Kuchen wie bei Muttern
Von Dr. Wolfgang Koller
Backerfahrene Damen, häusliche Rezepte, leckere Kuchen: Im Café am Bebelplatz wird Gabriele Kirchhof der Kunstfertigkeit Kasseler Hausfrauen im Rentenalter eine Bühne geben.
Noch ist das Leben für Gabriele Kirchhof eine Baustelle, wo eigentlich das Lokal in neuem Glanz erstrahlen soll. Doch bald ist es vorbei mit dem kreativen Chaos, und das Café am Bebelplatz, im Herzen des Vorderen Westens, wird endlich wieder seine Tore öffnen. Seit Februar 2019 herrschte Unklarheit, ob und wenn ja wie und mit wem Kaffee und Kuchen dort wieder Einzug halten würden. Die Tür verschlossen und kein Hinweis auf baldige Besserung – für viele schien es einfach nur jammerschade, warum dieser Hotspot mitten in Kassel verwaist war.
Seit August weiß Gabi Kirchhof, selbst seit zwölf Jahren Mieterin einer Wohnung über dem Lokal, dass es eine Zukunft geben wird. Und zwar mit ihr. Die frischgebackene Kaffeehaus-Inhaberin krempelt seither die Ärmel hoch und nimmt sich viel vor. „Da ich das Café schon lange kenne, hatte ich sehr schnell ein Bild im Kopf von meinem zukünftigen Café.“ Dafür arbeitet sie gerade Tag und Nacht, um möglichst schnell eröffnen zu können. Wann das sein wird, steht noch nicht auf den Tag genau fest. Aber noch in diesem Jahr, da ist sie sich sicher.
„Auf die Gäste und
deren Wünsche kommt es an“
„Das Café am Bebelplatz ist eine Instanz. Den alten Charme möchte ich deshalb auch nicht zerstören.“ Aber manchmal muss man etwas ändern, damit es so bleiben kann. Und sie sprüht vor Ideen und Energie, wie das gelingen kann. Ein ganz wichtiges Schlagwort lautet: „Kuchen wie bei Muttern“. Im Hinterstübchen des Traditionscafés werden nämlich lebens- und vor allem backerfahrene Damen häusliche Rezepte in leckere Kuchen verwandeln. Gabriele Kirchhof möchte der Kunstfertigkeit Kasseler Hausfrauen im Rentenalter eine Bühne zu geben. „Eine bessere Win-Win- Situation kann ich mir kaum vorstellen. Auf die Zusammenarbeit mit den Frauen – augenblicklich sind es drei – freue ich mich riesig.“
Gibt’s denn noch weitere Ideen? „Abwarten!“ Mit Kreativität kennt sie sich aus. Denn die neue Café-Besitzerin ist Diplom-Designerin und Grafikerin mit einem guten Gespür für hochwertige Gestaltung. Um jetzt am Bebelplatz die Gastronomie aufzumischen, hat sie ihren Beruf an den Nagel gehängt. Zu Gute kommt der gebürtigen Unterfränkin und langjährigen Wahl-Kasselerin, dass sie wohl jeden Stein – und jedes Lokal – im Vorderen Westen kennt und deshalb den Anwohnern ihre Wünsche und lukullischen Vorlieben von den Lippen ablesen kann. Sie weiß, worauf es vor allem ankommt: „Auf die Gäste und ihre Wünsche, nicht auf meine Selbstverwirklichung.“
Das Café am Bebelplatz wird wie gewohnt als Tagescafé öffnen. Kirchhofs Lieblingsgericht ist übrigens original Schweizer Birchermüsli, das neben Kuchen, Torten, kleinem Mittagstisch und anderen Frühstücksleckereien in ein paar Wochen auch auf der Karte des „CABs“ zu finden sein wird.