraum der Kunstuniversität, der sich flexibel zu allen Seiten öffnen lässt. Während die dunkele Fassade einen starken Kontrast setzt, nimmt die bewusst sichtbare Konstruktion Bezug zu dem umliegenden Gebäudebestand. Die eigenes für den Pavillon angefertigten 864 gläsernen Lichtlinsen prägen die Gestaltung und schaffen gleichmäßiges diffuses Licht.
Mehrfamilienhaus L19, Kassel
Architektur: Bankert, Linker & Hupfeld Architektur + Städtebau und foundation 5+ architekten BDA Foitzik Krebs Spies Partnerschaft mbB, Kassel
Bauherrschaft: Bauherrengemeinschaft Projekt „L19“
Auf der Gründung des alten Martini Brauereigeländes entstanden 20 unterschiedlich große Wohnungen mit privaten Freiräumen, welche oft auf zwei Ebenen stattfinden. Im Zusammenspiel mit der Verglasung der Ost und West Fassade, entsteht eine freie Atmosphäre des loftartigen Wohnens. Gemeinschaftsräume und Terrassen laden zum Miteinander ein.
Neuordnung Evangelische Bank e.G., Kassel
Architektur: Reichel Architekten BDA, Kassel
Bauherrschaft: Evangelische Bank e.G.
Die Neuordnung verbindet zwei Bestandgebäude und lässt sie zu einer stimmigen Einheit werden. Die gläserne Eingangshalle vereint die Gebäude und bildet das Herzstück. Eine Holzkonstruktion bildet den “Raum der Stille” und schafft so einen Bezug zu den Wurzeln der Bank. Durch den Erhalt der vorhandenen Primärkonstruktion konnte mehr als die Hälfte der CO2 Emission eingespart werden.
Reflecting Points documenta 15, Kassel
Architektur: Kollektiv Reflecting Points
Bauherrschaft: documenta gGmbH
Die acht sich in ihrer Erscheinung unterscheidenden Pavillons schufen während der documenta Orte, um sich zu besinnen oder miteinander auszutauschen. Die Wahl der Materialien und der Bespielung regen zum Reflektieren über den Klimawandel und den bewussten Umgang mit Ressourcen an.
Areal Lioba, Wohnen am Schlossgarten, Fulda
Architektur: STURM UND WARTZECK GMBH Architekten BDA Innenarchitekten, Dipperz
Bauherrschaft: Siedlungswerk Fulda eG
Die drei baugleichen Neubauten bilden 42 neue Wohneinheiten. Die Terrassen und Loggien schaffen dabei tolle Blickbezüge zum beliebten Schlossgarten. Einen besonderen Akzent zu der sandfarbenen Putzfassade bieten die mit Klinkersteinen gemauerten Abstellräume.
Campuserweiterung Fakultät Pflege und Gesundheit sowie Sport, Hochschule Fulda, Fulda
Architektur: Atelier 30 Architekten GmbH, Kassel
Bauherrschaft: Land Hessen, Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH)
Die Ausrichtung und Form des Neubaus beruhigt den Ort, indem sie sanft die alte und neue Architektur des Campus verbindet und sie gekonnt zu einer Einheit verschmelzen lässt. Der Anbau nimmt die Architektursprache der bestehenden Gebäude auf und führt sie modern weiter. Durch die klammerartige Anordnung des Neubaus werden zudem zwei Innenhöfe erzeugt, die einen privaten und öffentlichen Charakter haben.
Rettungsleitstelle Fulda, Fulda
Architektur: Steimle Architekten BDA, Stuttgart
Bauherrschaft: Stadt Fulda, Abteilung Gebäudemanagement
Die schräg eingestellten Fahrspuren zeigen, dass sich hier die äußere Gestalt aus der Nutzungsfunktion heraus entwickelt. Die skulptural wirkende Erweiterung der Feuerwehr Rettungsleitstelle wird durch den Einsatz von Sichtbeton gekonnt unterstrichen. Die komplexen inneren Funktionen werden durch einen klaren Grundriss ebenso modern und formvollendet organisiert. Die Leitstelle gilt als gestalterischer Wegweiser für zukünftiger Fahrzeughallen.
Schlosstheater Fulda, Fulda
Architektur: STURM UND WARTZECK GMBH Architekten BDA Innenarchitekten, Dipperz
Bauherrschaft: Stadt Fulda, Gebäudemanagement
Infolge der Sanierung entstanden ein neuer Eingangsbereich, sowie eine neue Garderobe und Bar. Die Bereiche werden durch die durchdachten Möbel zu einer stimmigen Einheit. Die glänzende Oberfläche aus Messing verleiht dem Gebäudeinneren eine besonders festliche Stimmung, die den Charakter des Gebäudes unterstreicht.
Seminarhäuser E12 E14, FB BAU Technische Hochschule Mittelhessen, Gießen
Architektur: hjp architekten PGmbB, Würzburg
Bauherrschaft: Land Hessen, Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH, Niederlassung Mitte)
Die Ausrichtung der zwei neuen Institutsgebäude hin zum schönen Schwanenteich verbindet den Campus mit der umliegenden Landschaft. Die dynamische Anordnung der Sichtbetonfertigteile und Aluminiumfenster spielt mit dem Wechsel einer offenen oder geschlossenen Gestaltung. Große Glasfronten schaffen eine moderne Erscheinung und bringen viel Tageslicht in die Innenräume.
Die Simon-Louis-du-Ry-Plakette
Alle fünf Jahre lobt der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) in Hessen vier regionale Wettbewerbe aus. Die “Simon-Louis-du-Ry-Plakette” zeichnet dabei Gebäude aus Kassel und Region aus. Innovative Gebäude in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und den Stellenwert von Architektur in der Gesellschaft hervorzuheben, ist das Ziel dieser vom BDA Hessen ausgelobten Wettbewerbe.
Die elementare Bedeutung von Architektur für die Attraktivität einer Stadt zeigt sich für Kassel und Region in der Namensgebung der Plakette. Simon-Louis-du-Rys städtebauliche und architektonischen Entwürfe prägen seit dem 18. Jahrhundert maßgeblich das Kasseler Stadtbild. Sowohl der Königsplatz, als auch der Friedrichsplatz und die Wilhelmshöher Allee tragen seine Handschrift.
Die in diesem Jahr eingereichten Objekte bereichern das Stadtbild ebenso. Ausgezeichnet wurden die Architekt:innen sowie die Bauherrschaft.
Im Rahmen einer Wanderausstellung stellt die Kunsthalle Darmstadt Anfang 2024 alle hessenweit ausgezeichneten Projekte aus.
28.03.2023