
Baukultur erlebbar machen!
Am 28. und 29. Juni findet in Hessen der Tag der Architektur statt. Bereits am Donnerstagabend gab es in Kassel eine Auftaktveranstaltung. Drei beispielhafte Projekte zeigten, wie nachhaltiges Bauen und denken in der Praxis funktioniert und was den Tag der Architektur auszeichnet.
„Vielfalt bauen“ – unter diesem Motto steht der Tag der Architektur 2025, der in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Hessenweit öffnen sich am Wochenende 74 Projekte, die aktuelle Positionen zur Baukultur zeigen und alle Interessierten einladen Baukultur vor Ort zu erleben.
Am Donnerstagabend leitete eine Projektvorstellung in der Forschungsstation TRACES den Tag der Architektur ein. Drei ausgewählte Planungsbeispiele standen exemplarisch für die Themen, die viele der gezeigten Projekte berühren: Nachhaltiges (Um)bauen, Leerstandnutzung, neue Wohnformen und sozialer Zusammenhalt.

Matthias Foitzik mit der Projektvorstellung „Suffizienzhaus U10“. Foto: Lisa Marie Fink
Umbau durch Umdenken
Matthias Foitzik stellte das „Suffizienzhaus U10“ vor, ein fünfgeschossiges Wohnhaus in Kassel, nachhaltig aus gebrauchten und wiederverwendbaren Rohstoffen gebaut. Robert Bischer präsentierte einen urbanen Waldgarten am Helleböhnweg in Kassel. Verschiedene Gemeinschaftsbereiche im Waldgarten ermöglichen das freie Gärtnern und Ernten. Gerhard Greiner zeigte schließlich, wie aus einem Einfamilienhaus in Fritzlar ein Mehrparteienhaus wurde – samt Wärmepumpe, Regenwasserzisterne und sozial gemischter Belegung.
In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um Herausforderungen, die die Projekte auf dem Weg zur Umsetzung begleiteten. Die Architekten berichteten von rechtlichen Vorgaben, die kreative Lösungen erschwerten, etwa bei der Wiederverwendung alter Baumaterialien. Im Gespräch wurde deutlich: Hinter den drei Projekten steckt über eine gestalterische Idee hinaus der Wunsch nach Gemeinschaftsorten.
Die Projekte zeigen, dass Baukultur Engagement braucht, politisch und praktisch. „Architektur muss wieder in die Mitte gesellschaftlicher Debatten rücken“, betonte Greiner. Foitzik ergänzte: „Bauen ist nicht privat, jedes Bauen ist öffentlich und die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, hinter die Kulissen zu gucken und etwas zu erfahren. Dafür ist der Tag der Architektur da.“
Das Publikum nutzte die Gelegenheit für Fragen, Gespräche und ein informelles Get-together.
Von Projekt zu Projekt
Wer selbst einen Einblick erhalten will, hat am Samstag und Sonntag die Möglichkeit die Projekte direkt vor Ort anzuschauen. Eine gute Gelegenheit bietet die Fahrrad-Tour am Sonntag von 10 bis 14 Uhr. Matthias Foitzik betont, dass die Tour eine besondere Möglichkeit sei, Baukultur vor Ort zu erleben und mit den Planenden ins Gespräch zu kommen.

v.l. Aline Hielscher, Matthias Foitzik, Robert Bischer, Gerhard Greiner und Moderatorin Friederike Meyer in der Podiumsdiskussion. Foto: Lisa Marie Fink
27.06.2025
Autorin:
Lisa Marie Fink
studiert an der Universität Kassel Politikwissenschaft und Soziologie und beschäftigt sich gerne mit Themen rund um Feminismus und Klimaschutz.
Alle Projekte einsehbar unter Tag der Architektur 2025
Weitere Information zum Tag der Architektur auch zu lesen in der StadtZeit-Ausgabe 124, Sommer 2025, S.14-19
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