Ganz neuer Schnee
Von Nuria Rojas Castañeda
Sie stehen am Hang und schauen in die Tiefe. Teils ängstlich, teils waagemutig stürzen sie herunter und werden zu Punkten in der weißen Landschaft. Es sollte laut sein an so einem Ort, mit vielen Menschen, die rufen und schreien und lachen, aber es ist ruhig. die Töne verhallen in der Weite, oder die Menschen vergessen sie. Der Schnee und die dicke Wolkendecke umhüllen alles und lassen es zu Konturen werden.
Eine ältere Frau mit einem Hund an der Leine beobachtet drei Jugendliche, wie sie mit einem Backblech und Einkaufstüten den Hügel hinunterrutschen und sich dabei fast überschlagen.
In all dem Getümmel taucht eine Gruppe junger Menschen auf, sie gleichen einander auf eine angenehme Art und Weise. Sie sehen gerade so aus, als wären sie Menschen, die einen Tag im Schnee verbringen und sich amüsieren. Und die auch in jeden anderen Tag zu einer anderen Jahreszeit hineinpassen. Auch sie stellen sich an den Hang. Um ihre Beine springt ein aufgeweckter Hund. Immer wieder rennt er ein Stück den Hügel hinunter und läuft dann, wie als ob er sich besinnt, wo seine Gruppe sich befindet, nach oben. Die Gruppe lacht. Die Wartenden feuern die Rodelnden an. Eine der Frauen nimmt das Spektakel mit einer kleinen Kamera auf. Filmt sie oder fotografiert sie nur? Die drei Schlitten sind alt darauf wartend, dass sie wieder das Interesse ihrer Besitzer wecken. Die Menschen der Gruppe scheinen so, als würden sie nicht warten, sondern einfach tun, ihr Leben genießen.
Sie werden nicht dauerhaft staunend beobachtet, es macht bloß den Anschein, als sollte man dies tun, wenn doch der Blick auf sie fällt.
Die drei Jugendlichen gelangen nach ihrer turbulenten Fahrt wieder nach oben und stellen sich direkt neben die große Gruppe. Nachdem die Einkaufstüten nun völlig zerfetzt vor ihnen liegen, versuchen sie ihr Glück mit der Frontscheibendecke eines Autos- Ein silberner Teppich im Schnee. Von weitem läuft ein Kind in ihre Bahn, ein kleiner Punkt, der ihnen in Sekunden schon zu nah sein könnte. Die Jugendlichen und erwählte der Gruppe fahren zeitgleich los und schlittern bald dicht nebeneinander in den Abgrund. Der silberne Teppich verhakt sich im Holzschlitten und zerreißt, der Schlitten gerät ins Wanken und alle rutschen lose etwas weiter durch den Schnee. Einer der Gruppe fängt sich schnell wieder, richtet seine indigoblaue Mütze und ruft laut aus: „That´s Life.“