Natur zuhause genießen
Ob strahlende Blütenpracht oder schmackhafte Ernte: Mit den passenden Pflanzen werden Balkon, Terrasse oder Garten zu einem grünen Wohlfühlort, der zum Zusammenkommen und Verweilen einlädt.
Die Sonne läutet allmählich den Frühling ein und das eigene Zuhause lässt sich endlich ins Freie erweitern. Die sommerlichen Gestaltungsmöglichkeiten des Balkons, der Terrasse oder des Gartens sind dabei schier grenzenlos. Der Anbau von Zier- und Lebensmittelpflanzen bringt hierbei eine große Portion Farbe, Genuss und Biodiversität nach Hause und wirkt sich dabei positiv auf das psychische Wohlbefinden aus. Der aus der Soziobiologie stammende Begriff “Biophilie” fasst den Wunsch des Menschen zusammen, sich mit einer lebendigen Natur zu umgeben, sie zu pflegen und sich an ihrem Wachstum zu erfreuen. So schafft Gartenarbeit eine schöne Balance von Aktivität und der Konzentration auf das Hier und Jetzt.
So bieten etwa Balkone eine wunderbare Möglichkeit, sich ein Stück Natur direkt in den Alltag und nach Hause zu holen. Galten sie einst im 16. Jahrhundert vornehmlich als Fassadenschmuckelemente für Häuser wohlhabender Familien, so haben sie seit dem 19. Jahrhundert auch den Weg in das Wohnen des allgemeinen Volkes gefunden. Und hat man doch so oft das Gefühl, dass öffentliche Grünflächen grauen Betonbauten oder lauten Straßen weichen müssen, so ist die Begrünung des Balkons eine schöne Option, um das eigene Wohlbefinden zu stärken.
Auf dem Weg zur eigenen grünen Oase, gibt es einige Tipps, die das Gärtnern erleichtern.
Die gelungene Bepflanzung
Die Wahl der Pflanze richtet sich am besten nach der Himmelsausrichtung des Balkons und somit direkt nach der Stärke des direkten Sonneneinfalls. Eine Zierpflanze, die es gerne sonnig und warm mag, ist die beliebte Geranie. Besonders vielfältig zeigt sich diese in ihren farbenfrohen Varianten: Ob hängend in Balkonkästen oder stehend in Kübeln, erstrahlt sie in Weiß, zartem Rosa oder in kräftigen Rot und Violett. Eine Pflanze, die sowohl Hitze als auch Kälte recht gut verträgt, ist der Lavendel. Dieser versprüht einen tollen Duft, der gleichzeitig Wespen fernhält. Eingebettet in Terracotta-Töpfen entfaltet sich zuhause die Atmosphäre von einem Urlaub in der Provence.
Pflanzen, die hingegen von einer halbschattigen Lage profitieren, sind Glockenblumen oder das “Fleißige Lieschen”. Beide Pflanzenarten verleihen dem Balkon leuchtende Farbakzente, die von Weiß über Rot bis hin zu Violett reichen.
Pflanzen beschmücken auch schattig gelegene Balkone ganz wunderbar. Eine besondere Erscheinung ist hier das “Tränende Herz”. Die Pflanze mit dem melancholischen Namen ist mit ihren hängenden Blüten in Herzform ist ein echter Blickfang. Dabei verhindert das Tragen von Gartenhandschuhen bei direkter Berührung eine mögliche Hautreizung.
Sich an köstlicher Ernte erfreuen
Balkonpflanzen bringen Grün in die Stadtwohnung und bereichern zudem die täglichen Mahlzeiten mit einer Vielfalt an Kräutern, Obst und Gemüse. Die Pflege der Lebensmittelpflanze ist eine willkommene Abwechslung im Alltag, wodurch das Gärtnern oft zu einem schönen neuen Hobby wird.
Tomaten oder Paprika haben auf sonnenintensiven Balkonen die idealen Wachstumsbedingungen. Das vorherige Heranziehen auf der Fensterbank unterstützt vor allem Pflanzen, die viel Wärme benötigen. Selbstangebauter Thymian, Rosmarin und Oregano ergänzen darüber hinaus wunderbar die heimische Gewürzpalette.
Viele gesunde Lebensmittel lassen sich auch auf einem sonnenarmen Balkon gut anpflanzen. Dazu zählen etwa Salat, Radieschen, Kohlrabi oder Rote Beete. Ebenfalls schattig mag es die Minze, welcher eine stressreduzierende Wirkung zugeschrieben wird.
Ein weiterer Ort, an dem man sich gerne bei den ersten Sonnenstrahlen entspannt, sich Zeit für sich nehmen kann oder mit den Liebsten zusammenkommt, ist die Terrasse. Diese verbindet den eigenen Wohnraum mit der umliegenden Landschaft und wird so zu einem verlängerten Wohnzimmer im Freien. Damit die Natur hier nicht vor Pflaster- und Betonböden Halt machen muss, eignen sich Bodendecker aus niedrig wachsenden Pflanzen wie “Polsterstauden”. Das zusätzliche Grün sieht schön aus und kann darüber hinaus starken Regen wesentlich besser aufnehmen als reine Steinböden.
Die wilde Natur genießen
Die ersten Gärten entstanden, als der Mensch sesshaft wurde und begann, gezielt Lebensmittel anzubauen. Gleichzeitig schlich sich die Tendenz ein, die Natur beherrschen und gestalten zu wollen, um den Menschen von Nutzen zu sein. Die Verdrängung der wilden Natur mit all ihrer Vielfalt findet in den oftmals verspotteten Steingärten ihren Höhepunkt. Die meisten Menschen sehnen sich allerdings nach einem natürlichen Garten, der einen Erholungsort schafft und sich mit allen Sinnen genießen lässt. Die Möglichkeiten, die Schönheit der Natur mit all ihrer Vielfalt in dem eigenen Garten zu stärken, sind groß.
Es empfiehlt sich, vor allem heimische Pflanzenarten in die eigenen Gärten zu holen, da sich diese am besten an das Klima vor Ort anpassen können. Eine gute Wahl sind Wildstauden. Diese sind pflegeleicht und tragen zu dem Erhalt der heimischen Flora und Fauna bei. An trockenen Standorten kann die “Schafgarbe” ohne zusätzliches Bewässern in verschiedenen Farben blühen. Die frischen Blätter lassen sich zudem zur Wundversorgung nutzen, wohingegen getrocknete Blätter, in einem Tee aufgebrüht, den Magen beruhigen.
An schattigen Orten ist der “Vielblütige Weißwurz” mit seinen traubenförmigen Blüten eine beliebte Anflugstelle für Hummeln und andere Insekten. Der “Storchschnabel” verleiht neben Wildgärten auch Steingärten ein kräftiges Violett und bietet den Insekten dabei eine gute Nahrungsquelle. Auch an Mauern oder in Wildgärten ist die breitwüchsige Pflanze ein schöner Anblick.
Doch auch wenn die Pflanze doch einmal schneller als erhofft eingeht, so sollte man sich davon nicht entmutigen lassen. Denn grundsätzlich gilt: Das Gärtnern an der frischen Luft darf Spaß machen.
01.06.2023
Text:
Helena Wolff
Diesen Artikel zu lesen in der Ausgabe 115, April/Mai
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