Mit Augenhöhe und Gemütlichkeit
„Gesund Älterwerden in Bettenhausen“: Mit dem Rückenwind der Städtebauförderung führen Stadt Kassel und Stadtteilzentrum Agathof ein erfolgreiches Forschungs- und Beteiligungsprojekt fort.
GESPONSERTER BEITRAG
Nach einer soliden Kaffeeklatschrunde sieht es aus, als sich über 30 vorwiegend ältere Menschen im Saal des Stadtteilzentrums Agathof zusammenfinden. Doch an diesem Tag vor der Pandemiezeit ist es anders, auch wenn der Gemütlichkeitsaspekt keinesfalls zu kurz kommt. Es tagt der Runde Tisch, der sich im Rahmen des von der Fachhochschule Fulda in Kooperation mit dem Altenhilfereferat der Stadt Kassel und dem Stadtteilzentrum Agathof e.V. initiierten Forschungsprojektes gegründet hat. Unter dem Titel „Age4Health – Gesunde Stadtteile für Ältere“ ging das Projekt von 2015 bis 2020 der Frage nach, wie sich Lebenswelten in Wohnumfeld und Quartier gesundheitsförderlich von und mit älteren Menschen gestalten lassen. Das Forschungsprojekt wurde von 2015 bis 2020 mit Bundesmitteln gefördert.
Bei jedem der bislang zehn Runden Tische, die seit Februar 2020 coronabedingt nicht mehr stattfinden können, mit dabei: Christine Gondermann.
Die quirlige Seniorin, die am Eichwald lebt, ist seit zehn Jahren Teil des Seniorenclubs, der sich regelmäßig im Stadtteilzentrum Agathof trifft. „Wir sind alle über 80 und treffen uns jede Woche donnerstags. Wir trinken zusammen Kaffee, machen Spiele und gehen auch mal gemeinsam Essen“, sagt sie zum Programm unter Normal-Bedingungen. „Dabei wird ganz fürchterlich geschnuddelt“, lacht sie beim Telefongespräch und berichtet, dass die sechs Frauen von ehemals 20 Mitgliedern, die derzeit den Seniorenclub bilden, genau das ebenso fürchterlich vermissen.
Im Stadtteil etwas erreichen
Als Christine Gondermann mitbekam, dass im Stadtteilzentrum Agathof Forscherinnen und Forscher Einzug halten, war für sie sofort klar, dass sie beim Runden Tisch dabei ist. „Das sind ganz tolle Leute, die da zu uns kommen. Jeden von ihnen konnten wir ansprechen und alle kannten nach einiger Zeit sogar unsere Namen. Es war sehr aufschlussreich und mir hat das sehr viel gebracht. Für meine Leute aus dem Seniorenclub habe ich Notizen gemacht und habe dort immer vom Runden Tisch erzählt. Ich habe das Gefühl bekommen, dass ich und die anderen etwas erreichen, wenn wir mitmachen.“
Der im Stadtteilzentrum Agathof beheimatete Runde Tisch ist Dreh- und Angelpunkt des Projektes. Er hat sich zu einem wichtigen Kommunikationszentrum mit und für Bürgerinnen und Bürger aus Bettenhausen entwickelt.
Dort diskutieren die Teilnehmenden lebhaft über wünschenswerte Veränderungen in ihrem Stadtteil und mitunter kommt bei den Treffen Workshop-Atmosphäre auf, geht es um das Entwickeln konkreter Maßnahmen.
Zeitnah konkrete Maßnahmen umsetzen
So haben sich aus den Treffen auch Spaziergänge durch den Stadtteil entwickelt, um bestimmte Situationen, die von Teilnehmenden als verbesserungswürdig eingestuft wurden, vor Ort anzuschauen. Zu diesen Terminen waren dann auch die jeweiligen Expertinnen und Experten aus den zuständigen Ämtern mit dabei, um den Transfer in die Verwaltung zu gewährleisten.
Identifizierte der Runde Tisch Maßnahmen, die sich relativ zeitnah umsetzen ließen, passierte dies auch. Christine Gondermann führt die Sitzbänke an der Losse an, die auf der Wunschliste der Seniorinnen und Senioren standen und die es mittlerweile ermöglichen, ein kleines Päuschen am Fluss einzulegen, wenn man im Stadtteil unterwegs ist.
Am Leipziger Platz wurde das Überqueren der Straße erleichtert, nachdem eine Seniorin beim Runden Tisch bzw. bei einem der Spaziergänge über die Beschwerlichkeiten für sie als Rollator-Nutzerin auf dem kleinteiligen Kopfsteinpflaster berichtete.
Auch hier schaffte die Stadt schnell Abhilfe und die neue Lösung kommt ebenso jungen Eltern zugute, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind.
