Planungskiosk KasselOst
Eine Ausstellung und Wissensspeicher für und in Bettenhausen
Studierende der Stadtplanung der Universität Kassel stellten Ihre Arbeit in einer Scheune am Bettenhäuser Dorfplatz aus. Eine Geschichte über ein spannendes Semester, Ihren Errungenschaften, Ihrer erfolgreichen Ausstellung und alles was schön an Gemeinschaftlicher Arbeit ist.
Das Ziel des Projekts bestand darin, Bürger:innen-Beteiligung in der Stadtentwicklung und Konzepte der Citizen Science weiterzuentwickeln. Zahlreiche Prozesse in der Stadtentwicklung bleiben von Machtungleichheit geprägt. Dabei sollen Fachwissen und Erfahrungswissen gleichberechtigt in Prozesse einfließen, um Stadtentwicklung gemeinsam zu gestalten. Man sah die Bewohner:innen dabei als Expert:innen ihres städtischen Alltags, deren Wissen in ein Konzept von kollaborativer Stadtentwicklung eingebunden wird.
Drei Monate waren die Studierenden insgesamt in Bettenhausen unterwegs, knüpften Kontakte und lernten die Bewohner*innen vor Ort kennen. Dabei war das Ziel, den Stadtteil, seine Entwicklung und aktuelle Themen besser zu verstehen und gemeinsam mit den Bewohner:innen Bettenhausen zu erforschen. Zusammen wurde in Bettenhausen erzählt, diskutiert, fotografiert und kartiert.
Ergänzend habe man sich mit bereits bestehender Forschung zum Stadtteil Bettenhausen aus den letzten Jahrzehnten auseinandergesetzt. Diese bestehenden studentischen Arbeiten, über den Kassler Osten, welche im Doku:lab der Universität gesammelt werden, vermittelten uns jede Menge Hintergrundwissen. Das damit verbundene Reflektieren unserer eigenen
Herangehensweise machte uns noch deutlicher, wie wichtig Partizipation in der Stadtentwicklung ist, aber auch wie schwer es ist sie ernsthaft umzusetzen.
Für die Studierenden selbst war das Projekt ein Herausbewegen aus der planerischen Komfortzone und in Teilen auch eine echte Herausforderung, da die Herangehensweise des ethnographischen Forschens für viele von Ihnen neu war. Schnell wurde Ihnen bewusst, dass vorformulierte Fragenkataloge nicht hilfreich sind, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Stattdessen stellte sich heraus, dass der ungezwungene Wissensaustausch durch eine zwanglose Kontaktaufnahme wunderbar funktionierte, um ein gutes Gespräch zu führen.
Viele Vereine, kulturell und sozial Aktive und Gewerbetreibende im Stadtteil, mit denen wir über Interviews, Gespräche und Spaziergänge in Kontakt kamen, halfen uns den Kasseler Osten und speziell Bettenhausen besser zu verstehen. Für die Studierenden war die Zeit vor Ort eine Möglichkeit, abseits von unserem konzeptionellen Alltag, Wissen und Erfahrungen auszutauschen. Das Erleben der Menschen und ihre Sicht auf den Stadtteil gaben den Studierenden die Chance, dieses Puzzle Bettenhausen nach und nach zu durchdringen und unserer Vision von Partizipation auf Augenhöhe ein Stück näher zu kommen.
Die daraus gewonnen Erkenntnisse fanden Eingang in der Ausstellung. Auf einer Karte von Bettenhausen, die auf LKW-Plane gedruckt vor der Scheune ausgebreitet war, haben die Studierenden viele für die Bewohner*innen wichtige Standorte im Stadtteil festgehalten. Durch aufgeklebte QR-Codes konnten Audiodateien von im Vorfeld geführten Gesprächen angehört werden. Zusätzlich konnten Besucher*innen interessante Aspekte direkt vor Ort auf der Karte ergänzen. So erfuhr man zum Beispiel, wo es die beste Baklava und das leckerste Eis gibt.
In der Scheune hatte man Plakate aufgehängt, auf denen die Studierenden die Erkenntnisse der geführten Gespräche aus dem Stadtteil verschriftlicht und auf Plakaten nach Themen sortiert und aufbereitet haben. Besucher*innen konnten sich Plakate über Gewerbe, Soziales & Bildung, Geschichte, sowie Kultur und Freizeitangebote anschauen. Die Ergebnisse der doku:lab-Recherche haben die Studierenden in kleinen Broschüren zusammengefasst und für die Besucher*innen aufgehängt.
Die Ausstellung fand bei den Bettenhäuser Bewohner:innen und anderen Interessierten großen Anklang. Während den Ausstellungstagen kam es zu angeregten Gesprächen in der Scheune und so konnte der Wissenspeicher der Ausstellung auch in diesen drei Tagen noch weiter gefüllt werden.
Mit über 100 Besucher*innen aus dem Stadtteil und darüber hinaus war die Ausstellung aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Der Dank der Studierenden geht an alle Mitwirkende und die Bewohner:innen Bettenhausens, welche Ihnen eine Zeit lang an ihrem Stadtteilleben teilhaben ließen.
04.08.2022
Pressemeldung des Projekts „Planungskiosk KasselOst des Fachbereichs Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Universität Kassel“