Maschinelle Intelligenz und das menschliche Monopol
Prof. Dr. Frank Lehmann begrüßte als Vorstandsvorsitzender von Pro Nordhessen e.V. gut 120 Gäste im Foyer des Energieversorgers EAM und führte fortan als Moderator durch das Programm. Ein Beispiel maschineller Sprachleistung lieferte Olaf Kieser, Vorsitzender der EAM-Geschäftsführung, der sein Grußwort mittels ChatGPT generierte. Für ihn sei KI gerade in der Verwaltung ein Teil der Lösung, aber letztlich bleibt Empathie ein menschliches Alleinstellungsmerkmal. Was KI ist, was sie kann und was der Mensch von ihr erwarten darf, erläuterte der Gastredner des Abends, Reinhard Karger.
Von der Philosophie Immanuel Kants bis zu modernen KI-Anwendungen
Karger, seit 1993 am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, ist dort Unternehmenssprecher und Mitglied des Aufsichtsrats. Er kam auch gleich auf Kant zu sprechen: „Der Verstand vermag nichts anzuschauen, und die Sinne nichts zu denken. Nur daraus, dass sie sich vereinigen, kann Erkenntnis entspringen.“ Durch die Verschmelzung von Wahrnehmung und Denken bleibt der Mensch als körperliche Intelligenz der Maschine überlegen. Künstliche Intelligenz ist die Digitalisierung menschlicher Wissensfähigkeiten, bleibt aber im Bereich der Assistenz und ist kein Partner für echten Austausch. Dennoch sind die Ergebnisse so faszinierend und die Marktaussichten so lukrativ, dass z.B. die amerikanische Softwarefirma OpenAI gerade 80 Millionen Dollar für das Training von ChatGPT ausgibt und in den USA 335 Milliarden Dollar von privater Seite in KI investiert werden. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: KI braucht nur drei Sekunden einer menschlichen Stimme, um sie anschließend täuschend echt zu imitieren. Ein Umstand, der beispielsweise für den „Enkeltrick“ am Telefon ausgenutzt werden kann.
Podiumsdiskussion: Chancen und Herausforderungen der KI-Nutzung
In der anschließenden Podiumsdiskussion brach Prof. Dr. Heidi Möller von der Universität Kassel eine Lanze für die KI, sprach von einer verlässlichen Diagnostik und guten Erfahrungen mit psychotherapeutischen Angeboten. Für Reiner Brandt vom IT Netzwerk e.V. ist der Einsatz von KI in der Schule prähistorisch. Ihm ging es darum, Talente frühzeitig zu fördern und tiefer in die Materie einzutauchen. Agenturchef Hartmut Brüchert von der SXCES Communication AG räumte zwar ein, dass Kreativität Sinnlichkeit brauche, schätzte aber die immensen Impulse, die Künstliche Intelligenz geben könne. Seine Branche müsse den Mainstream bedienen, das könne KI. Der Jurist Prof. Dr. Gerrit Hornung sah die europäische Gesetzgebung nicht als Spaßbremse, sondern als konstruktive Begleitung. Regulierung sei notwendig, aber KI könne wunderbar standardisiert in Massenverfahren eingesetzt werden und zum Beispiel Auffälligkeiten in Schriftsätzen erkennen.