
unicef-Ausstellung: Worte können Kindern dauerhaft schaden
„Wenn wir von Gewalt reden, denken wir oft an Schläge und Schlimmeres. Aber Gewalt hat viele Gesichter und beginnt oft schon mit unbedachten Worten. Psychische Gewalt ist eine der häufigsten Gewalterfahrungen. Dazu zählen Drohungen, ständiges Anschreien, Liebesentzug und offene Verachtung – aber auch unbedachte Floskeln“, so Bürgermeisterin Nicole Maisch. „Jedes Kind hat ein Recht darauf, gewaltfrei und sicher aufzuwachsen. Daher nehmen wir den Tag der gewaltfreien Erziehung als Anlass, darauf aufmerksam zu machen, dass Gewaltschutz eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und maßgeblich für die Qualität unseres Zusammenlebens jetzt und in Zukunft ist. Die beeindruckende UNICEF- Ausstellung ist dabei der Auftakt einer Veranstaltungsreihe in diesem Jahr, die verschiedene Facetten des Themas aufgreifen wird.“
Kinderschutzbeauftragte in jeder städtischen
Die Unicef-Ausstellung „Gewalt hinterlässt Spuren“ macht mit eindringlichen Bildern deutlich, was Worte wie „Versager“ für die Entwicklung von Kindern bedeutet. Sie liefert zudem aufrüttelnde Fakten zum Thema Gewalt in der Erziehung. Ein Jahr lang können sich Fachkräfte, Kindertagespflegepersonen sowie Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Thema in den Räumen des Amt Kindertagesbetreuung Kassel (Weserstraße 2A) informieren. Dazu ist ein Besuchstermin telefonisch (787 7051) zu vereinbaren. „Obwohl die ausgestellten Bilder nichts Offensichtliches zeigen, hinterlassen sie Spuren bei den Betrachtenden. Die Exponate wirken auf ihr Publikum und schaffen eine beklemmende Atmosphäre der Betroffenheit und Wut. Sie laden zum Diskurs ein und appellieren daran, genau hinzuschauen, um Gewalt an Kindern zu sehen und zu verhindern“, sagt Monika Stier, stellvertretende Leiterin des Amts Kindertagesbetreuung Kassel.
Im Rahmen der bundesweit verpflichtenden Gewaltschutzkonzepte haben alle Kindertageseinrichtungen eine einrichtungsbezogene Risikoanalyse durchgeführt und damit den kontinuierlichen Kinderschutzprozess auf eine neue Ebene gehoben. „Die Stadt nimmt das Thema Kinderschutz sehr ernst. Daher gibt es in jeder städtischen Kindertageseinrichtung mindestens eine Kinderschutzbeauftragte oder einen Kinderschutzbeauftragten wie mich. Ich gebe regelmäßig pädagogische Inhalte, Informationen sowie Methoden zur Reflexion in mein Team weiter. So sind wir alle stets sensibilisiert und können Verhaltensmuster gut reflektieren oder gegebenenfalls durchbrechen“, sagt Paul Martin Erzkamp, Kinderschutzbeauftragter in der Kita Niederzwehren.

v. l. n. r.: Bürgermeisterin Nicole Maisch, stellv. Leiterin Amt Kindertagesbetreuung Kassel und Annekathrin Richter von der Abteilung „Pädagogik und Ausbildung“ im Amt Kindertagesbetreuung Kassel. Foto: Stadt Kassel
Prävention stärkt Kinder und Eltern
Geschult werden Erzkamp und seine 40 Kolleginnen und Kollegen durch regelmäßige Workshops etwa zum Zusammenhang zwischen Gesundheitsförderung und Gewaltschutz, wie feinfühliges Verhalten gefördert und somit psychische Gewalt an Kindern in allen Bereichen verhindert werden kann. Die Kinderschutzbeauftragten sind Bindeglied zwischen der pädagogischen Fachberatung des Amtes Kindetagesbetreuung Kassel und ihrer Einrichtung, sind Teil eines trägerinternen Netzwerks und sie sind maßgebliche Kommunikatoren zum Thema gewaltfreie Erziehung in den Kitas, aber auch mit den Eltern. Gewaltfreie Erziehung meint dabei sowohl das Vermeiden von körperlicher als auch psychischer sowie verbaler Gewalt.
„Die Folgen von Gewalt im Kindesalter können gravierend sein. Die Belastungen, die dadurch auf das Kind wirken, können Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns haben und zu Konzentrationsschwierigkeiten und Lernproblemen führen. Gewalt prägt also auf vielen Ebenen für das ganze Leben. Daher legen wir großen Wert auf präventive Angebote, damit die Eltern gut gewappnet sind und kein Kind, das erleben muss“, erklärt Maisch das Engagement des Amts Kindertagesbetreuung in diesem Bereich. Weitere Aktionen zur gewaltfreien Erziehung wird es im gesamten Jahr in Kitas, Horten, Spielkreisen und der Kindertagespflege geben. Diese richten sich dann sowohl an das Fachpersonal wie auch an die Sorgeberechtigten. Zudem wird die Stadt Kassel eine Workshopreihe „Demokratie beginnt am Wickeltisch – kinderrechtebasiertes Arbeiten“ anbieten sowie einen Fachtag zum Thema „Bedürfnisorientierte Pädagogik, Grundsätze und Mythen“ ausrichten.
30.04.2025