Drauflosreisen
Urlaubsplanung kann ganz unterschiedlich aussehen. Manchmal ist dabei weniger mehr.
Vergraben zwischen dicken Schals, Stiefeln und Wollmützen findet man sie in den dunklen Wintermonaten versteckt: die Reiselust. Die Sehnsucht nach endlosen Stränden, schneebedeckten Gebirgshängen oder belebten Stadtvierteln, lockt den einen oder die andere, schon im Winter in die Überlegungen für den nächsten Urlaub. Wo die einen nichts dem Zufall überlassen wollen, gehen andere die Reiseplanung entspannter an. Warum das Reisen ohne viel Planung reizvoll sein kann, lässt sich dem Reisebericht von Eric Seitel entnehmen >> hier zu lesen.
Zugangebote, wie die Interrailtickets, die vergleichsweise günstige Zugreisen durch den gesamten europäischen Raum anbieten, ermöglichen eine Reise ohne festgelegtes Ziel oder einen durchgeplanten Weg dorthin. Die Vorteile: weniger Planungszeit im Vorhinein und eine hohe Flexibilität während der Reise. Spontan den Aufenthalt an einem besonders schönen Ort verlängern? Mit einer neuen Reisebekanntschaft doch noch in eine andere Richtung weiterfahren? Oder kurzfristig doch lieber aufs Land fahren, weil die Stadt doch etwas zu hektisch ist? Solang man sich in Europa fortbewegt und einen Schlafplatz findet, sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Rund 300.000 EU-Bürger:innen nutzen dieses Angebot jedes Jahr.
Hotelzimmer auf Rädern
Aber auch der sogenannte „Roadtrip“, übersetzt „Straßen-Reise“, erfreut sich vor Allem bei der jüngeren Generation hoher Beliebtheit. Dabei legen Reisende anstatt mit dem Zug, mit einem Auto, Bus, Wohnwagen oder Wohnmobil längere Strecken zurück. Fahren wohin es einem beliebt, und für die Nacht bei einem Campingplatz oder öffentlichen Parkplatz anhalten. Das Bett hat man praktischerweise immer dabei und somit den höchsten Grad an Spontanität und Unabhängigkeit. Trotz erhöhter Spritpreise, bleibt dies eine vergleichsweise kostengünstige Reiseform. Trotz der vielseitigen Vorzüge des ungeplanten Reisens auf Schiene oder Straße, ist es nichts für jedermann. Um sich immer neu auf neue Orte und Menschen einzulassen, muss man Zeit mitbringen, die nicht allen für den Urlaub zur Verfügung steht. Wer nur wenige Wochen Urlaub im Jahr hat, möchte sich sicher sein, dass das Maximum davon entspannend und angenehm wird, und möchte vielleicht nicht ständig von Hostel zu Hostel weiterreisen. Reisen ohne Planung kann außerdem sehr energiezehrend sein. Sich auf viele neue Umgebungen und Schlafplätze einzulassen und ständig neue Entscheidungen über den weiteren Verlauf der Reise zu treffen, sorgt nicht für den entspanntesten Urlaub. Auch für den Körper ist das viele Zugfahren und auf den Beinen sein, sicherlich anstrengend. Was man also an Abenteuer gewinnt, kann man möglicherweise an Entspannung verlieren. Welche Form des Reisens für jemanden am besten ist, kommt also ganz darauf an, was man sich vom Urlaub erhofft. Wer Lust auf viele neue Eindrücke, Abenteuer und Spontanität hat, könnte sich überlegen, mal eine eher ungeplante Reise anzutreten. Wünscht man sich im Urlaub jedoch eher Entspannung, Ruhe und Verlässlichkeit, könnte eine klassische Reise, die richtige Entscheidung sein.
Das Ungeplante im Kleinen
Bei der Reiseplanung heißt es jedoch nicht gleich „ganz oder gar nicht“. Wer seinem Urlaub etwas mehr Spontanität einhauchen möchte, muss jedoch nicht gleich alle Pläne über Bord werfen und mit dem Rucksack ins Unbekannte losziehen. Manchmal reicht das Ungeplante im Kleinen. Anstatt einer Vollpension im Hotel, fürs Mittagessen die lokalen Restaurants und Märkte auskundschaften. Anstatt mit dem Auto, mit dem Zug zum Zielort fahren. Dort kann man sich entspannt in seinen Sitz zurücklehnen und interessante Zugbekanntschaften knüpfen, die im eigenen Auto, nicht möglich wären. Egal ob geplant oder ungeplant – wichtig ist bei jeder Reise Offenheit neuen Umgebungen und Situationen gegenüber. Und mit der nötigen Leichtigkeit im Gepäck steht dem Traumurlaub nichts mehr im Wege.
02.01.2023
Edda Rumpel
Diesen Artikel auch zu lesen in der StadtZeit-Ausgabe 118, Winter 2023/24
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