Vegan die Welt verbessern!
Veganer leben und ernähren sich ohne tierische Produkte. Ein veganer Lebensstil rettet die Tiere, schützt die Umwelt und stärkt die Gesundheit.
Monika steht an ihrer Kücheninsel und schneidet Gemüse. Als das Piepen ertönt läuft sie zum Ofen, öffnet ihn und blickt glücklich auf ihren veganen Paranuss-Braten. Sie holt ihn aus dem Ofen und stellt ihn auf die Arbeitsplatte, auf der bereits zahlreiche andere Köstlichkeiten warten. Monikas Schwester wird morgen 25 und sie hat ihr versprochen, einen Geburtstagsbrunch für die ganze Familie vorzubereiten. Die Besonderheit: er wird vollständig vegan sein. Monika hat sich nämlich vor einem Jahr auch zu einer neuen Lebensweise entschieden. Sie verzichtet auf Produkte tierischen Ursprungs, wozu Fleisch- sowie Milchprodukte und Honig zählen. Dies tut sie den Tieren, der Umwelt, aber auch ihrer eigenen Gesundheit zuliebe. Für den Geburtstag ihrer Schwester hat sie sich deshalb etwas ganz Besonderes überlegt: sie möchte ihrer Familie zeigen, wie einfach und köstlich Veganismus ist.
Vegan wie Monika leben etwa 1,6 Millionen Personen in Deutschland und 500 Millionen Menschen weltweit. Die Gründe, vegan zu werden, sind von Person zu Person unterschiedlich, lassen sich jedoch in allgemeine Gruppen ordnen.
Ethisch vertretbar leben
Der Großteil der Veganer entscheidet sich aus ethischen Gründen für seine Lebensweise. Sie hinterfragen und kritisieren die Massentierhaltung, Tierschlachtung sowie jegliche Ausnutzung von Tieren. In Deutschland erleiden rund zwei Millionen Tiere am Tag die Schlachtung, während die tägliche Zahl weltweit bei etwa fünf Milliarden liegt. Menschen sind im Gegensatz zu Fleischfressern nicht davon abhängig, Tierprodukte zu konsumieren. Sie nehmen alle notwendigen Nährstoffe durch pflanzliche Lebensmittel auf.
Unabhängig von körperlichen Bedürfnissen bevorzugen Menschen verschiedene Nahrungsmittel, daher sei die Ernährung eine sehr individuelle und persönliche Angelegenheit. Das ist die Meinung vieler Menschen. Betrachtet man allerdings das Tierleid, das durch die eigene Entscheidung entsteht, relativiert sich diese Annahme. Durch die eigene Lebensart entscheiden Menschen letztendlich über die Existenz anderer Lebewesen. Veganer haben sich meist vor ihrer Umstellung zum Veganismus aktiv mit der Herkunft der tierischen Produkte auseinandergesetzt und haben daher beschlossen, die Ausnutzung der Tiere nicht zu unterstützen. Denn wie Paul McCartney von den Beatles schon sagte: „Wenn Schlachthöfe Glaswände hätten, wären alle Vegetarier!“
Die eigene Gesundheit stärken
Über das Verschonen zahlreicher Tiere hinaus tun Veganer auch ihrer eigenen Gesundheit etwas Gutes. Veganer berichten von einem positivem Empfinden, die neue Ernährungsweise verbessert ihr Wohlbefinden. Vor allem der Darm erfährt eine Entlastung und kann die Nahrung besser verdauen.
Das Risiko für das Auftreten von Krankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf und gewissen Krebs-Erkrankungen sinkt nachgewiesenermaßen. Dies zeigte auch die Epic Oxford-Studie, die den Einfluss des veganen Lebens auf die Gesundheit untersuchte. Veganer erwartet zudem ein bis zu zehn Jahre längeres Leben. Vegan lebende Menschen setzen sich intensiv mit ihrer Ernährung auseinander. Dadurch spielt diese eine überdurchschnittlich große Rolle in ihrem Leben und sie nehmen den Einfluss auf die Gesundheit deutlich wahr. Die allgemeine Furcht des Nährstoffmangels ist unbegründet. Dieser entsteht bei einer ausgewogenen Ernährung nicht.
Die Umwelt schützen
Ein weiterer Grund, den viele Veganer nennen, ist der positive Einfluss auf die Umwelt. Durch die vegane Lebensweise entstehen weniger Treibhausgase. Der Veganismus ist in dieser Hinsicht deutlich effektiver als das Einsparen eines Fluges oder der Kauf eines E-Autos. Zudem reduziert sich der Flächenbedarf für den Anbau. Dadurch dass Menschen für Tiere sowie Tierprodukte Futter anbauen, ist eine große Fläche nötig. Veganer essen direkt die pflanzlichen Produkte vom Feld ohne den Umweg über die Tiere. Auch Milchprodukte verbrauchen im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen mehr Ressourcen und erzeugen mehr Treibhausgase.
