Neue Findungskommission der documenta 16 berufen
Für die neue Findungskommission der documenta 16 konnten sechs herausragende internationale Expert*innen der zeitgenössischen Kunst gewonnen werden, die der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Geschäftsführung einstimmig berufen hat. Die Kommission setzt sich zusammen aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N’Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka, und Yasmil Raymond.
Die Findungskommission hat die Aufgabe, wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen, sich mit einem Konzept um die Künstlerische Leitung der documenta 16 in Kassel zu bewerben und aus den präsentierten Einreichungen das vielversprechendste Format für die Umsetzung auszuwählen.
Der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, konstatiert: „Dass es uns gelungen ist, unmittelbar im Anschluss an die Organisationsentwicklung eine derart hochkarätige Findungskommission für die documenta 16 zu gewinnen, freut mich sehr. Die Beteiligten stehen mit ihrer ausgewiesenen Expertise und der Vielfalt ihrer Hintergründe in besonderer Weise für die Internationalität und Diversität der documenta Ausstellungen. Mit ihrem Engagement in der Findungskommission beweisen sie ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die zeitgenössische Kunst und die documenta in dieser ganz besonderen Zeit, dafür möchte ich allen Mitgliedern der Kommission sehr herzlich danken. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und darauf, in dieser Besetzung entschieden auf die documenta 16 zuzugehen. Ich bin mir sicher, dass die multiperspektivische fachliche Zusammensetzung der neuen Findungskommission zu einem zukunftsweisenden Vorschlag für die Künstlerische Leitung führt. Damit ist der Grundstein dafür gelegt, dass die internationale Kunstwelt wieder gewohnter und willkommener Gast in Kassel sein wird.“
Die Mitglieder der Findungskommission:
Yilmaz Dziewior (*1964 Bonn, Deutschland) ist Direktor des Museum Ludwig in Köln.
Zuvor leitete Dziewior seit 2009 das Kunsthaus Bregenz (KUB). Im Jahr 2015 kuratierte Dziewior den österreichischen Pavillon für die Venedig Biennale und 2022 den deutschen Pavillon, der von Maria Eichhorn bespielt wurde. Vor seiner Tätigkeit in Bregenz war er acht Jahre Direktor des Kunstvereins in Hamburg und lehrte parallel als Professor für Kunsttheorie an der dortigen Hochschule für bildende Künste. Bereits von 1996 bis 1999 arbeitete er als freier Mitarbeiter für das Museum Ludwig. 1997 realisierte er dort als Kurator ein Projekt mit Sarah Lucas und war 1999 verantwortlich für den zeitgenössischen Teil der Ausstellung Kunstwelten im Dialog. Von Gauguin zur globalen Gegenwart. Dziewiors Texte erschienen regelmäßig in “Artforum” (New York), “Camera Austria” (Graz) und “Texte zur Kunst” (Berlin). Er hat über 50 Bücher und Kataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts herausgegeben und für Institutionen wie das Stedelijk Museum Amsterdam, die Hamburger Kunsthalle, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, und das Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Katalogbeiträge verfasst.
Foto: Falko Alexander
Sergio Edelsztein (*1956, Buenos Aires, Argentinien) ist freier Kurator. Er lebt in Berlin und in Tel Aviv.
Im Jahr 1995 gründete Edelsztein das Center for Contemporary Art in Tel Aviv und war bis 2018 dessen Direktor und Chefkurator. Im Rahmen des CCA kuratierte er sieben Performancekunst-Biennalen (unter dem Titel Blurrr) und fünf internationale Videokunst-Biennalen (VideoZone). Edelsztein kuratierte die israelische Komponente der 24. Biennale von São Paulo im Jahr 1998 sowie die israelischen Pavillons auf der Biennale von Venedig 2005 und 2013. Seit 1995 kuratiert er Ausstellungen und zeitbasierte Veranstaltungen unter anderem in Spanien, China, Polen und Singapur. Zu den wichtigsten Ausstellungen, die er für das CCA kuratierte, gehören Einzelausstellungen von Guy Ben Ner, Roee Rosen, Yael Bartana, Marina Abramović, Christian Jankowski, Rosa Barba, Ceal Floyer, Gary Hill und vielen anderen. Edelsztein hält Vorträge, präsentiert Videoprogramme und veröffentlicht Texte in Israel, Spanien, Brasilien, Italien, Österreich, Deutschland, China, den USA, der Schweiz und Argentinien und schreibt für internationale Kataloge, Websites und Publikationen.
Foto: Albi Serfaty
N’Goné Fall (*1967, Dakar, Senegal) schloss ihr Studium an der École Spéciale d’Architecture in Paris, Frankreich, mit Auszeichnung ab. Sie ist eine unabhängige Kuratorin und Expertin für Kulturpolitik.
Von 1994 bis 2001 war sie Redaktionsleiterin der in Paris ansässigen Zeitschrift für zeitgenössische afrikanische Kunst Revue Noire. Sie ist Herausgeberin von An Anthology of African Art: The Twentieth Century (Revue Noire / DAP 2002), Photographers from Kinshasa (Revue Noire 2001) und Anthology of African and Indian Ocean Photography: a century of African photographers (Revue Noire 1998).
Sie war Gastkuratorin der Biennalen von Bamako 2001 und Dakar 2002 und kuratierte Ausstellungen in Afrika, Europa und den USA, darunter When Things Fall Apart: Critical Voices on the Radars im Trapholt Museum in Dänemark (2016) und In Quest of Freedom, carte blanche to El Anatsui (Ghana) in der Conciergerie in Paris, 2021.
Sie ist Autorin von Strategieplänen und Evaluierungsberichten für Stiftungen und internationale Organisationen in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, USA, Senegal, Südafrika, Barbados und Südkorea.
