Die Marbachshöhe – Ein Konversionsprojekt
Von Eva Rohland
Ursprünglich als Kasernenstandort genutzt, hat sich die Marbachshöhe inzwischen zu einem urbanen Quartier mit vielfältigen Angeboten entwickelt. Bei einem Spaziergang durch das Areal werden der historische Kontext und die beeindruckenden Umnutzungen der Bestandsbauten erst bei genauem Hinsehen deutlich.
Schulen und Kindertagesstätten, Ateliers und Restaurants zwischen Reihenhäusern, Stadtvillen und alternativen Wohnformen. Inzwischen herrscht ein harmonisches Nebeneinander von Gewerbeeinheiten und Wohngebäuden im Stadtviertel Marbachshöhe. Erst auf den zweiten Blick fällt die besondere Typologie der älteren Gebäude auf: Entlang der Druseltalstraße erstreckte sich ein ehemaliges Kasernenareal, das bis Anfang der 90er Jahre die Bundeswehr nutzte.
Abb. 1: Die ehemalige Wittich-Kaserne und der Exerzierplatz.
Nach dem Fall der deutsch-deutschen Grenze am 9.11.1989 verkündete der damalige Kasseler Oberbürgermeister Wolfram Bremeier im Sinne des Bundesverteidigungsministeriums den Abzug der Bundeswehreinheiten aus Kassel. Schließlich wurden die Lüttich-, Wittich- und Hindenburgkaserneaufgegeben.
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt legte bereits 1995 eine Masterplanung für das Areal vor. Im Zuge der Konversion sollte ein Großteil der 45 militärtypischen Gebäude erhalten bleiben und durch Neubauten ergänzt werden.
Abb. 2: Die Masterplanung für die Marbachshöhe.
Die Grundlage für die Hochbaumaßnahmen bildete ein „Städtebaulicher Vertrag“. Er schrieb eine partnerschaftliche Entwicklung des Gebietes vor und verhinderte die ursprüngliche Absicht des Bundes, das Gelände an einen einzigen Investor zu verkaufen. Im Mai 1997 folgte durch einen Magistratsbeschluss die Umbenennung der ehemaligen Wittich- und Hindenburgkaserne in „Marbachshöhe“.
Bis 2006 waren alle Hochbaumaßnahmen abgeschlossen und das ehemals militärische Areal nun für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Zentrum des neuen Stadtviertels bildet der begrünte Wilhelm-Rohrbach-Platz, der liebevoll „die EXE“ genannt wird. Von seiner ursprünglichen Nutzung als Exerzierplatz ist heute allerdings nicht mehr viel zu erahnen. Vor allem Kinder und Jugendliche treffen sich hier zum Basketball und Fußball spielen. Auch für viele Spaziergänger ist er ein attraktives Ausflugsziel.
Abb. 3: Der ehemalige Exerzierplatz dient heute der Naherholung.
Neben dem Quartiersplatz und dem Marbachsgarten entstand unterhalb der Frankenstraße mit einem kleinen Park ein weiterer Naherholungsort. Dort wo vor einigen Jahren noch der Schießstand war, befindet sich heute ein vielbesuchter Abenteuerspielplatz. Die Planerinnen und Planer nahmen die ehemalige Kugelfangmauer in ihr Konzept auf und integrierten sie in die Spielfläche.
Abb. 4: Die ehemalige Kugelfangmauer wurde erhalten und in den Spielplatz integriert.
Eine weitere außergewöhnliche Gegebenheit für Kinder und Jugendliche entstand in der ehemaligen Wartungshalle mit dem Kinder- und Jugendcirkus Rambazotti. Regelmäßige Aufführungen und andere Veranstaltungen begeistern ZuschauerInnen weit über die Grenzen des Quartiers hinaus. Verschiedenste Angebote sprechen Kinder jeden Alters an. Inzwischen sind die NachwuchsartistInnen auch international auf Tournee und pflegen Kooperationen mit bekannten Zirkushäusern.
Abb. 5: Der Kinder- und Jugendcirkus Rambazotti ist international bekannt.
Von der Wartungshalle zum Kinder- und Jugendcirkus, vom Unteroffiziersplatz zur Freien Schule, von der Panzerhalle zum Künstleratelier und vom Offizierswohnheim zum Gesundheitszentrum. Die Mannschaftsunterkunft wird zum Technologie- und Gründerzentrum und das Sanitätsgebäude zum frauen- und familienfreundlichen Wohnprojekt. Es entstand eine bunte Mischung aus öffentlich gefördertem und privatem Wohnungsbau. 680 Wohneinheiten, aufgeteilt auf mietbare Reihenhäuser und solche im Eigentum und Stadtvillen.
Auf der Marbachshöhe hat sich ein Quartier mit einer vielfältigen Nutzungsmischung entwickelt. Auf der einen Seite überzeugt die Nähe zum Stadtzentrum und die gute Anbindung an den Nahverkehr und den ICE-Bahnhof. Auf der anderen Seite ist das Gebiet durch das städtebauliche Konzept insofern unabhängig, dass alle lebensnotwendigen Einrichtungen gut erreichbar sind.
Zeitzeugen-Interviews in der Mediathek Hessen
Anlässlich des Tages der Erde, der 2010 auf der Marbachshöhe stattfand, führte Klaus Schaake in Kooperation mit dem Offenen Kanal Kassel im Studio des OK Zeitzeugen-Intervies durch. Darunter Wolfram Bremeier, der sich als Oberbürgermeister der Stadt Kassel seinerzeit für eine qualitätvolle städtebauliche Entwicklung des ehemaligen Kasernenareals einsetzte sowie ehemalige Bundeswehrangehörige, Planer, Künstler, Gewerbetreibende und Anwohner.
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