Die vegane Ernährung führt zudem zu einem geringeren Wasserverbrauch. Fleisch- und Milchprodukte verbrauchen in der Herstellung viel Wasser, da bereits der Anbau der Futtermittel viel Wasser benötigt. Der Wasserverbrauch für den gesamten Prozess der Herstellung eines Kilogramms Rindfleisches beispielsweise liegt bei 15.000 Litern. Ein Kilogramm Soja verbraucht im Vergleich hierzu lediglich 1.800 Liter.
Wissenslücken schließen
Trotz den vielen Vorteilen der veganen Ernährung gibt es häufig Menschen, die diese Art zu leben mit Skepsis betrachten. Viele Zweifel am Veganismus entstehen aus Unwissen. So ist ein beliebtes Vorurteil, dass Veganer so viel Soja essen, dass die Abholzung des Regenwaldes geschieht. Dabei ist das Gegenteil der Fall. 80 Prozent des Sojas fließt in das Futter der Nutztiere, 18 Prozent in die Produktion von Sojaöl und Veganer essen nur zwei Prozent des Sojas. Somit ist dieses Vorurteil ein Grund, vegan zu werden und nicht, es zu verurteilen.
Durch eine ausgewogene vegane Ernährung entsteht zudem kein Nährstoffmangel, da Menschen die Nährstoffe nicht zwangsweise aus Tieren aufnehmen müssen. Beispiele hierfür sind die Milch, die als Calciumlieferant gilt und Fleisch, das angeblich für die Eisenzufuhr notwendig ist. Eine andere wertvolle Calciumquelle ist grünes Gemüse und Eisen findet sich in Samen und Nüssen. Diese Beispiele zeigen, dass es sinnvoll ist, sich mit dem Thema Veganismus auseinanderzusetzen und die eigenen Wissenslücken zu schließen.
Entspannt umdenken
Es gibt zahlreiche Studien, die das vegane Leben analysiert haben und die beim Erlangen von wertvollem Wissen helfen. So beispielsweise die Beobachtungsstudien Adventist Health Studies I und II sowie die Epic Oxford-Studie, die gesundheitliche Vorteile deutlich zeigen. Darüberhinaus gibt es andere Dinge, die den Einstieg in das vegane Leben vereinfachen. Viele Apps helfen bei der Orientierung im neuen Lebensabschnitt. Es gibt verschiedene Applikationen, die passende Restaurants vorschlagen. Andere helfen bei der Suche nach Lebensmitteln im Supermarkt, da sie die Codes der Produkte scannen können und angeben, ob diese vegan sind oder nicht.
Heutzutage gibt es zudem für fast alles eine vegane Alternative wie beispielsweise pflanzliche Milch, hergestellt aus Hafer, Mandeln oder auch Kokos. Und am Anfang gilt vor allem eines: ausprobieren! Der Markt der veganen Produkte hat sich im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelt und ist sehr vielfältig geworden. Daher hilft es nur, die verschiedenen Produkte zu probieren und die Dinge zu finden, die einem am Besten schmecken.
Den Anfang gestalten
Ein einfacher Weg anzufangen ist es, seine Lieblingsgerichte zu nehmen und diese vegan zuzubereiten. Man ersetzt dabei lediglich einige kleine Dinge mit pflanzlichen Alternativen. Ist zum Beispiel Reis mit Gemüse und Hühnchen die Lieblingsmahlzeit, so ersetzt der Veganer lediglich das Hühnchen durch eine pflanzliche Alternative. Bei allem gilt, dass auch kleine Schritte zu großem Erfolg führen. Jede pflanzliche Mahlzeit, die jemand anstelle einer tierischen Nahrung isst, hilft der Lage der Tiere sowie der Umwelt. Jeder Versuch ist positiv und verbessert die Welt ein kleines Stück weit.
27.07.2023
Text:
Mia Lynn Boehme
Ein veganer Käsekuchen.
Foto: Mia Lynn Boehme.
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Der vegane Lebensstil wird ein immer größerer Trend. Die Lebensweise ohne tierische Produkte ist gefragt und prägt auch die Ernährung. Um einen einfachen Einstieg in die Welt des Veganismus zu sichern, berät Melanie Standop ihre Kunden als zertifizierte vegane Ernährungsberaterin. Wie sie zu diesem Job gekommen ist und was es mit der veganen Ernährungsweise auf sich hat, erläutert sie im Gespräch und gibt wertvolle Tipps für die Umstellung.
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