BEGEGNUNGEN 2023
04. bis 06. sowie 11. bis 13. August in der UK14, im Museum für Sepulkralkultur und im Hallenbad Ost.
Zum achten Mal in Folge führt die Geigerin Tianwa Yang international renommierte Künstler*innen in besonderen Kammermusikkonstellationen auf die Kasseler Bühnen – in diesem Jahr sogar in sechs Konzerten, die vom 04. bis 06. sowie 11. bis 13. August in der UK14, im Museum für Sepulkralkultur und im Hallenbad Ost stattfinden. Veranstaltet wird das Festival erstmalig vom Förderverein BEGEGNUNGEN e.V., der erst im vergangenen Jahr als Ermöglicher des Festivals gegründet wurde und bereits heute über 50 fördernde Mitglieder zählt.
In sommerlichem Esprit geht es dabei um Liebe, Freundschaft, Erinnerung und Abschied. Gemeinsam mit Caroline Melzer (Sopran), Kilian Herold (Klarinette), Lena Neudauer (Violine), Lech Antonio Uszynski (Viola), Valentino Worlitzsch (Violoncello), William Youn (Klavier) und Markus Becker (Klavier) schafft Tianwa Yang einen Raum für Begegnungen zwischen den Menschen und Musikwelten.
Paradoxerweise herrscht im Auftakt der BEGEGNUNGEN in der UK14 direkt Abschiedsstimmung, wenn in Sieben Abgesängen für eine tote Linde Jörg Widmanns und einer ungewöhnlichen Kombination aus Klaviertrio und Liederzyklus Dmitri Schostakowitschs das Vergängliche der Zeit thematisiert wird. Im Kontrast zum Programm steht Robert Schumanns erstes Klaviertrio, das trotz Entstehung während einer düsteren Lebensphase doch etwas deutlich Positives versprüht und Spielanweisungen wie „Mit Energie und Leidenschaft“ und „Mit Feuer“ enthält.
Verschiedene (Be-)Deutungen von Freundschaft werden ebenfalls in der UK14 ausgelotet: Zwei Lieder für Sopran und Klavier aus Wolfgang Amadé Mozarts Feder erklingen hier, eins davon ein regelrechter Lobgesang auf die Freundschaft. Weiterhin ist Carl Maria von Webers Klarinettenquintett zu hören, das der Komponist seinem Freund und Virtuosen Carl Baermann widmete. Eine Widmung enthielt auch das Klavierquintett César Francks: Er schrieb es für den Kollegen und Inspirator Camille Saint-Saëns, der auch den Klavierpart in der Uraufführung übernahm. Dieser schlug die Widmung jedoch aus – er mochte das Werk nicht, während es andere Zeitgenoss*innen liebten.
In diesem Jahr gibt es nicht nur ein, sondern gleich zwei Nachtkonzerte, in denen das Kasseler Museum für Sepulkralkultur einlädt, den Tag mit ruhevoller Musik ausklingen zu lassen. In beiden Konzerten ist ein Streichtrio des belgischen Violinvirtuosen Eugène Ysaÿe zu hören.
Hinzu gesellt sich im ersten ein Programm rund um die Satzbezeichnung Adagio (langsam, ruhevoll), etwa in Guillaume Lekeus Streichquartettsatz und Alban Bergs zweitem Kammerkonzert-Satz. Weiterhin sind Ausschnitte aus Max Bruchs Acht Stücken für Klarinette, Viola und Klavier zu erleben, die als roter Faden im Gestus von Robert Schumanns Märchenerzählungen durch das Programm führen. Im zweiten Dunkelkonzert stehen Viktor Ullmanns bewegende und vor tragischem Hintergrund im Theresienstädter Konzentrationslager entstandene Lieder der Tröstung im Vordergrund. Kombiniert wird das Werk mit dem düster anlautenden Klavierquartett Gustav Mahlers, seinem beinahe einzigen Kammermusikwerk, sowie einem Klaviertrio Edvard Griegs. Spontan improvisierte und Stimmungen aufgreifende Klaviermusik des Pianisten Markus Beckerrunden den Abend ab.
Es ist doch interessant, wie sich die Welt in den letzten 100 Jahren verändert hat – und wie Vieles eben auch gleichgeblieben ist. So zum Beispiel auch, dass wir immer noch die Musik von 1923 hören! Wie die musikalische Welt damals klang, hören Sie im Hallenbad Ost: Dort erklingt ein spätes Klaviertrio des schon vom Leben gezeichneten Gabriel Fauré neben Liederzyklen der Pariser Neuerer Arthur Honegger und Darius Milhaud. Lieder der nur wenige Jahre älteren Karlsruherin Margarete Schweikert ergänzen den vokalen Teil des Programms. Eine vom amerikanischen Jazz beeinflusste Violinsonate Maurice Ravels ist neben einer Sonate des jungen Amerikaners George Antheil zu hören. Und ganz zum Schluss gibt Arnold Bax’ Klavierquartett auch noch einen Einblick in die britische Musikwelt von 1923.
Was ist eigentlich Liebe? Ja, darum streiten sich die Geister bzw. Komponisten, die über das wohl beliebteste Thema in der Kunst durchaus ganz unterschiedliche Ansichten und Klangvorstellungen haben. Das titelgebende Lied des Abends stammt aus Benjamin Brittens Cabaret Songs, die zu jener Zeit entstanden, in der er seinen zukünftigen Lebenspartner kennenlernte. Erich Wolfgang Korngold drückt seine Liebe in einer kleinen „persönlichen“ Notiz für Sopran und Klaviertrio aus, während Ernest Chausson ein Poème ganz ohne Worte wählte. Frank Bridges Lieder für Sopran, Viola und Klavier enthalten unterschiedliche Liebesgedichte, darunter eines von Heinrich Heine. Und Johannes Brahms schrieb sein erstes Klaviertrio kurz nach der Bekanntschaft mit Robert und Clara (!) Schumann. Zu hören ist die späte Fassung des Werks, in der er jeglichen romantischen Überschwang und „unnütze Schwierigkeiten“ entfernte…
Das vollständige Programm ist ab sofort auf der Homepage des Festivals www.festival-begegnungen.de abrufbar. Eintrittskarten für sämtliche Konzerte sind über unseren Onlineshop, die Tickethotline 0561-3164500 sowie sämtliche Reservix-Vorverkaufsstellen erhältlich.
11.07.2023
Pressemeldung:
Förderverein BEGEGNUNGEN e.V.
4.8. | 20 Uhr | UK14 | „Abgesänge“
Abschiedsstimmung bei Schumann, Schostakowitsch und Widmann
5.8. | 21.30 Uhr | Museum für Sepulkralkultur | „Dunkelkonzert I“
Ruhevolles für Streicher und Klarinette von Lekeu, Bruch, Berg, Ysaÿe
6.8. | 17 Uhr | UK14 | „An die Freundschaft“
Mozarts Lieder gepaart mit Webers Klarinettenquintett und Francks Klavierquintett
11.8. | 20 Uhr | Hallenbad Ost | „Vor 100 Jahren“
Wie klang es eigentlich vor 100 Jahren? Mit Werken von Ravel, Fauré, Honegger, Antheil u. a.
12.8. | 21.30 Uhr | Museum für Sepulkralkultur | „Dunkelkonzert II“
Musik zum Trost in Liedern, im Streichtrio und Klavierquartett – Grieg, Becker, Mahler, Ullmann und Ysaÿe
13.8. | 17 Uhr | Hallenbad Ost | „Tell Me the Truth About Love“
Das wohl beliebteste Thema in der ganz persönlichen Interpretation von Britten, Brahms, Korngold u. a.