
Der Blick zurück nach vorn
DAS KINO SIND WIR: Dokumentarfilm beleuchtet die Anfänge des Programmkinos in Deutschland am Beispiel des Kasseler Filmladens, der im November auch 40 Jahre Kasseler Dokfest feiert.
Wird es Mitte November draußen kalt und in den Kinos gemütlich, findet das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest statt, veranstaltet vom Filmladen Kassel. Herzstück des Festivals ist das Filmprogramm, das in sechs Tagen kurze und lange Dokumentarfilme und künstlerisch-experimentelle Produktionen umfasst. Dieses Jahr feiert das Kasseler Festival sein 40. Jubiläum und wird dabei auch mit dem Film DAS KINO SIND WIR den Blick „zurück nach vorn“ werfen. Der Titel DAS KINO SIND WIR bezieht sich auf Beuys‘ Slogan „La Rivoluzione siamo Noi“ (Die Revolution sind wir). Der Film macht Beuys‘ Idee vom erweiterten Kunstund Arbeitsbegriff bei einem Kasseler Kinokollekitv aus, das exemplarisch für eine landesweite Bewegung steht. Parallel zum Aufstieg des politischen Films in der BRD der 1970er-/frühen 1980er-Jahre entstand gegen den Widerstand mächtiger Kinoketten und Filmverleiher ein neuer Kinotypus. Unabhängige Vertriebsstrukturen und Abspielstätten für umwelt- und kapitalismuskritische, queere, experimentelle oder historische Filme. Auch erste migrantische Filme fanden in den neu gegründeten Programmkinos ein stetig wachsendes, diskussionsfreudiges Publikum. „Andere Filme anders zeigen und rezipieren“, war das Motto. Es ging darum, Gegenöffentlichkeit herzustellen, in die gesellschaftliche Diskussion einzugreifen. Um Identitäten jenseits von Hollywood.
Kino als Soziale Plastik
Welchen Weg das alternative Kino genommen hat, wie durch ökonomischen Druck aus Programmkinos irgendwann ganz normale Kinos, wie aus politisch bewegten Kollektivist:innen fast normale Betreiber:innen wurden oder werden mussten, all das berichten Zeitzeug:innen in der Collage aus Filmausschnitten, Archivmaterial und Interviews. Was blieb auf der Strecke, was hat man erreicht? Und wie geht es weiter? Die Beispiele Filmladen Kassel und Kasseler Dokumentarfilmfest erzählt Livia Theuer vor allem aus feministischer Perspektive: die Geschichte vom Kino als Soziale Plastik. Das Kinoteam und den Kasseler Filmladen prägende Filmschaffende wie Ulrike Ottinger, Gertrud Pinkus, Monika Treut, Andres Veiel und viele andere stellen sich Fragen zu Bedeutung und postpandemischer Zukunft engagierter Kinokultur.

Gruppenbild zum 5 jährigen Geburtstag des Filmladens: Henry Witzel – Michaela Tanzer- Ellen Herold-Witzel – Sabine Breidenbend – Frank Thöner – Burkhard Hoffmann – Frank Schilling – Gerhard Wissner – Irmhild Scheuer – Dieter Becker – Raymond Ley. Bild: Archiv Frank Thöner.
Kinotickets: Einzelkarte Programm 8,50 €; Einzelkarte Programm ermäßigt 8 €; Filmladen-Card-Inhaber*innen 7 €; Kombi Dauerkarte (Kino und DokfestOnline) 85 € / ermäßigt 75 €
Der Festivalkatalog ist in den Kinos Filmladen, BALi und Gloria Kino erhältlich!
01.11.2023
40 Jahre Kasseler Dokfest
14. bis 19.11.2023
+ Online bis 26.11.2023
Auch im StadtZeit Kassel Magazin, Ausgabe 117, Herbst 2023
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