Jack Londons König Alkohol
One-Man-Show mit Johann Jürgens
Was wäre das Leben ohne Rausch? Schon immer extrahierten Menschen aus Pflanzen Mittelchen und ließen Säfte gären, um durch Bewusstseinserweiterung nach Erkenntnis und Inspiration zu suchen oder schlicht die Realität hinter sich zu lassen. Und während heute harte Drogen illegalisiert sind, um den Menschen vor sich selbst zu schützen, ist Alkohol fester Bestandteil unseres Alltags und unserer Kultur.
Jack London veröffentlichte seinen autobiographischen Roman König Alkohol 1913. Er beginnt mit einem Gespräch über die Prohibition für deren Einführung sich der Protagonist ausspricht, denn „die Sache ist eben, dass die leichte Zugänglichkeit des Alkohols mich auf den Geschmack gebracht hat.“ Ihm sind die Folgen des Alkoholmissbrauchs bewusst, ein Leben mit König Alkohol führt unweigerlich zu schwerem seelischen und körperlichen Schaden und diese Erkenntnis weiterzugeben wird zur Motivation für die Erzählung.
Doch König Alkohol ist kein ausschließliches Plädoyer für Enthaltsamkeit geworden. Im Gegenteil. Lustvoll folgen wir London’s Protagonist durch seine Abenteuer als Zeitungsjunge im Hafenviertel in Oakland, als Austernräuber in der Bucht von San Francisco. Er erzählt von seiner harten Zeit als Kohlenschaufler und den Steinen, die er für seinen gesellschaftlichen Aufstieg aus dem Weg geräumt hat. Mit an Bord ist immer König Alkohol. Ob als Bier in den Kneipen, oder als Cocktail beim Dinner mit Freunden. Es ist eine Geschichte von Selbstverleugnung, sozialen Zwängen und unbändiger, menschlicher Energie.
Das Bundesministerium für Gesundheit konstatiert in seinem Jahrbuch Sucht 2023 den Deutschen „eine weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol.“ Im Durchschnitt trinken Menschen 10 Liter reinen Alkohols pro Jahr. In Kassel und Umgebung werden laut der Fachstelle für Suchtprävention in jeder fünften bis siebten Familie Kinder groß, deren Eltern mit Sucht kämpfen. Jack Londons Satz „Von einer Million Trinkern hat nicht einer allein angefangen zu trinken. Alle Trinker trinken zuerst in Gesellschaft.“ hat an Gültigkeit nichts verloren. Und sein persönliches Bekenntnis lädt uns auch heute noch ein, die Rolle, die Alkohol nach wie vor in unserer Gesellschaft spielt, zu hinterfragen.
Nachdem Regisseurin Manon Pfrunder Super High Resolution (UA) inszeniert hat, setzt sie sich nun mit dem existentiellen Dilemma in König Alkohol auseinander. Als Theaterduo Guse&Pfrunder widmen sich Manon Pfrunder und Dramaturgin Daniela Guse vergessenen und zeitlosen Stoffen, um diese auf die Bühne zu bringen.
Das freie Theaterkollektiv Guse & Pfrunder bringt Jack Londons Erzählung „König Alkohol“ als One-Man-Show mit dem Schauspieler Johann Jürgens auf die Bühne. Erstmals kooperieren dafür das Staatstheater Kassel, das Kulturhaus Dock 4 und mit Guse & Pfrunder eine Gruppe der Freien Szene in Dreierkonstellation.
Das Stück wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Kulturamt Kassel.
Johann Jürgens ist nach Stationen als Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater, beim Schauspiel Stuttgart und freischaffender Tätigkeit seit der Saison 2021/22 Ensemblemitglied am Staatstheater Kassel. Darüber hinaus ist er auch als Musiker, Sänger und Songwriter aktiv und wirkte in mehreren Fernseh- und Kinofilmproduktionen mit, u. a. in der ARD/Sky-Serie „Babylon Berlin“, Christian Schwochows „Die Unsichtbare“ oder der Romanverfilmung von Lutz Seilers „Kruso“. Im Podcast von hr2 erzählt Johann Jürgens über seine Arbeit und noch einiges mehr. Viel Spaß beim Hören!
Regisseurin Manon Sophia Pfrunder studierte Film- und Bühnenschauspiel an der European Film Actor School in Zürich und realisierte während des Studiums erste Theaterstücke der Freien Szene. Als freiberufliche Regisseurin und im Kollektiv mit Daniela Guse arbeitet sie für verschiedene Bühnen, u.a. für das Schauspielhaus. Am Staatstheater Kassel inszenierte sie in der vergangenen Spielzeit bereits die deutschsprachige Erstaufführung von „Super High Resolution“ von Nathan Ellis.
Die Premiere im TiF – Theater im Fridericianum findet am Samstag, 13. Januar, 20.15 Uhr statt. Die Premiere im Dock 4 folgt am Donnerstag, 25. Januar, 20.15 Uhr auf der Studiobühne DECK 1.
Karten sind erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online unter www.staatstheater-kassel.de.
Hinweis: Die Vorstellungen finden wechselnd im TiF – Theater im Fridericianum und im Dock 4 statt. Tickets für Do 25. Jan., Fr 26. Jan., So 28. Jan., sind über das Dock 4 erhältlich.