Sie war Professorin an der Senghor Universität in Alexandria, Ägypten (2007– 2011); Dozentin an der Michaelis School of Arts in Kapstadt, Südafrika (2017) und an der Abdou Moumouni Universität in Niamey, Niger (2018).
2018 wurde N’Goné Fall vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zum Generalkommissar der Africa2020 Season ernannt, einer Reihe von mehr als 1.500 kulturellen, wissenschaftlichen und pädagogischen Veranstaltungen, die von Dezember 2020 bis September 2021 in 210 Städten in ganz Frankreich ausgerichtet wurden.
Foto: F. Diouf
Gridthiya Gaweewong (*1964, Chiang Rai, Thailand) ist künstlerische Leiterin des Jim Thompson Art Center in Bangkok. Gemeinsam mit Rirkrit Tiravanija leitete sie die Thailand Biennale 2023/2024 in Chiang Rai.
Gridthiya Gaweewong gilt als eine der bekanntesten Kuratorinnen, die heute in Südostasien tätig sind. Nachdem sie 1996 ihren Master of Arts in Verwaltung und Politik an der School of the Art Institute of Chicago erwarb, gründete Gridthiya den alternativen Kunstraum Project 304 zusammen mit Montien Boonma, Kamol Phaosavasdi und Apichatpong Weerasethakul (1996–2003). Neben ihrer Funktion als künstlerische Leiterin des Jim Thompson Art Center in Bangkok ist sie auch Gastkuratorin des MAIIAM Contemporary Art Museum in Chiang Mai. Sie war Mitbegründerin des Bangkok Experimental Film Festivals mit Apichatpong Weerasethakul (1997–2007). Ihre kuratorischen Projekte befassen sich mit Fragen des sozialen Wandels, mit denen sich Künstler*innen aus Thailand und darüber hinaus seit dem Kalten Krieg auseinandersetzen, darunter Imagined Borders, 12. Gwangju Biennale (2018), Missing Links, Bangkok (2015), Between Utopia and Dystopia, Mexico City (2011), Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Oberhausen (2009), Politics of Fun, Berlin (2005) und Underconstruction, Tokyo (2000–2002).
Gaweewong ist die Kuratorin der ICI-Wanderausstellung Apichatpong Weerasethakul: The Serenity in Madness in Chiang Mai, Manila, Hongkong, Chicago, Oklahoma und Taipeh (2016–2020).
Foto: Angkrit Ajchariyasophon
Mami Kataoka ist Direktorin des Mori Art Museum.
Mami Kataoka war Chefkuratorin der Tokyo Opera City Art Gallery (1997–2002) und startete 2003 beim Mori Art Museum, wo sie 2020 die Position der Direktorin übernahm. Seit April 2023 ist sie außerdem Direktorin des National Center for Art Research.
Von 2007 bis 2009 war Kataoka als International Curator an der Hayward Gallery in London tätig; außerdem war sie Co-Direktorin der 9. Gwangju Biennale (2012), Künstlerische Leiterin der 21. Biennale von Sydney (2018) und Künstlerische Leiterin der Aichi Triennale 2022. Kataoka war Vorstandsmitglied (2014–2022) und Präsidentin (2020–2022) des CIMAM (International Committee for Museums and Collections of Modern Art).
Am Mori Art Museum hat sie eine Reihe von Überblicksausstellungen asiatischer mid-career Künstler*innen kuratiert, darunter Tsuyoshi Ozawa (2004), Ai Weiwei (2009), Lee Bul (2012), Makoto Aida (2012), Lee Mingwei (2014), NS Harsha (2017) und Chiharu Shiota (2019), während sie regionale Ausstellungen wie SUNSHOWER: Contemporary Art from Southeast Asia 1980s to Now (2017) und Roppongi Crossing: Zeitgenössische japanische Kunst in den Jahren 2004 und 2013 mitkuratierte.
Kataoka publiziert regelmäßig zu zeitgenössischer Kunst aus Japan, Asien und darüber hinaus, sie hält Vorträge und engagiert sich in Jurys.
Foto: Ito Akinori
Yasmil Raymond arbeitet als freie Kuratorin und lebt derzeit in Frankfurt am Main.
Raymond war von 2020 bis 2024 Direktorin des Portikus und Rektorin der Städelschule. Zuvor war sie u. a. Associate Curator für Malerei und Skulptur am Museum of Modern Art, New York (2015–2019), Curator an der Dia Art Foundation, New York (2009–2015) und Associate Curator für visuelle Kunst am Walker Art Center, Minneapolis (2004–2009). In den letzten zwanzig Jahren arbeitete sie mit vielen internationalen Künstler*innen zusammen und war Mitglied im Vorstand verschiedener Stiftungen. Derzeit ist sie Trustee in der Teiger Foundation, der Dia Art Foundation, der Stephen Antonakos Foundation und von A.R.T. (Art Resources Transfer), die alle in New York ansässig sind. Zu ihren wichtigsten Ausstellungen gehören Retrospective über Kara Walker und Monografic Survey über die Arbeit von Jean-Luc Moulène und Thomas Hirschhorns Gramsci Monument. Ihre jüngste Ausstellung Rirkrit Tiravanija: A LOT OF PEOPLE für das MoMA PS1, die sie gemeinsam mit Ruba Katrib kuratiert hat, ist auch in der Luma Foundation in Arles, Frankreich, zu sehen. Raymond hat einen BFA von der School of the Art Institute of Chicago und einen MA vom Center for Curatorial Studies am Bard College.
3.7.2024
Pressemeldung der documenta und Museum Fridericianum gGmbH