Sich endlich wieder treffen können
Das Café Agathe, heute eine Institution im Stadtteil, ging ebenso aus dem Runden Tisch hervor. „Für uns ist das ein zweiter Tag in der Woche, an dem wir im Stadtteilzentrum sind“, berichtet Christine Gondermann. Da lernen wir Leute aus anderen Gruppen im Haus kennen und auch Frau Westhof und Herr Burfeind sind immer für uns da.“ Die beiden arbeiten hauptamtlich im Agathof und sorgen für den organisatorischen Rahmen, innerhalb dessen sich das Miteinander und die Beteiligungsprozesse im Quartier entwickeln können.
Für die Stadt Kassel waren die vielen positiven Ergebnisse des Forschungsprojektes ausschlaggebend, um dem Wunsch des Stadtteilzentrums Agathof nach einer Weiterführung zu entsprechen.
Dazu konnte auch der „Rückenwind“ aus dem Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ beitragen.
Wegen der Pandemie war der Start der Weiterführung nach dem ersten Runden Tisch im Februar 2020 zum Thema „Wohnen im Alter“ in der neuen Konstellation gebremst.
Als nächstes, sobald es die Situation wieder zulässt, steht für die Teilnehmenden ein Ausflug zu Wohnprojekten für ältere Menschen an. Dabei können sie sich informieren, welche Wohnformen für sie denkbar und möglich sind, sollte es irgendwann Zuhause nicht mehr so gut klappen.
Christiane Gondermann scharrt nun, wie viele andere im Stadtteil, mit den Hufen und wartet sehnsüchtig darauf, dass sich die Gruppen wieder treffen können und der Runde Tisch stattfindet. „Wir alle wollen endlich wieder rein in den Agathof!“
Städtebauförderung im Kasseler Osten
Auf der Grundlage des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) Kassler Osten wurden Bereiche der Statteile Unterneustadt, Bettenhausen, Forstfeld und Waldau in die Bund-Länderprogramme der Städtebauförderung aufgenommen. Über zehn Jahre werden damit zukunftsfähige Entwicklungen in den Stadteilen unterstützt.
Die Unterneustadt und Bettenhausen sind Teil des Programms „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ (bis Ende 2019 „Stadtumbau in Hessen“). Die Anpassung an die demografische Entwicklung, den wirtschaftlichen Strukturwandel sowie Stadtgrün, Klimaschutz und Klimaanpassung sind vorrangige Themen dieses Programms.
Im Programm „Sozialer Zusammenhalt“, ehemals „Soziale Stadt“, ist es für Waldau und Forstfeld übergeordnetes Ziel, die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen vor Ort durch städtebauliche Entwicklungs- und Erneuerungsmaßnahmen zu verbessern.
Info: www.kassel.de
Suche: ISEK Kasseler Osten
„Wirksamkeit über das Miteinander im Stadtteil erfahren“
Wir werden älter und wir werden mehr: Das ist der Hintergrund, vor dem wir uns als Stadt Kassel entschlossen haben, das Projekt „Gesund älter werden in Bettenhausen“ weiterhin zu unterstützen. Es ist Zukunftspolitik im besten Sinne, wenn wir andere und neue Formen des Miteinanders schaffen und Menschen wie Institutionen in den Quartieren unterstützen, lebendige Orte der Kommunikation zu schaffen, wie es das Stadtteilzentrum Agathof seit langer Zeit bereits ist.
Wir sind sicher, dass wir die im Rahmen des Forschungsprojekts der Fachhochschule Fulda gemachten Erfahrungen auch auf andere Kasseler Stadtteile übertragen können.
Im Agathof konnten wir bereits viele Dinge ausprobieren, die sich in der Praxis bereits bewährt haben und über das Miteinander beim Runden Tisch haben die Menschen erlebt, dass es wirksam ist, wenn sie sich und ihre Ideen einbringen.
Ilona Friedrich, Dezernentin für Bürgerangelegenheiten und Soziales
„Stadtteilentwicklung im ganzheitlichen Sinne ermöglichen“
Die Quartiere im Kasseler Osten übernehmen besondere Aufgaben für unsere Stadt. Sie stellen günstigen Wohnraum bereit, bieten vielfältige Möglichkeiten für Handel und Gewerbe und führen auch soziale und kulturelle Ansprüche zusammen.
Die aus Mitteln der Städtebauförderung bereits umgesetzten und geplanten Projekte sind für die Infrastruktur sowie auch sozial und kulturell für ganz Kassel relevant.
Einem Ort wie dem Stadtteilzentrum Agathof, das Strukturen schafft und das für vielfältigste Inhalte steht, kommt dabei sozialpolitisch eine enorm wichtige Rolle zu. Die Umgestaltung des Hochbunkers gleich nebenan betrachten wir als praktizierte bauliche Kulturförderung, die gleichzeitig sozialen Nutzen stiftet. So wie es das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für den Kasseler Osten formuliert, denken wir das alles zusammen. Wir ermöglichen damit Stadtteilentwicklung in einem ganzheitlichen Sinne.
Christof Nolda, Stadtbaurat