Bürger Energie Genossenschaft Kassel & Söhre hat noch viel vor
Die Bürger Energie Kassel & Söhre registriert ein deutlich steigendes Interesse an Solaranlagen und verstärkt ihre Aktivitäten derzeit vor allem in diesem Bereich, um die Energiewende zu beschleunigen.
Der Vorstand der Genossenschaft wurde 2021 erweitert. Joachim Laschinski stellt nach Eintritt in den Ruhestand nun seine langjährige berufliche Erfahrung vor allem im Solarbereich der Genossenschaft zur Verfügung. Ein Jahr zuvor hatte bereits Johannes Hildenbrand seine Tätigkeit als Mitarbeiter der Genossenschaft aufgenommen, um die zunehmende Nachfrage nach Beratung und Planung von PV-Anlagen abdecken zu können.
Die Stromversorgung vom eigenen Dach ist heute technisch ausgereift und deutlich günstiger als bei der Einführung des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) vor fast genau 22 Jahren. Aber aus den 4 Gesetzesartikeln auf 5 Seiten sind inzwischen 105 Paragraphen auf 154 Seiten geworden. Es ist kein Wunder, wenn dieser Wust an Vorschriften, ergänzt durch diverse Pflichten gegenüber dem Netzbetreiber und dem Finanzamt, den interessierten Bürger erst einmal ratlos macht und schließlich abschreckt. Hier setzt die Genossenschaft an und hilft ihren Mitgliedern die bürokratischen, technischen und finanziellen Hürden auf dem Weg zu ihrer eigenen umweltschonenden Energieversorgung zu überwinden. Diese neutrale und kostenlose Unterstützung der Interessenten ist eine begehrte Dienstleistung, die das eher technisch ausgerichtete Angebot der Solarteure und Fachhandwerker perfekt ergänzt.
„Wir freuen uns, dass wir immer mehr Bürgerinnen und Bürger davon überzeugen können, dass der Bau einer Photovoltaik-Anlage auf ihrem Hausdach nicht nur sauberen Strom liefert, sondern sich auch wirtschaftlich lohnt. Und auch kommunale Träger kommen vermehrt auf uns zu, ebenso wie weitere nicht-kommerzielle Einrichtungen, und lassen mit unserer Unterstützung Anlagen zur Erzeugung von Solarstrom errichten. Mittlerweile sind wir zu einem wichtigen Akteur zur Förderung der Photovoltaik auf den Dächern der Stadt und im Umland geworden“, bilanziert Rainer Meyfahrt, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, die Erfolge der letzten Jahre.
Mit einer Investitionssumme von 1,2 Mio € hat die Kasseler Bürger Energie Genossenschaft Solaranlagen auf ca. 80 Dächern in Kassel und im Umland errichtet.
Die größten Anlagen befinden sich auf kommunalen Gebäuden, Schulen, Kindergärten und Feuerwehrhäusern. Hier wurden Anlagen mit insgesamt 737 kW realisiert; die derzeit größte Solaranlage mit 200 kW befindet sich auf der Grundschule Waldau.
Aber auch auf den Dächern zahlreicher privater Ein- und Zweifamilienhäuser sind mittlerweile 30 PV-Anlagen mit 177 kW installiert, die von der Genossenschaft geplant und finanziert wurden.
„Erfreulich ist die geschlossene Vereinbarung mit dem Stadtkirchenamt, auf geeigneten Dächern in Kassel PV-Anlagen zu installieren; weitere Vereinbarungen mit dem Kichenkreis Hofgeismar-Wolfhagen sind in Vorbereitung“, so Rainer Meyfahrt.
„Insgesamt ist der Erfolg unserer Aktivitäten aber noch weit höher“, betont Helga Weber vom Vorstand der Genossenschaft, „denn viele Interessenten nutzen unser Beratungsangebot, um sich ein Bild über die Möglichkeiten auf ihrem Hausdach zu machen und dann ihre Anlagen selbst zu finanzieren. Auf diese Weise sind ca. 30 PV-Projekte mit unserer Unterstützung entstanden und liefern den Betreibern kostengünstigen Solarstrom.“
Die Genossenschaft rechnet damit, dass in der nächsten Zeit die Nachfrage nach Solaranlagen deutlich zunehmen wird; das Rathaus wird gemäß dem Beschluss der Kasseler Stadtverordnetenversammlung, dass die Stadt bis 2030 CO2-neutral werden soll, sehr bald eine große Solarkampagne auflegen, die die breite Öffentlichkeit erreichen will. Dazu kommen die Vorgaben der Bundesregierung, bereits mit dem „Osterpaket“ den Zugang zu PV-Anlagen zu erleichtern.
Der erhoffte rasche Ausbau der PV-Anlagen wird allerdings, so erwartet Joachim Laschinski vom Vorstand der Genossenschaft, voraussichtlich mit Engpässen am Markt einhergehen.
„Die steigenden und in der Zukunft schwer einschätzbaren Energiepreise treiben jetzt viele Bürger dazu, wenigstens einen Teil Ihres Energiebedarfs „aus eigener Kraft“ und zu kalkulierbaren Preisen zu decken. Da sich die Solarbranche sowie das regionale Handwerk in den letzten Jahren auf eine niedrige Ausbaugeschwindigkeit eingestellt haben, sind mit einer höheren Nachfrage aber eine Verknappung von Material und Arbeitskraft sowie in der Konsequenz steigende Preise absehbar. In dieser Situation wird es umso wichtiger sein, die technischen und wirtschaftlichen Fragestellungen der Interessenten möglichst neutral und unabhängig zu beantworten.“
„Wir sind sehr froh, dass wir während der vergangenen Jahre, in denen die Bundesregierung den Zubau Erneuerbarer Energie versucht hat auszubremsen, in einem schwierigen Umfeld dennoch am Ball geblieben sind. Unsere Erfahrungen kommen uns jetzt zugute; wir bemerken jetzt schon eine erhebliche Zunahme an Beratungsanfragen – von privaten Hausbesitzern, aber auch von kommunalen Verantwortlichen. Die Genossenschaft ist gut aufgestellt, um diesen Erwartungen zu genügen“, so Rainer Meyfahrt.
Auch im Bereich des Ausbaus der Windenergie sehen wir deutlich Licht am Ende des Blockadetunnels. Angesichts des von allen Seiten geforderten raschen Ausbaus der Erneuerbaren werden die weiteren nordhessischen Potenziale jetzt geprüft und bei Eignung umgesetzt werden – ohne dass dabei der Naturschutz vernachlässigt werden muss.
„Auch hier wollen und werden wir uns verstärkt engagieren und sind sicher, dass unser Beteiligungsmodell überzeugen wird: mit der Finanzkraft der Region und den hier lebenden Bürgerinnen und Bürger schaffen wir die regionale Energiewende!“, ist Helga Weber überzeugt.
16.3.2022