„Echter Wille nicht erkennbar“

Initiative Radentscheid zieht ernüchtertes Fazit nach dem ersten Jahr der Umsetzung der Radverkehrsförderung – echter Wille nach wie vor nicht erkennbar.

Die Initiative Radentscheid zieht nach Ablauf des ersten vollen Jahres der Umsetzung der Radverkehrsförderung ein ernüchtertes Fazit. Aus Sicht der Aktivist*innen sei die Förderung des Radverkehrs nach zähen politischen Debatten auch in der Umsetzung zu langsam und zu mutlos. Verkehrsdezernent Stochla (SPD) scheine den Handlungsauftrag der Stadtverordneten und der 21.781 Unterschriften mehr oder weniger zu ignorieren.
Die Stadt habe im vergangenen Jahr 2020 einige Maßnahmen auf die Straße gebracht, die durchweg mit
Abstrichen im Bereich der Sicherheit des Radverkehrs verbunden seien. Trotz starker Kritik auch seitens des ADFC Kassel Stadt und Land seien etwa an der Bürgermeister-Brunner-Straße Schutzstreifen markiert worden, die Radwege an der Druseltalstraße hätten keine bauliche Abgrenzung vom Kfz-Verkehr erhalten. Auch die derzeit sich im Bau befindliche Fahrradstraße Goethestraße erhalte voraussichtlich fast durchweg für den Radverkehr gefährliche Senkrechtparkplätze. ”Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen”, bemängelt Thomas Hofmann, Sprecher der Initiative, “ein Wille zur Umsetzung echter Radverkehrsförderung ist offenkundig nicht vorhanden. Trauriger Höhepunkt ist die gerade erst veröffentlichte Planung der Ysenburgstraße, bei der trotz grundhafter Sanierung keinerlei Radverkehrsanlagen eingerichtet werden sollen, obwohl die Straße als Radhauptroute im Verkehrsentwicklungsplan ausgewiesen ist! Damit wird auf mindestens 10 Jahre der Status Quo einer Stadtautobahn zementiert!”

„Förderung des Radverkehrs nicht in Sicht“
Dort und bei vielen weiteren Planungen müsse die Initiative immer wieder feststellen, dass bei Platzproblemen grundsätzlich Fuß- und Radverkehr benachteiligt würden. Ein Umdenken habe offensichtlich nicht stattgefunden.
Dies erstaune die Initiative insbesondere deshalb, weil man bei der Arbeit etwa im Klimaschutzrat feststelle, dass zentrale Forderungen quer durch alle Interessensgruppen auf Zustimmung stoßen. So sei beispielsweise die Empfehlung, Radhauptrouten in Nebenstraßen vom Kfz-Durchgangsverkehr zu befreien, ohne Gegenstimme beschlossen worden. Umso unverständlicher sei es, dass das Amt von Verkehrsdezernent Stochla (SPD) eine solche Umsetzung dann beispielsweise im Helleböhnweg verhindere.
Thomas Hofmann führt rückblickend auf das Jahr 2020 aus:
“Wir sehen noch nicht, dass Herr Stochla die Verkehrswende in einem Tempo angeht, das dem Klimawandel und den Bedürfnissen des Radverkehrs in Kassel gerecht wird: Neben der mangelhaften Umsetzung von Projekten verweigert sich Stochla kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen konsequent, sodass trotz großer Proteste und der Forderung von vielen Verbänden keine temporären Pop-Up-Bikelanes eingerichtet wurden, vielerorts weiterhin Fahrradständer fehlen und eine Kampagne zur Förderung des Radverkehrs nicht in Sicht ist. Der deutliche Handlungsauftrag von 21.781 Bürgerinnen und Bürgern sowie der Stadtverordnetenversammlung wird mehr oder weniger ignoriert.”

Familien-Fahrraddemo Kidical Mass mit Pop-Up-Bike-Lane auf der Ysenburgstraße im September 2020 mit mehr als 300 Radfahrenden. Trotz der Ausweisung als Radhauptroute im Verkehrsentwicklungsplan 2030 plant die Stadt Kassel bei der anstehenden Sanierung dort keine Einrichtung von Radverkehrsanlagen. Foto: Radentscheid Kassel

Pressemeldung der Initiative Radentscheid Kassel