Der Brüder-Grimm-Platz – Bestand, Wettbewerb, Planung
Zur Diskussion über die geplante Neugestaltung.
Was macht gute Planung aus? Funktionsgerechtigkeit, Wirtschaftlichkeit, Qualität, gute Gestaltung, Nachhaltigkeit, Denkmalschutz und städtebauliche Einfügung zählen heute (neben weiteren Aspekten) zu den baukulturellen Zielen der öffentlichen Hand (1). Hinzu kommt auch die Beteiligung der Öffentlichkeit. – Wie weit finden wir diese Ziele bei der aktuellen Planung umgesetzt? Leistet sie etwas, was der Bestand nicht vermag? Wahrt sie den Denkmalschutz und die besondere städtebauliche Situation? Wie weit wurde eine breite Öffentlichkeit in den Prozess einbezogen?
Wer den Brüder-Grimm-Platz heute eilig überquert, mag zuerst große Verkehrsflächen wahrnehmen. – Doch lenkt dies allzu leicht von den Potenzialen des denkmalgeschützten Bestands ab.
Stellen wir es uns einmal vor: Verengte Straße, vergrößerte Grünflächen mit Aufenthaltsqualität, autofreie Vorzonen der seitlichen Randbebauung, Bepflanzungskonzepte, die den Platz wieder als Einheit wahrnehmbar machen, und am höchsten Punkt wie eine Aussichtsterrasse der historische Vorplatz des Landesmuseums. Die Torgebäude bilden den wirkungsvollen Auftakt zur Wilhelmshöher Allee, der Baumbestand des Platzes geht in den Fürstengarten über. Überhaupt sind alle funktionalen Anforderungen des Wettbewerbs im denkmalgeschützten Bestand entweder bereits vorhanden oder leicht umzusetzen.
Doch waren alle Weichen durch das Baudezernat längst gestellt: Eine Weiterentwicklung des Bestands hatte man dort schon lange vor dem Wettbewerb verworfen. Eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung hatte man den Geldgebern des BMI detailliert angekündigt – und es dann damit bewenden lassen (bereits vor der Pandemie). Der Wille zur völligen Neugestaltung wurde den teilnehmenden Büros von Anfang an vermittelt, der Denkmalschutz blieb unzureichend dargestellt, und zentrale Anregungen eines eingerichteten Wettbewerbsbeirats blieben wirkungslos.
In einem internen Verfahren wählte das Dezernat unter drei Preisträgern den besonders spektakulären „Märchenwald“ aus: einen Entwurf, den das Preisgericht in entscheidenden Punkten kritisiert hatte (von der Vegetation bis hin zur Aufenthaltsqualität) – während es am anderen 1. Preis allein die „Prägnanz und Strahlkraft einer starken Geste“ vermisste …
Welche Informationen über den Platz waren für das Bundesförderprogramm vermittelt worden? Welche Anforderungen stellt das Förderprogramm an die Projekte? Welche Rolle spielten am Ende noch die Zielsetzungen, mit denen man sich um die Förderung beworben hatte? Und kann sich die Durchsetzung des fast unveränderten Entwurfs auf das „hochkarätig besetzte Preisgericht“ berufen? Wie stichhaltig ist das Entwurfskonzept? Die Dokumentation stellt nicht nur Bestand und Entwurf vor, sondern bietet auch spannende und verstörende Einblicke in das Verfahren >> hier lesen: Brüder-Grimm-Platz-Rundgang
(1) Baupolitische Ziele des Bundes: https://www.bmi.bund.de/DE/themen/bauen-wohnen/bauen/bundesbauten/bauherr-bund/bauherr-bund-node.html.
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